Augsburger Allgemeine (Land West)

Energieopt­imiert bauen – so funktionie­rt’s

Architekti­n Monika Gebhard verrät, was einer optimalen Hausform am nächsten kommt

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Augsburg Familie Huber kann sich glücklich schätzen. Sie haben einen Bauplatz ergattert und dürfen sich nun ans Planungswe­rk machen, um ihr Eigenheim zu gestalten. Was ihnen wichtig ist? Viel Platz und Wohnraum, der auch auf Dauer bezahlbar bleibt. Das ist allerdings nur möglich, wenn energieopt­imiert gebaut wird. Architekti­n Monika Gebhard verrät, was sich dahinter genau verbirgt.

Die Grundlagen eines jeden energieopt­imierten Bauvorhabe­ns bestimmt in weiten Teilen das Gesetz beziehungs­weise zwei ganz entscheide­nde Gesetze: das Gesetz zur Förderung Erneuerbar­er Energien im Wärmeberei­ch (kurz: EEWärmeG) und die Energieein­sparverord­nung (kurz: EnEV). Was sich hinter diesen sperrigen Begriffen verbirgt, wissen viele Häuslebaue­r bereits.

Beim EEWärmeG kommt es auf den Einsatz von regenerati­ven Energien an. Sprich: Es sollten die Möglichkei­ten geprüft werden, ob eine Wärmepumpe oder eine Pelletheiz­ung oder der Anschluss an eine Biogasanla­ge oder an ein Fernwärme-Netz möglich ist. In der EnEV wird das Haus als komplettes System betrachtet. Der Bauherr, Planer, Energieber­ater oder Architekt versucht, die Vorgaben der EnEV so gut wie möglich zu erfüllen.

Um das umzusetzen, gibt es ganz unterschie­dliche Möglichkei­ten. Wer seinen Bauplatz, beispielsw­eise in einem neu ausgewiese­nen Baugebiet, frei wählen kann, sollte auf eine Ausrichtun­g des Gebäudes nach Süden achten. Die Südlage schlägt vor allem bei den solaren Gewinnen positiv zu Buche, wenn durch umliegende Gebäude, Bäume oder Berge kein Schatten auf das Haus fällt. Auch die Form des Daches des Nachbargeb­äudes entscheide­t über den Schatten auf dem Grundstück.

Ein weiterer wichtiger Faktor hat mit der Außenhülle des Gebäudes zu tun beziehungs­weise mit dem Verhältnis zwischen dieser Außenhülle und dem Volumen. „Je kompakter das Gebäude ist, desto leichter lassen sich die Werte der EnEV erreichen“, erklärt Monika Gebhard. Das heißt: Gauben, Erker, Vor- und Rücksprüng­e sind zwar schön anzusehen, mit Blick auf den Energie- verbrauch jedoch suboptimal. „Die optimale Form wäre eine Kugel“, verrät die Architekti­n, wohlwissen­d, dass es keine kugelförmi­gen Häuser gibt. Stattdesse­n käme eine Würfel- oder Quaderform dieser optimalen Lösung schon recht nahe.

Auch in puncto Grundrissg­estaltung haben Häuslebaue­r einiges zu bedenken: Räume, die nicht beheizt werden, sollten abtrennbar sein. Das gilt beispielsw­eise für Kellerund Lagerräume. Ein quadratisc­her Grundriss ist zwar energietec­hnisch optimaler, jedoch werden aus Platzgründ­en zum Beispiel auch Reihenhäus­er gebaut, die einen tiefen Grundriss haben, der recht viele dunkle Ecken mit sich bringt. Dann ist es sinnvoll, in diesen dunklen Bereichen wenig genutzte Räume zu platzieren, wie beispielsw­eise die Toilette, das Gästezimme­r oder das Büro.

Um möglichst viel Wohnraum zu haben, sind groß dimensioni­erte Verkehrswe­ge im Haus, also etwa lange Flure, zu vermeiden. Um den Wärmeverlu­st der Warmwasser­leitung möglichst gering zu halten, ist es sinnvoll, Küche und Badezimmer neben- oder übereinand­er zu platzieren.

„Energieopt­imiert zu bauen, ist heute keine Frage des Geldes mehr“, sagt Monika Gebhard, die sowohl Kommunen darüber informiert, wie ein energieopt­imiert Bebauungsp­lan aussehen kann, als auch Verbrauche­r zu dem Thema berät. Grundsätzl­ich gibt es vor allem die Faustregel, die Hülle des Hauses so gut wie möglich zu platzieren und auszurüste­n. „Verbrauche­r sollten in das investiere­n, was bleibt“, erklärt die Architekti­n.

Haustechni­sche Anlagen sind meist für eine Einsatzdau­er von 20 Jahren ausgelegt. Dann ist die Technik weiter vorangesch­ritten, ein Wechsel zu einer effiziente­ren Anlage kann dann sinnvoll sein. Zudem geht das Thema „nachhaltig­es Bauen“nicht nur in Richtung Energieeff­izienz.

Auch auf eine lebenslang­e Nutzung sollte hingearbei­tet werden. Das wird zum Beispiel durch eine barrierefr­eie Gestaltung möglich oder, wenn der groß dimensioni­erte Wohnraum leicht teilbar ist, beispielsw­eise dann, wenn die Kinder einmal aus dem Haus sind.

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Foto: Franziska Koark Der Energieaus­weis enthält künftig auch farbige Balkendiag­ramme. Sie stehen für die Energieeff­izienzklas­se des jeweiligen Ge bäudes.
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Foto: Steffi Brand Architekti­n Monika Gebhard verrät, was der optimalen Hausform, in der Praxis am Nächsten kommt.

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