Augsburger Allgemeine (Land West)
Energieoptimiert bauen – so funktioniert’s
Architektin Monika Gebhard verrät, was einer optimalen Hausform am nächsten kommt
Landkreis Augsburg Familie Huber kann sich glücklich schätzen. Sie haben einen Bauplatz ergattert und dürfen sich nun ans Planungswerk machen, um ihr Eigenheim zu gestalten. Was ihnen wichtig ist? Viel Platz und Wohnraum, der auch auf Dauer bezahlbar bleibt. Das ist allerdings nur möglich, wenn energieoptimiert gebaut wird. Architektin Monika Gebhard verrät, was sich dahinter genau verbirgt.
Die Grundlagen eines jeden energieoptimierten Bauvorhabens bestimmt in weiten Teilen das Gesetz beziehungsweise zwei ganz entscheidende Gesetze: das Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (kurz: EEWärmeG) und die Energieeinsparverordnung (kurz: EnEV). Was sich hinter diesen sperrigen Begriffen verbirgt, wissen viele Häuslebauer bereits.
Beim EEWärmeG kommt es auf den Einsatz von regenerativen Energien an. Sprich: Es sollten die Möglichkeiten geprüft werden, ob eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung oder der Anschluss an eine Biogasanlage oder an ein Fernwärme-Netz möglich ist. In der EnEV wird das Haus als komplettes System betrachtet. Der Bauherr, Planer, Energieberater oder Architekt versucht, die Vorgaben der EnEV so gut wie möglich zu erfüllen.
Um das umzusetzen, gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Wer seinen Bauplatz, beispielsweise in einem neu ausgewiesenen Baugebiet, frei wählen kann, sollte auf eine Ausrichtung des Gebäudes nach Süden achten. Die Südlage schlägt vor allem bei den solaren Gewinnen positiv zu Buche, wenn durch umliegende Gebäude, Bäume oder Berge kein Schatten auf das Haus fällt. Auch die Form des Daches des Nachbargebäudes entscheidet über den Schatten auf dem Grundstück.
Ein weiterer wichtiger Faktor hat mit der Außenhülle des Gebäudes zu tun beziehungsweise mit dem Verhältnis zwischen dieser Außenhülle und dem Volumen. „Je kompakter das Gebäude ist, desto leichter lassen sich die Werte der EnEV erreichen“, erklärt Monika Gebhard. Das heißt: Gauben, Erker, Vor- und Rücksprünge sind zwar schön anzusehen, mit Blick auf den Energie- verbrauch jedoch suboptimal. „Die optimale Form wäre eine Kugel“, verrät die Architektin, wohlwissend, dass es keine kugelförmigen Häuser gibt. Stattdessen käme eine Würfel- oder Quaderform dieser optimalen Lösung schon recht nahe.
Auch in puncto Grundrissgestaltung haben Häuslebauer einiges zu bedenken: Räume, die nicht beheizt werden, sollten abtrennbar sein. Das gilt beispielsweise für Kellerund Lagerräume. Ein quadratischer Grundriss ist zwar energietechnisch optimaler, jedoch werden aus Platzgründen zum Beispiel auch Reihenhäuser gebaut, die einen tiefen Grundriss haben, der recht viele dunkle Ecken mit sich bringt. Dann ist es sinnvoll, in diesen dunklen Bereichen wenig genutzte Räume zu platzieren, wie beispielsweise die Toilette, das Gästezimmer oder das Büro.
Um möglichst viel Wohnraum zu haben, sind groß dimensionierte Verkehrswege im Haus, also etwa lange Flure, zu vermeiden. Um den Wärmeverlust der Warmwasserleitung möglichst gering zu halten, ist es sinnvoll, Küche und Badezimmer neben- oder übereinander zu platzieren.
„Energieoptimiert zu bauen, ist heute keine Frage des Geldes mehr“, sagt Monika Gebhard, die sowohl Kommunen darüber informiert, wie ein energieoptimiert Bebauungsplan aussehen kann, als auch Verbraucher zu dem Thema berät. Grundsätzlich gibt es vor allem die Faustregel, die Hülle des Hauses so gut wie möglich zu platzieren und auszurüsten. „Verbraucher sollten in das investieren, was bleibt“, erklärt die Architektin.
Haustechnische Anlagen sind meist für eine Einsatzdauer von 20 Jahren ausgelegt. Dann ist die Technik weiter vorangeschritten, ein Wechsel zu einer effizienteren Anlage kann dann sinnvoll sein. Zudem geht das Thema „nachhaltiges Bauen“nicht nur in Richtung Energieeffizienz.
Auch auf eine lebenslange Nutzung sollte hingearbeitet werden. Das wird zum Beispiel durch eine barrierefreie Gestaltung möglich oder, wenn der groß dimensionierte Wohnraum leicht teilbar ist, beispielsweise dann, wenn die Kinder einmal aus dem Haus sind.