Augsburger Allgemeine (Land West)
Bündnis macht gegen Umfahrung mobil
Wie könnte die Straße um Dinkelscherben verlaufen? Ist sie überhaupt nötig? Neben vielen Informationen über die derzeit bekannten Pläne wird über Alternativen diskutiert
Wie könnte die Straße um Dinkelscherben verlaufen? Ist sie überhaupt nötig? Derzeit wird über Alternativen diskutiert.
Dinkelscherben Auf den Fotos, die Joachim Aumann zeigt, ist eine Agraridylle zu sehen. Grüne Felder, der Blick Richtung Auwald, einige Bilder von der Zusam. Damit könnte einmal Schluss sein. Dann nämlich, wenn dort einmal die Dinkelscherber Umfahrung entlang führt. Über sie ging es bei der Informationsveranstaltung des Bündnis für Heimat und Natur im Pfarrsaal. Zusammen mit Werner Schmidt stellte Joachim Aumann die Frage: „Ist sie Umgehung, Fluch oder Segen?“
Aumann hat den Weg, den die Umgehungsstraße laut aktuellen Planungen nehmen würde, genau nachgezeichnet. „Hier in der Mitte des Feldes würde die Straße durchführen“, erklärt er und zeigt das Bild eines frisch angesäten Ackers im Osten von Dinkelscherben.
Am Anfang der Veranstaltung melden sich vier Dinkelscherber zu Wort und erklären, warum sie gegen die Umgehung sind. Eine Mutter gibt zwar zu, dass die Verkehrssituation in Dinkelscherben „unangenehm und gefährlich“sei. Trotzdem betont sie: „Der Eingriff in die Natur ist zu groß.“Auch ein Landwirt spricht sich gegen die Umgehungsstraße aus. Er führt den Flächenverbrauch an, der nicht nur in Dinkelscherben, sondern mittlerweile bayernweit dramatische Ausmaße angenommen hätte. „Wir wollen unsere Existenzgrundlage nicht unter Beton verschwinden sehen“, sagt er.
Das Argument des Fläschenverbrauchs unterstreicht der Vortrag von Johannes Enzler, dem Kreisvorsitzeden vom Bund Naturschutz. 9,8 Hektar Fläche verschwänden in Bayern täglich unter Bebauung, erklärt Enzler.
Wenn es im Landkreis Augsburg wie bisher weitergehe, wäre in 240 Jahren die gesamte landwirtschaftliche Fläche überbaut und in 400 Jahren alles „zubetoniert“, sagt er. Der Fläschenverbrauch habe dramatische Folgen für die Ernährungssicherheit, den Klimawandel und die Biodiversität, zeigt Kreisvorsitzende auf.
Eine weitere Dinkelscherberin sorgt sich um das Gewerbe im Ort. Werner Schmidt erklärt, er habe mit einigen Ladenbesitzern gesprochen, er Plakate für die Veranstaltung aufgehängt hat. „Einige haben gesagt, dass sie aufhören können, wenn die Umfahrung kommt“, sagt Schmidt. Aumann stellt die Frage in den Raum, wie viel Entlastung eine Umfahrung tatsächlich bringt. Er präsentiert Zahlen einer Untersuchung aus dem Jahr 2009: Nur etwa ein Drittel des Verkehrs, der durch Dinkelscherben fließt, sei Durchgangsverkehr.
Und die Kosten? Er wisse, dass die Umfahrung von Burtenbach über zwölf Millionen Euro gekostet habe, sagt Joachim Aumann. Mit den vielen Kreisverkehren und vor allem den Brücken über die Bahnstrecke seien 13 Millionen Euro für die gesamte Dinkelscherber Umfahrung in den Augen des Bündnisses unrealistisch. Zu den aktuellen Planungen äußert sich auch SPD-Gemeinderat Hans Marz: Die Umfahrung habe noch nicht die konkrete Planungsphase erreicht.
Seine letzte Information sei, dass die Regierung von Schwaben ein erals weitertes und ergänztes Verkehrsgutachten fordere, um den Bedarf zu bewerten. Das Bündnis für Heimat und Natur positioniert sich bei der Veranstaltung klar gegen die derzeit bekannten Pläne zur Umfahrung.
Allerdings suchen die Mitglieder auch nach Alternativen. Aumann könnte sich vorstellen, dass eine abknickende Vorfahrt von Bahnhofsstraße auf Marktstraße die Situation entspannt. Auch eine weitere Brücke über die Zusam könnte helfen. Am vielversprechendsten scheint der Anschluss der Siefenwanger Straße von Osten. Dann würden wenigstens die Lastwagen der Bayerischen Bewehrungsstahl nicht mehr durch den Ort fahren.
Bei der Diskussion kommen auch kritische Stimmen: Einigen Bürgern sind die Alternativen zur Entlastung des Ortskerns zu dürftig. Ein anderer kritisiert: „Ich schlage dem Bündnis vor, eine Bürgerinitiative oder einen Arbeitskreis zu gründen, und belastbare Fakten zu präsentieren. Werner Schmidt entgegen darauf: „Wir greifen das auf, sie werden von uns hören.“