Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Gymnasium wird volljährig
Das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf verabschiedet seine ersten Absolventen. Die „Versuchskaninchen“haben schon viele Pläne und tragen das Diedorfer Wappen in die Welt
Diedorf Die Abifeier ist für Schüler und Eltern eines Gymnasiums immer etwas besonders. Die Feier in Diedorf am Freitag war aber auch für die Schulleitung, die Lehrer und die Verantwortlichen in der Politik ein besonderer Augenblick: Sie verabschiedeten den ersten Abiturjahrgang des Schmuttertal-Gymnasiums. 37 Oberstufenschüler haben das Abitur bestanden, keiner ist durchgefallen. Bei elf Schülern steht eine Eins vor dem Komma, sechs davon haben es unter die 1,5 Hürde geschafft, einer hat eine glatte Eins.
Schulleiter Günter Manhardt ist stolz auf seinen ersten Abiturjahrgang. Über die Noten freut er sich besonders. „Mit einem Schnitt von 2,3 liegt ihr genau im langfristigen Mittel an bayerischen Gymnasien, das tut uns als Aufbauschule sehr gut“, betont er. Dieses Ergebnis freut nicht nur ihn, sondern auch die anwesenden Politiker.
Kultusstaatssekretärin Carolina Trautner hat das Gymnasium von Anfang an begleitet. Damals war sie noch Kreisrätin und heute steht sie als Vertreterin von Kultusminister Bernd Sibler auf der Bühne in Diedorf. Diese Abifeier sei ein wichtiges Datum für das Gymnasium, sagt Trautner. „Die gesamte Schulfamilie hat an dieser Erfolgsgeschichte mitgeschrieben“, betont sie. Landrat Martin Sailer gratuliert dem Gymnasium in seiner Begrüßungsrede zur „Volljährigkeit“.
Auch die Vorsitzende des Elternbeirats hat eine ähnliche Botschaft: „Das sind Zeiten, in denen man eigentlich nicht unpolitisch bleiben kann.“Im Mittelpunkt ihrer Rede stehen allerdings die Eltern, die mindestens „ein halbes Abitur“verdient hätten und ohne die das neue pädagogische Konzept und die „offenen Lernlandschaften“nicht möglich gewesen wären.
Für Manhardt ist die Abiturfeier auch die Chance, Danke zu sagen. Er bedankt sich allerdings nicht nur bei seinen offiziellen Gästen, sondern auch bei den Schülern. „Ihr seid schuld, dass ich jetzt hier stehe“, sagt er. Seine ersten Schüler hätten in den Anfangsjahren alle Zweifel ausgeräumt, so der Schulleiter. Auch er verpackt einen politischen Appell in seiner Rede: „Die Gesellschaft braucht euch dringend.“
Der Schulleiter spricht von immer stärkeren nationalistischen Tendenzen und nimmt auch zum aktuellen Geschehen Stellung, wenn sich besorgt über ein „globales Bestreben, Migration auf nationaler Ebene zu lösen“, äußert.
Doch eigentlich geht es an dem Abend um die Schüler. In ihrer Rede sagen Lea Fährmann und Davide Sirigu: „Wir sind stolz auf unsere kleine Gemeinschaft Versuchskaninchen.“Die Schüler haben unterschiedliche Pläne, wie es weitergehen soll. Sirigu wird zum Beispiel für elf Monate nach Sambia gehen und in einem Entwicklungsprojekt mitarbeiten. Danach will er Grundschullehrer werden.
Viele Schüler zieht es erst mal ins Ausland. Clarissa Kutter war lange Jahre Schülersprecherin am Schmuttertal-Gymnasium, jetzt plant sie ein Jahr in Bolivien. Sie will dort in der Hauptstadt Sucre in einem Krankenhaus arbeiten. Die Neugier zieht auch Cosima Fröhner nach Südamerika. „Ich arbeite erst mal, dann will ich einen Monate Interrail in Europa machen“, erklärt sie. Danach hofft sie auf ein Praktikum an der deutschen Schule in Bogotá, Kolumbiens Hauptstadt.
Auch Tom Papke weiß schon genau, wie es für ihn weitergeht. Er ist Jahrgangsbester und hat die glatte Eins geschafft. Außerdem wurde er
für das beste Matheabitur geehrt. Für ihn geht es jetzt in München weiter. An der Technischen Universität will er Wirtschaftsinformatik studieren.
Egal wohin, die Schüler wird jetzt eine Powerbank mit dem Wappen des Marktes Diedorf begleiten. Zur Einschreibung schenkte ihnen der damalige Bürgermeister Otto Völk ein Lebkuchenherz. Die Idee: Wer das Herz am Ende der Schulzeit noch findet, bekommt ein Geschenk.