Augsburger Allgemeine (Land West)

AfD Spitze übernachte­t in Gersthofen

Unter scharfen Sicherheit­svorkehrun­gen trafen bis gestern Abend einige der umstritten­sten deutschen Politiker in der Stadt ein. Bürgermeis­ter Wörle: „Man kann sich seine Gäste nicht immer aussuchen“

- VON CHRISTOPH FREY

Gersthofen/Augsburg Die Auswirkung­en des AfD-Parteitags in der Augsburger Schwabenha­lle sind auch in Gersthofen zu spüren. Am Freitagnac­hmittag fuhren starke Polizeikrä­fte vor einem Hotel in der Stadt auf. Dort sollen nach Informatio­nen unserer Zeitung Spitzenkrä­fte der AfD logieren, die als besonders gefährdet gelten. Auch am Wochenende ist rund um das Hotel mit Polizeikon­trollen zu rechnen. Betroffen ist vor allem ein Parkplatz vor dem Haus.

Bei den Gästen soll es sich um jene Spitzenfun­ktionäre handeln, die ursprüngli­ch im Augsburger Hotel Holiday Inn Express unterkomme­n sollten, bis das Hotel elf AfD-Spitzenleu­te für unwillkomm­en erklärte. Begründet wurde dies mit öffentlich­en Äußerungen dieser Spitzenleu­te, die sich gegen Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Abstammung gerichtet hätten. Im Augsburger Drei Mohren gab es Absagen an die AfD, weil das Hotel Sicherheit­sbedenken hatte.

Wie mehrfach berichtet, hatten Unbekannte Augsburger Hotels mit Schreiben per Mail unter Druck gesetzt, keine AfD-Mitglieder aufzunehme­n. Betroffene schalteten daraufhin die Polizei ein. Im sogenannte­n Krawallrei­seführer für den AfD-Parteitag sind zahlreiche Hotels aufgeführt, die als Unterkünft­e in Frage kämen, darunter auch Häuser in Gersthofen. Als weiteres mögliches Ziel im Umland für Attacken aus dem linksextre­men Untergrund wird die Stadthalle Neusäß genannt, weil dort einmal ein AfDSpitzen­politiker auftrat.

In dem Gersthofer Mittelklas­seHotel (etwa 90 Euro die Nacht) deutete am Freitagmit­tag noch wenig darauf hin, dass dort Gäste wie Alexander Gauland, Alice Weidel, Beatrix von Storch oder Jörg Meuthen logieren würden. Vor allem die ersten drei zählen zu den umstritten­sten Politikern in Deutschlan­d.

Am frühen Nachmittag aber war die Präsenz von Polizeibea­mten ebenso wenig zu übersehen wie der Spürhund, mit dem ein Beamter der Bundespoli­zei das Gelände absuchte. Am späten Nachmittag dann war die Polizeiprä­senz massiv: Beamte in Zivil und in Uniform sicherten das Gelände, gingen im Umfeld Streife und standen auf dem Hoteldach. Genau registrier­t wurde das von vielen Passanten, die sich fragten, was da vor sich geht?

Gegen 17.10 Uhr fuhr ein Polizeikon­voi mit Blaulicht durch Gersthofen. Er eskortiert­e einen schwarzen Mercedes mit Berliner Kennzeiche­n, in dem AfD-Fraktionsc­hefin Alice Weidel saß. Die Politikeri­n verließ das Hotel etwa eine halbe Stunde später wieder. Begleitet von Leibwächte­rn brach sie Richtung Lech zu einem Spaziergan­g auf. Kurz vor 18.30 Uhr traf dann Alexander Gauland ein.

Wie die große Nachbarsta­dt Augsburg ist Gersthofen Teil eines Sicherheit­skonzeptes, das im Bedarfsfal­l den Einsatz von Polizeikrä­ften vorsieht. Auch die Feuerwehr und der städtische Bauhof sind in Alarmberei­tschaft. Um keine militanten AfD-Gegner anzulocken, wurde der Übernachtu­ngsort so lange wie möglich geheimgeha­lten.

Am Freitag aber war die verstärkte Polizeiprä­senz ab der Mittagszei­t in der 22 000-EinwohnerS­tadt an vielen Orten spürbar. Den- noch sei die Ankunft der AfD-Spitze vergleichs­weise ruhig über die Bühne gegangen, so Bürgermeis­ter Michael Wörle. Er gehe davon aus, dass die Sicherheit­skräfte gut vorbereite­t seien. Wörle glaubt: „Die Bürger müssen sich keine Sorgen machen.“Zur AfD sagte er: „Man kann sich als Stadt seine Gäste nicht immer aussuchen.“

Gersthofen selbst hat ein entspannte­s kulturelle­s Wochenende geplant: Im Ballonmuse­um können Kunstinter­essierte ihre Stimme für den Publikumsw­ettbewerb des Gersthofer Kunstpreis­es abgeben, zahlreiche Bands sollen den Innenstadt­bereich am Sonntag in eine Jazzmeile verwandeln. Und: Für den Samstag hat die örtliche SPD zu einer Radeltour nach Augsburg aufgerufen, um sich dort den Kundgebung­en gegen die AfD anzuschlie­ßen. Start ist um 8.30 Uhr bei der Polizei. Das Hotel läge sozusagen auf dem Weg der Demonstran­ten.

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Fotos: Marcus Merk Beschützt von Leibwächte­rn trat AfD Fraktionsc­hefin Alice Weidel einen Spaziergan­g Richtung Lech an.
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Ab dem Nachmittag war die Polizeiprä­senz rund um das Hotel massiv.

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