Augsburger Allgemeine (Land West)
Pfiffe gegen Pegida
Rechtsextreme Gruppe aus München steht Tag und Nacht am Königsplatz – anfangs begleitet von Protest, später ohne Publikum
Absperrgitter, Polizisten und zahlreiche Gegendemonstranten: Die Kundgebung des rechtsextremen Münchner Pegida-Ablegers sorgte am Samstagnachmittag für eine zeitweise aufgeheizte Stimmung am Königsplatz; am Sonntag lief die Kundgebung weiter – praktisch ohne Zuschauer und Protest. Schon während des Aufbaus der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“gab es Wortgefechte. Auch zwischen Vertretern einer christlichen Freikirche und vorwiegend linken Demonstranten gab es hitzige Debatten.
Pegida München wollte ursprünglich am Manzù-Brunnen demonstrieren, bekam aber einen Platz an der Nordwestecke des Kö. Bis zu zehn Personen bauten dort den Stand auf. Unter ihnen war der Chef der Gruppe, Heinz Meyer. Er war nach einer anderen Demo im September 2017 in Augsburg wegen Volksverhetzung angeklagt worden. Es kamen immer mehr Gegendemonstranten, viele aus dem linken Spektrum. Sie riefen unter anderem: „Warum baut ihr auf, keiner will euch hören.“Zunächst lieferten sie sich aber mit einer anderen Gruppe intensivere Wortgefechte.
Für eine christliche Freikirche aus Augsburg sprachen mehrere Redner wie jeden Samstag – mit Erlaubnis – per Mikro über ihre eher strengen religiösen Vorstellungen. Ihr Standort befand sich in der Nähe zu Pegida und Gegendemonstranten. Die Gruppe orientiert sich eng an der Bibel und die Reden stießen auf Widerworte. Als Reaktion stellten sich zwei männliche Demonstranten küssend neben den Redner, später umringte ihn eine Gruppe. Es gab teils hitzige Wortgefechte. Die Polizei suchte das Gespräch und die Redner wechselten auf den Moritzplatz. Dann begann Pegida.
Die Gruppe hielt jedoch keine Reden, sondern spielte zunächst Musik. Ein Titel lautete „Für Deutschland die AfD“. Die Gegendemonstranten antworteten mit Pfiffen und Sprechchören. Vor allem in den ersten Reihen mit Frauen und Männern aus dem linken Spektrum ging es laut zu. Weiter hinter standen ruhigere Demonstranten. Pegida zeigte auch Werbefilme für die AfD und Ausschnitte aus AfDBundestagsreden. Die zehn Teilnehmer saßen teils auf Campingstühlen, aßen und redeten – fast wie im Kleingarten. Pegida blieb auch über Nacht und am Sonntag. Die Genehmigung lief bis Sonntag, 23 Uhr. Ein ungewöhnlicher Auftritt – der dritte der rechtsextremen Gruppe aus München in Augsburg.
Im September 2017 waren Meyer und seine Anhänger erstmals nach Augsburg gekommen. Kurz vor der Bundestagswahl nahmen etwa 50 Personen Teil – 1500 Menschen demonstrierten dagegen. Es gab einen Zug durch die Stadt, ein Großaufgebot der Polizei musste die Lager trennen. Es ging hitziger zu als am Samstag. Damals hielt Meyer eine Rede und forderte unter anderem, „linke Studentinnen“sollten sich von Flüchtlingen vergewaltigen lassen. Inzwischen hat ihn die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung angeklagt. Zudem ist die von Heinz Meyer geführte „Bayerische Schießsportgruppe München“im Visier der Ermittler. Im April dieses Jahres war Pegida München zum zweiten Mal nach Augsburg gekommen. Dann liefen wie jetzt nur Videos; acht Teilnehmer standen etwa 80 Gegendemonstranten gegenüber. Es gab keine Zwischenfälle – wie auch am Wochenende. Nur einmal wurde es etwas hektisch: Zwei Teilnehmerinnen der Pegida-Veranstaltung wurden von der Polizei zu einer nahe gelegenen Spielhalle eskortiert; sie mussten offenbar zur Toilette. Danach ging es mit Eskorte zurück zum Kö. Immer im Schlepptau: Demonstranten.