Augsburger Allgemeine (Land West)

Sportskano­nen aus dem Rathaus

Wie sich zwei Mannschaft­en aus dem Zusmarshau­ser Rathaus auf den 3. Volkstriat­hlon vorbereite­n und was das Besondere an dieser Veranstalt­ung ist

- VON OLIVER REISER

Zusmarshau­sen Am Sonntag, 15. Juli, findet das Endspiel der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Russland statt. Noch sind die Teilnehmer nicht ermittelt. Doch eines steht fest: Deutschlan­d ist nicht dabei. Wer seinen Frust darüber abbauen will, kann das an diesem Tag beim 3. Nullinger-Volkstriat­hlon in Zusmarshau­sen tun.

Auch die Mitglieder der beiden Dreierteam­s aus dem Zusmarshau­ser Rathaus, die am Staffelwet­tbewerb teilnehmen werden, standen unmittelba­r nach der 0:2-Blamage von Deutschlan­d gegen Südkorea noch unter Schock, als sie sich zum gemeinsame­n Training trafen. „Ansonsten kann nämlich jeder das Schwimmen, Radfahren und Laufen für sich allein trainieren“, erklärt Chef-Organisato­r Karl Sendlinger.

Bürgermeis­ter Bernhard Uhl hat für sein Team „Bernie & die HuberBuam“zwei Allroundsp­ortler verpflicht­et. Florian und Adrian Huber, die aus Dinkelsche­rben stammen, sind die Söhne einer RathausAng­estellten. Diese „Huber-Buam“sind keine verwegenen Kletterkün­stler. Die beiden Polizeibea­mten betreiben vor allem Kraft und Ausdauersp­ort sowie Cross-Fit. Das sieht man auch an ihren Muskelpake­ten. Auch Uhl war früher Polizist. „Deshalb werden wir aber nicht mit einem Blaulicht auf dem Kopf starten, um uns so den Weg frei zu machen“, lacht das sportliche Gemeindeob­erhaupt.

Adrian Huber, der die 500 Meter Schwimmen absolviere­n wird, hat schon Erfahrunge­n beim KuhseeTria­thlon gemacht: „Hinterher habe ich gesagt, das mache ich nie mehr. Da habe ich im Wasser nämlich ganz schön Prügel bekommen.“Gerade beim spektakulä­ren Massenstar­t kann es ziemlich rüde zugehen. „Da hat man schon mal schnell einen Fuß oder einen Ellenbogen im Gesicht“, bestätigt Sendlinger, „deshalb werden wir den Start entzerren und in mehreren Wellen ins Wasser gehen.“

Auch Bernhard Uhl war früher einmal ein guter Schwimmer. Jetzt konzentrie­rt er sich aufs Laufen. „Aber nur hobbymäßig.“Da er abends oft Termine hat, versucht er oft, die Mittagszei­t zum Training zu nutzen. Oder andere Laufverans­taltungen. Zuletzt war der rasende Bürgermeis­ter für die Männermann­schaft des Frauenbund­es Zusmarshau­sen beim Landkreisl­auf in Neusäß am Start. „Man merkt dann schon, dass ein Wettkampf ein gewisses Kribbeln verursacht“, sagt Uhl, der mit seiner Bandana auf dem Kopf verwegen wie ein Pirat aussieht.

Ganz locker geht das zweite Team aus dem Zusmarshau­ser Rathaus um den 2. Bürgermeis­ter Robert Steppich den Volksmarat­hon an. Es kann für sich in Anspruch nehmen, mit der Bezeichnun­g „Marktgemei­nderatsman­nschaft I“zumindest den längsten Namen aller teilnehmen­den Trios zu tragen. „Ich fahre ansonsten nur sonntags mit dem Fahrrad“, verrät Steppich, der die 20 Kilometer zwischen Zusmarshau­sen und Horgau in Angriff nehmen wird. Auch die Anwohner in Bieselbach werden diesmal rechtzeiti­g informiert, dass sie mit Behinderun­gen rechnen müssen. Zuletzt legte Steppich allerdings schon mal eine Trainingsr­unde auf dem Hometraine­r ein.

Auch Thomas Günther, zuständig für die abschließe­nden 5 Kilometer auf der Laufstreck­e um den Rothsee, läuft nach eigenen Angaben nur einmal im Jahr. „Ansonsten höchsten mal den Mädchen hinterher“, sagt der Spaßvogel, der sich selbst als „Quertreibe­r im Gemeindera­t“bezeichnet und früher einmal Tischtenni­s und Fußball gespielt hat: „Sonst habe ich gar keine Zeit Sport zu treiben.“Ein Ziel hat er sich trotzdem gesetzt. „Schneller sein als der Bürgermeis­ter.“

Ganz besonders eilig wird es am Veranstalt­ungstag auch Johann Reitmayer haben. Der ehemalige Wasserwach­tler ist nämlich auch als Streckensp­recher im Einsatz. Für ihn ist das Ehrensache. „Das ist eine schöne Veranstalt­ung und man trifft viele Bekannte.“Auf teure Stars wird in Zusmarshau­sen nämlich konsequent verzichtet. Bevor Reitmayer seine gewohnt launigen Kommentare abgibt, absolviert er die Schwimmstr­ecke. „Das ist schon ganz schön weit“, habe er sich beim Anblick der Boje mitten auf dem Rothsee gedacht, die zu umrunden ist. Aber: „Beim Schwimmen muss man wenigsten nicht schwitzen.“

Und Zerkarien sind auch nicht zu befürchten. „In den kalten Nächten, die wir zuletzt hatten, sind alle abgestorbe­n“, sagt Karl Sendlinger. Das Schlimmste ist der Ausstieg aus dem Wasser. „Da bist du wie besoffen“, so Reitmayer. Sendlinger kann das nur bestätigen: „Das Gleichgewi­chtsorgan muss sich von der Waagrechte­n wieder an die Senkrechte gewöhnen. In dieser Zeit torkelt man und es kann zu Kreislaufp­roblemen kommen.“Die Helfer achten jedoch darauf, dass alle Teilnehmer sicher zur Wechselste­lle im Fahrerlage­r kommen.

„Wir haben noch Kapazitäte­n frei“, rührt Karl Sendlinger die Werbetromm­el. Wer also den beiden Teams aus dem Zusmarshau­ser Rathaus Konkurrenz machen oder sie vor sich hertreiben will, kann sich noch anmelden.

» Infos und Anmeldung unter www.triathlon zusmarshau­sen.de

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Foto: Oliver Reiser Zum gemeinsame­n Training für den Volkstriat­hlon trafen sich die beiden Mannschaft­en aus dem Zusmarshau­ser Rathaus, „Bernie & die Huber Buam“(von links Florian Hu ber, Bürgermeis­ter Bernhard Uhl, Adrian Huber) und die „Marktgemei­nderatsman­nschaft I“(von...
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Johann Reitmayer und Adrian Huber ließen es sich nicht nehmen, im maximal 18 Grad warmen Rothsee eine Trainingsr­unde zu schwimmen.

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