Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein dufter Ort
Ausflug auf die Roseninsel
Roseninsel? Da war doch was! Ach ja, Unesco … Die Prähistorischen Pfahlbauten auf der winzigen Insel gehören zum grenzübergreifenden Welterbe, und sie beweisen, dass das Eiland seit rund 10 000 Jahren besiedelt ist. Aber vor allem ist die Roseninsel im Starnberger See dafür bekannt, wofür der Name steht: Für
600 Rosenstöcke, die zur Sommerzeit vor dem königlichen Gartenhaus, genannt Casino, blühen und duften.
500 Jahre alte Züchtungen sind dabei und relativ moderne wie die kleine fliederfarbene Rose „Veilchenblau“. Gepflanzt wurden sie, nachdem König Max II. 1850 das Inselchen für 3000 Gulden der Fischer-Familie Kugelmiller, die dort ein Gasthaus betrieb, abgekauft hatte. Der König ließ das Casino als Rückszugsort im pompejanischbayerischen Stil bauen und den Park samt Rosarium anlegen. Mitten im Rosenrondell steht eine blau-weiße Glassäule mit der Skulptur eines Mädchens mit Papagei, ein Geschenk des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. Maximilians Sohn und Nachfolger, Ludwig II., liebte die Insel, auf die er Vertraute einlud wie Richard Wagner oder auch seine Cousine Sisi. Die österreichische Kaiserin verweilte gerne in dem Refugium. Im Visconti-Film „Ludwig II.“dient die Roseninsel denn auch als Kulisse zu einem Treffen der beiden.
Nach Ludwigs Tod verfiel das Inselchen in einen Dornröschenschlaf. 1978 erwarb der bayerische Staat das Idyll für 800000 D-Mark und ließ Casino und Rosengarten restaurieren. Seit 15 Jahren kann die Roseninsel in alter Schönheit bewundert werden – das königliche Gartenhaus allerdings nur im Rahmen einer Führung.
Vom Glockensteg in der Feldafinger Bucht aus bringt Fährmann Hermann, ein Bayer wie aus dem Bilderbuch, die Besucher – darunter auch Hochzeitspaare, die sich im Gartensaal des Casinos trauen lassen – hinüber auf das Insel-Idyll. Drei bis vier Mal in der Stunde fährt er zurzeit hin und her. Ich war vom Zürcher Hauptbahnhof her gekommen. Immer an der Limmat entlang bis zur Marktgasse 17 hatte ich meinen Rollkoffer gerumpelt und schon mal geguckt, ob die Frauenbadi eine Option für ein wenig freie Zeit zwischen zwei Terminen sei.
Über altes Kopfsteinpflaster ging es bergan in die dicht bebaute Altstadt, die ihren Namen wirklich verdient und bis auf Ausnahmen Autos draußen lässt. An Nr. 17 brachte mich der Fahrstuhl in die erste Etage des neuen Hotels im alten Gemäuer. Die Türen öffnen sich zu einem lichten Raum mit Rezeption, moderner Sitzecke, Laptop, Bibliothek und einer Self-ServiceKaffeeund Wasserbar, wo man kostenfrei regnerische Tage verplempern kann, wenn man nicht gleich auf einem der 39 individuellen Zimmer bleibt.
Die sind so klar und schön mit ihren Designklassikern eingerichtet, dass es wohl tut und sich das übliche
Verlorenheitsgefühl, was einen sonst in manch lieblosen
Kammern beschleicht, gar nicht erst eintritt. Und still ist es in der Nacht: ein Vergnügen.
Alles wurde erst vor einiger Zeit fertiggestellt. Und so ein 600 Jahre altes Gemäuer hat die Restauratoren und Innenarchitekten vor knifflige Aufgaben gestellt. Hier ein schräger Fußboden, dort ein Wandgemälde, ein kostbares Paneel. Jedes noch so kleine Refugium strahlt darum Individualität aus.
Mittags und abends, drinnen oder draußen kann man das hauseigene Restaurant Baltho besuchen, das Fleischesser und Veganer gleichfalls glücklich macht. Den üblichen Frühstücksraum sucht man vergeblich. Viel schöner, im zum Haus gehörenden Deli trifft man nicht nur die Nachbarn aus der Gasse beim Einkaufen, man sucht sich duftendes Brot und dazu gehörende Delikatessen selbst aus, den Lieblingskaffee, die Zubereitungsart des Hühnereis, ganz wie es einem gefällt.
Das Marktgasse-Hotel liegt prächtig mittendrin, in Laufweite zur Limmat und all der Kulturspots und Geschäfte, die Zürich so zu bieten hat. Hotel Marktgas se, Marktgasse
17, CH 8001 Zü rich, Tel.
0041/4426610
10, www.mark tgassehotel.ch, DZ ab 220 Euro