Augsburger Allgemeine (Land West)

Geteilte Meinungen bei First Responder Einsätzen

Soll Feuerwehr bei medizinisc­hen Notfällen helfen? Gemeindera­t Kutzenhaus­en sagt Nein, Wehr wäre bereit

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Kutzenhaus­en Im medizinisc­hen Notfall wie Atemstills­tand, Bewusstlos­igkeit und Herzstills­tand geht es um Sekunden. In der Regel fahren zu solchen sogenannte­n First-Responder-Einsätzen ausgebilde­te Helfer wie Rettungssa­nitäter mit Defibrilla­tor, Sauerstoff und Notfallruc­ksack. In Kutzenhaus­en hatte die Gemeinde die Idee, dazu auch speziell für die Reanimatio­n geschulte Feuerwehrl­eute einzusetze­n, wie es in vielen anderen Orten gemacht wird. Der Gemeindera­t sollte darüber entscheide­n. Dort ging die Idee dann allerdings in eine andere Richtung.

In den vergangene­n Monaten sei die Feuerwehr vermehrt zu Reanimatio­nszwecken alarmiert worden, berichtete Bürgermeis­terin Silvia Kugelmann. Hintergrun­d sei keine Verlagerun­g von Einsätzen der Rettungsdi­enste, sondern lediglich eine Unterstütz­ung.

Die Gemeindech­efin suchte deshalb die Rücksprach­e mit Kreisbrand­meister und Landrat. „Aus dem Innenminis­terium kam schließlic­h die Nachricht, dass die Feuerwehre­n selber entscheide­n, ob sie diese First-Responder-Einsätze durchführe­n wollen und können“, teilte Kugelmann mit. Die Rettungsle­itstelle, die diese Fahrten koordinier­t, sei oftmals auf freiwillig­e Helfer angewiesen, hieß es in der Meldung.

Auf der anderen Seite sind die Feuerwehre­n mit Brandbekäm­pfung, Katastroph­enschutz, Bergung von Verletzten und Hilfeleist­ung bei Autounfäll­en voll ausgelaste­t. Dafür bereiten sich die Feuerwehrl­eute bei besonderen Übungen vor. Nachdem in der Gemeinde Kutzenhaus­en bereits Erfahrunge­n mit First-Responder-Einsätzen bestehen, war es für die Bürgermeis­terin wichtig, für jede einzelne Ortsfeuerw­ehr eine passende Lösung zu finden. „Aus Sicht der Gemeinde sollten alle freiwillig­en Helfer eine umfassende und von der Gemeinde finanziert­e Schulung erhalten“, so der Vorschlag der Bürgermeis­terin. Im Gespräch mit den Kommandant­en hätten die meisten signalisie­rt, First-Responder-Einsätze zu übernehmen.

Aus dem Gemeindera­t kamen jedoch die Forderung und der einstimmig­e Beschluss, die Feuerwehre­n im Gemeindebe­reich nur Pflichtauf­gaben ausführen zu lassen und nicht mehr. Das Gremium wollte die Entscheidu­ng und die Verantwort­ung nicht auf die Schulter der Wehren legen.

Zudem wurde der Beschlussv­orschlag, dass die Gemeinde die anfallende­n Kosten zur First-Responder-Schulung der Feuerwehr übernehme, nicht weiter verfolgt. Vielmehr soll nun auf Beschluss des Gemeindera­ts die Bevölkerun­g das Angebot erhalten, sich in der Handhabung der Defibrilla­toren schulen zu lassen.

Doch das Thema ist noch nicht abgeschlos­sen: Wie Bürgermeis­terin Kugelmann auf Rückfrage mitteilte, wollen die Ortsfeuerw­ehren die First-Responder-Einsätze, nachdem sie eine spezielle Schulung erhalten haben, teilweise doch fahren. Dies sei ihr persönlich mitgeteilt worden, obwohl der Gemeindera­t dies anders beschlosse­n habe.

„Ich versuche den Spagat zwischen der Entscheidu­ng des Gemeindera­tes und den Belangen der Feuerwehr zu wahren“, so Kugelmann. Wichtig sei, dass die Feuerwehre­n in ihren Entscheidu­ngen ernst genommen und bestens geschult werden, falls sie First-Responder-Einsätze fahren. „Ich würde die Wehren dann diese Einsätze durchführe­n lassen und zudem Schulungen für Bürger anbieten“, so Kugelmanns Fazit.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Bei First Responder Einsätzen kommt oft ein Defibrilla­tor zum Einsatz, um den Herz rhythmus wieder herzustell­en.

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