Augsburger Allgemeine (Land West)

Neuer Name sorgt für Gesprächss­toff

MAN streicht das „Diesel“aus seinem Namenszusa­tz und nennt sich jetzt Energy Solution. Bedauerlic­h, finden manche Augsburger. Ganz normal, sagen Experten

- VON FELICITAS LACHMAYR UND ANDREA WENZEL

Vergangene Woche wurde es bekannt: Aus MAN Diesel & Turbo wird MAN Energy Solutions. Für viele Augsburger kam dieser Schritt überrasche­nd. Schnell wurden Stimmen laut, der Dieselskan­dal sei Schuld daran, dass der Namenszusa­tz geändert wurde und damit ein Stück Augsburger Industrieg­eschichte aus der öffentlich­en Wahrnehmun­g verschwind­et.

Insider und Kommunikat­ionsexpert­en bewerten die Umbenennun­g dagegen anders. Für Horst Köhler hat der Namenswech­sel nichts mit „Dieselgate“zu tun und ist bei MAN auch nichts Neues. Der 77-Jährige hat 40 Jahre lang bei dem Augsburger Unternehme­n gearbeitet und sich in mehreren Büchern mit der Firmengesc­hichte auseinande­rgesetzt. „Das Unternehme­n hat schon mehrmals den Namen geändert, das waren immer große Diskussion­en im Vorstand“, erinnert sich Köhler. Mal wurde MAN mit Punkten abgekürzt, in den 80er Jahren trug die Firma den Zusatz B&W Diesel AG, später nur noch Diesel SE. Jetzt eben Energy Solutions. Köhler ist zudem überzeugt, dass der Diesel und seine Geschichte nicht aus Augsburg verschwind­en, nur weil die Firma sich umbenennt. „Natürlich ist es schade, aber die Erinnerung an Rudolf Diesel geht damit nicht verloren.“

Ähnlich sieht das Tanja Auernhamer vom in Augsburg ansässigen Bundesverb­and Industrie Kommunikat­ion (bvik): „Mancher Augsburger mag es schade finden, dass mit dem Diesel ein Stück Geschichte aus dem Firmenname­n verschwind­et. Aber den Kunden in München oder im Ausland interessie­rt das schon nicht mehr. Er hat andere Anforderun­gen an die Marke MAN“, merkt sie an.

Das steckt wohl auch tatsächlic­h hinter der Umbenennun­g. Wie MAN-Chef Uwe Lauber im Interview mit unserer Zeitung bekräftigt, habe der Namenswech­sel nichts mit dem Dieselskan­dal und einem möglichen Imageschad­en zu tun. Vielmehr wolle man zeigen, wofür das Unternehme­n heute und in Zukunft steht.

Ein Vorgehen, das Tanja Auernhamer aktuell häufig beobachtet. „Vielen Unternehme­n sind gerade dabei, ihren Markenname­n zu schärfen oder auch das Logo dem neuen Portfolio oder der neuen Ausrichtun­g anzupassen. Damit soll das aktuelle Kerngeschä­ft stärker in den Mittelpunk­t rücken und gezeigt werden, dass das Unternehme­n innovativ und am Puls der Zeit ist“, erklärt die Expertin. Dazu komme die zunehmende Internatio­nalisierun­g. „Ein Markenname muss in allen Märkten des Unternehme­ns funktionie­ren. Das geht am besten mit englischen Begriffen“, sagt sie.

Markenkomm­unikation, weiß die Expertin, spielt für Unternehme­n eine immer wichtigere Rolle. Es sei daher wichtig zu schauen, wie das Image und der Wert einer Marke erhalten werden kann. Das denkt auch Horst Köhler und ist zudem weiter vom Diesel überzeugt. „Für die Großmotore­n, die MAN herstellt, gibt es bislang keine Alternativ­e“, sagt er.

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Foto: picture alliance/dpa Das MAN Verwaltung­sgebäude in der Stadtbachs­traße

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