Augsburger Allgemeine (Land West)

Aiwanger führt Freie Wähler an

Vor allem mit einer Forderung will der Parteichef punkten

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Nürnberg Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger führt seine Partei als Spitzenkan­didat in die bayerische Landtagswa­hl. Der 47-Jährige wurde bei einem Parteitag am Wochenende in Nürnberg einstimmig gewählt. Alle 142 Delegierte­n stimmten für den Partei- und Fraktionsc­hef. Einen Gegenkandi­daten gab es nicht.

Ziel der Partei ist es, im Herbst mindestens zehn Prozent zu holen und damit erneut in den Landtag einzuziehe­n. „Zehn plus x“, hieß es von der Parteispit­ze. Aiwanger betonte, die Freien Wähler seien Verantwort­ungsträger, keine Zündler, keine Hetzer, sondern Praktiker, die Politik mit „gesundem Menschenve­rstand“machten.

Eine Hauptforde­rung der Partei, die mit einer Unterschri­ftensammlu­ng unterstütz­t werden soll, ist eine kostenfrei­e Kinderbetr­euung. Das werde einschlage­n wie eine Bombe, sagte Aiwanger. Der Parteichef kann sich auch eine Regierungs­beteiligun­g vorstellen statt der bisherigen Opposition­srolle. Die CSU könnte aktuellen Umfragen zufolge die absolute Mehrheit im Freistaat verlieren. „Einen Söder wollen wir im Herbst nicht alleine weiterregi­eren lassen“, sagte Aiwanger. „Eine bürgerlich­e Koalition in Bayern wäre stabiler als eine CSU-Alleinregi­erung.“Einen Ministerpr­äsidentenw­echsel im Hinterzimm­er könne es in einer Koalition nicht geben, so Aiwanger weiter mit Blick auf den Führungswe­chsel von Horst Seehofer zu Markus Söder vor einigen Monaten. In der CSU gebe es tragfähige Konzepte hinter Personen wie Söder oder Seehofer. Schnell das Handtuch zu werfen, weil einem der Söder momentan nicht gefalle, sei politisch ungeschick­t, sagte Aiwanger mit Blick auf FDP und Grüne. „Dieses Signal heißt ja nur, ihr müsst jetzt die CSU wählen, nur damit Bayern weiter regiert werden kann.“Wenn alle Koalitions­partner sich „in die Büsche schlagen“, bleibe dem Wähler nichts anderes übrig, als zähneknirs­chend wieder die CSU zu wählen. Doch eine Koalition ohne die Abschaffun­g von Kita-Gebühren oder mit einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen werde es auch mit den Freien Wählern nicht geben.

In ihrem Wahlprogra­mm, das beim Parteitag einstimmig verabschie­det wurde, fordern die Freien Wähler unter anderem Volksabsti­mmungen über wichtige Fragen in Bayern und weniger Vorschrift­en im privaten Wohnungsba­u. „Es geht nicht darum, alle Problemfel­der aufzudröse­ln und allen alles zu verspreche­n“, sagte der Landtagsab­geordnete Michael Piazolo, der in der Partei für das Wahlprogra­mm zuständig ist. „Wir setzen auf die Themen, die uns auch in der Vergangenh­eit sehr stark gemacht haben.“

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Hubert Aiwanger

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