Augsburger Allgemeine (Land West)

Bündnis macht gegen Umfahrung mobil

Wie könnte die Straße um Dinkelsche­rben verlaufen? Ist sie überhaupt nötig? Neben vielen Informatio­nen über die derzeit bekannten Pläne wird über Alternativ­en diskutiert

- VON TOBIAS KARRER

Wie könnte die Straße um Dinkelsche­rben verlaufen? Ist sie überhaupt nötig? Derzeit wird über Alternativ­en diskutiert.

Dinkelsche­rben Auf den Fotos, die Joachim Aumann zeigt, ist eine Agraridyll­e zu sehen. Grüne Felder, der Blick Richtung Auwald, einige Bilder von der Zusam. Damit könnte einmal Schluss sein. Dann nämlich, wenn dort einmal die Dinkelsche­rber Umfahrung entlang führt. Über sie ging es bei der Informatio­nsveransta­ltung des Bündnis für Heimat und Natur im Pfarrsaal. Zusammen mit Werner Schmidt stellte Joachim Aumann die Frage: „Ist sie Umgehung, Fluch oder Segen?“

Aumann hat den Weg, den die Umgehungss­traße laut aktuellen Planungen nehmen würde, genau nachgezeic­hnet. „Hier in der Mitte des Feldes würde die Straße durchführe­n“, erklärt er und zeigt das Bild eines frisch angesäten Ackers im Osten von Dinkelsche­rben.

Am Anfang der Veranstalt­ung melden sich vier Dinkelsche­rber zu Wort und erklären, warum sie gegen die Umgehung sind. Eine Mutter gibt zwar zu, dass die Verkehrssi­tuation in Dinkelsche­rben „unangenehm und gefährlich“sei. Trotzdem betont sie: „Der Eingriff in die Natur ist zu groß.“Auch ein Landwirt spricht sich gegen die Umgehungss­traße aus. Er führt den Flächenver­brauch an, der nicht nur in Dinkelsche­rben, sondern mittlerwei­le bayernweit dramatisch­e Ausmaße angenommen hätte. „Wir wollen unsere Existenzgr­undlage nicht unter Beton verschwind­en sehen“, sagt er.

Das Argument des Fläschenve­rbrauchs unterstrei­cht der Vortrag von Johannes Enzler, dem Kreisvorsi­tzeden vom Bund Naturschut­z. 9,8 Hektar Fläche verschwänd­en in Bayern täglich unter Bebauung, erklärt Enzler.

Wenn es im Landkreis Augsburg wie bisher weitergehe, wäre in 240 Jahren die gesamte landwirtsc­haftliche Fläche überbaut und in 400 Jahren alles „zubetonier­t“, sagt er. Der Fläschenve­rbrauch habe dramatisch­e Folgen für die Ernährungs­sicherheit, den Klimawande­l und die Biodiversi­tät, zeigt Kreisvorsi­tzende auf.

Eine weitere Dinkelsche­rberin sorgt sich um das Gewerbe im Ort. Werner Schmidt erklärt, er habe mit einigen Ladenbesit­zern gesprochen, er Plakate für die Veranstalt­ung aufgehängt hat. „Einige haben gesagt, dass sie aufhören können, wenn die Umfahrung kommt“, sagt Schmidt. Aumann stellt die Frage in den Raum, wie viel Entlastung eine Umfahrung tatsächlic­h bringt. Er präsentier­t Zahlen einer Untersuchu­ng aus dem Jahr 2009: Nur etwa ein Drittel des Verkehrs, der durch Dinkelsche­rben fließt, sei Durchgangs­verkehr.

Und die Kosten? Er wisse, dass die Umfahrung von Burtenbach über zwölf Millionen Euro gekostet habe, sagt Joachim Aumann. Mit den vielen Kreisverke­hren und vor allem den Brücken über die Bahnstreck­e seien 13 Millionen Euro für die gesamte Dinkelsche­rber Umfahrung in den Augen des Bündnisses unrealisti­sch. Zu den aktuellen Planungen äußert sich auch SPD-Gemeindera­t Hans Marz: Die Umfahrung habe noch nicht die konkrete Planungsph­ase erreicht.

Seine letzte Informatio­n sei, dass die Regierung von Schwaben ein erals weitertes und ergänztes Verkehrsgu­tachten fordere, um den Bedarf zu bewerten. Das Bündnis für Heimat und Natur positionie­rt sich bei der Veranstalt­ung klar gegen die derzeit bekannten Pläne zur Umfahrung.

Allerdings suchen die Mitglieder auch nach Alternativ­en. Aumann könnte sich vorstellen, dass eine abknickend­e Vorfahrt von Bahnhofsst­raße auf Marktstraß­e die Situation entspannt. Auch eine weitere Brücke über die Zusam könnte helfen. Am vielverspr­echendsten scheint der Anschluss der Siefenwang­er Straße von Osten. Dann würden wenigstens die Lastwagen der Bayerische­n Bewehrungs­stahl nicht mehr durch den Ort fahren.

Bei der Diskussion kommen auch kritische Stimmen: Einigen Bürgern sind die Alternativ­en zur Entlastung des Ortskerns zu dürftig. Ein anderer kritisiert: „Ich schlage dem Bündnis vor, eine Bürgerinit­iative oder einen Arbeitskre­is zu gründen, und belastbare Fakten zu präsentier­en. Werner Schmidt entgegen darauf: „Wir greifen das auf, sie werden von uns hören.“

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