Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Charmeoffensive
Sie suchen das Gespräch und erklären: Die Polizei setzt Kommunikations-Teams ein
Die Einsatzanzüge der Polizei sind in den vergangenen Jahren immer besser geworden. Doch sie wirken teils auch sehr martialisch. Vor allem dann, wenn die Polizisten auch noch ihre Helme aufsetzen. Ein Gespräch mit Demonstranten ist dann nur noch schwer möglich. Die Polizei setzte deshalb beim Einsatz während der Anti-AfD-Demonstrationen auch beim Auftreten auf Deeskalation. Insgesamt 16 Polizisten waren als sogenannte Kommunikationsbeamte überall dabei, wo es hätte brenzlig werden können.
Sie trugen keine dunklen Anzüge, sondern die normale Uniform und zusätzlich eine gelbe Warnweste mit dem Aufdruck „Kommunikationsteam“. Sie standen meisten direkt bei den Teilnehmern der Demonstrationen, oft in Gespräche vertieft. Sie hatten auch Zeit dafür, das Vorgehen der Polizei ausführlich zu erklären. Und für die ein oder andere Plauderei am Rande. Sie trugen wesentlich zu dem freundlichen Bild bei, dass die Polizei am Wochenende vermitteln konnte.
Polizeisprecher Thomas Rieger sagt, die Beamten seien für ihre Aufgabe speziell ausgebildet worden. Sie arbeiten sonst im normalen Polizeidienst, werden aber für solche Einsätze regelmäßig herangezogen. Einer der Beamten meint, es sei am Anfang eine Überwindung, so ungeschützt auch in kritischen Situationen direkt am Geschehen dran zu sein – gerade das habe aber eine große Wirkung und trage oft zur Beruhigung bei. Wie am Samstagmorgen an der Messe: Bereitschaftspolizisten aus Sachsen wollten die Personalien eines jungen Mannes kontrollieren, der an der Einfahrt zum Messegelände stand und Anti-AfD-Parolen in Richtung der Parteitags-Teilnehmer rief, die mit dem Auto oder zu Fuß kamen. Er weigerte sich zuerst und wurde laut. Als ein Kommunikationsbeamter dazu kam, ließ er sich aber schnell umstimmen. Er zeigte seinen Pass und durfte weiter protestieren.
Eigene Kommunikations-Teams setzt die Polizei inzwischen bundesweit immer öfter ein. In Augsburg waren Beamte, die gezielt das Gespräch suchen, erstmals im vorigen Jahr im Einsatz, als der Münchner Ableger der rechtsextremen PegidaBewegung in Augsburg demonstrierte. Damals war die Stimmung zwischen der Polizei und Teilen der rund 1500 Gegendemonstranten bisweilen sehr aufgeheizt, es kam auch mehrfach zu Rangeleien. Auch in diesen Situationen waren die Kommunikations-Teams nah dran – ansprechbar und ohne Helm. Das sorgte mehrmals für Beruhigung bei aufgebrachten Demonstranten.