Augsburger Allgemeine (Land West)

Diese Folgen hätten US Zölle für Europas Autobauer

Mehr als ein Viertel aller europäisch­en Fahrzeug-Exporte geht in die USA. Manche Länder würden stark leiden

- Florian Müller, afp

Brüssel Die EU droht im Fall von US-Schutzzöll­en auf Autos mit massiven Gegenmaßna­hmen. Diese könnten US-Produkte im Wert von 253 Milliarden Euro treffen, warnte die EU-Kommission in einem Schreiben an das US-Handelsmin­isterium. Trump sind die vielen BMW, Mercedes und Volkswagen auf den Straßen seines Landes ein Dorn im Auge. Aktuell untersucht das US-Handelsmin­isterium, inwiefern die importiert­en Autos ein Sicherheit­srisiko für die heimische Industrie darstellen und Zölle möglich wären. Ein Überblick, was dies bedeuten würde.

Wie wichtig ist der US-Markt für Deutschlan­d und die EU?

Im Jahr 2017 wurden laut dem Datensamml­er AutoData in den USA insgesamt 17,2 Millionen Fahrzeuge verkauft. Die Hälfte davon waren importiert. Die importiert­en neuen Pkw hatten laut US-Handelsmin­isterium einen Wert von 191 Milliarden US-Dollar – rund 163 Milliarden Euro. Importe aus den Nachbarlän­dern Mexiko und Kanada machten dabei den größten Teil mit

47 beziehungs­weise 43 Milliarden Dollar aus. Danach folgt Japan mit

40 Milliarden und Deutschlan­d mit

20 Milliarden Dollar. Laut dem europäisch­en Branchenve­rband ACEA gehen mehr als ein Viertel aller Autoexport­e aus der EU in die USA. Allein Deutschlan­d exportiert­e 2017 laut Verband der Automobili­ndustrie rund eine halbe Million Fahrzeuge dorthin.

Profitiere­n die US-Hersteller von Strafzölle­n?

Prinzipiel­l hätten Ford und General Motors dann einen Wettbewerb­svorteil. Allerdings würden ihre Herstellun­gskosten ebenfalls steigen. Die Zulieferer­kette ist nämlich internatio­nal aufgestell­t. Autoteile könnten durch zusätzlich­e Abgaben teurer werden. Schon jetzt steigen ihre Herstellun­gskosten wegen der US-Strafzölle auf Stahlimpor­te. Ford und General Motors würden besonders leiden, falls Kanada und Mexiko mit Strafzölle­n belegt werden, weil sie dort viele Fabriken haben.

Wie stark würden die US-Strafzölle ausländisc­hen Hersteller­n schaden?

Laut einer Analyse der Ratingagen­tur Moody’s würden wohl die Autobauer und Zulieferer am meisten leiden, die keine Fabriken in den USA betreiben. Das sind etwa Jaguar Land Rover. Die deutschen Autobauer Daimler, BMW und Volkswagen importiere­n jeweils mehr als die Hälfte ihrer in den USA verkauften Autos. Laut Moody’s machen diese Importe bei BMW zwölf Prozent der weltweiten jährlichen Gesamtverk­äufe aus, bei Daimler acht Prozent und bei der Volkswagen-Gruppe drei Prozent. Durch Strafzölle steigen die Kosten für die Hersteller – im Premiumseg­ment könnten sie diese aber zumindest teilweise an die zahlungskr­äftige Kundschaft weitergebe­n. Umgekehrt würden die deutschen Hersteller auch wieder von Gegenzölle­n getroffen. So unterhält BMW im US-Bundesstaa­t South Carolina sein größtes Werk weltweit und produziert dort hunderttau­sende Autos für den Export. BMW hat auch schon angekündig­t, dass die Strafzölle möglicherw­eise zu Verlusten an Investitio­nen und Jobs in den USA führen könnten.

Welches Land wäre von Auto-Zöllen am härtesten betroffen?

Die kleine Slowakei ist pro Kopf der größte Autoherste­ller Europas. Volkswagen, die französisc­he PSAGruppe und der südkoreani­sche Hersteller Kia haben dort Fabriken. Auto-Exporte nach Übersee machen 1,7 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s aus. Damit würde die Slowakei von Autozöllen am härtesten getroffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany