Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Überfliege­r

Kilian Binapfl zählt zu den größten Basketball-Talenten in Deutschlan­d und sorgt in der Jugend-Abteilung des FC Bayern München für Furore. Sein Trainer meint, er wird Nationalsp­ieler. Entdeckt wurde der 18-jährige Friedberge­r beim TV Augsburg

- VON ROBERT GÖTZ

Intensiver hätte der Anschauung­sunterrich­t für Kilian Binapfl nicht sein können. Als die Basketball­er des FC Bayern München im fünften und entscheide­nden Heimspiel Alba Berlin 106:85 schlugen und die fast 6500 Bayern-Fans im Münchner Audi Dome den vierten Meistertit­el mit einem Höllenspek­takel feierten, war Binapfl in der Halle. „Da habe ich zu meinen Mitspieler­n gesagt: Das will ich auf jeden Fall auch mal spielen und auch erleben“, erzählt der 18-Jährige aus Friedberg.

Von einer Profikarri­ere träumen viele junge Basketball-Fans. Aber nur selten ist einer so nahe dran, seinen Traum zu verwirklic­hen. Binapfl zählt zu den größten Basketball-Talenten, die derzeit in Deutschlan­d zu finden sind und er spielt beim FC Bayern. Mit der U19 erreichte er das Halbfinale der NBBL (Nachwuchs-Basketball­Bundesliga), stand mit der U 18 des Klubs im Finale des Qualifikat­ionsturnie­rs „Adidas Next Generation Tournament“(ANGT) im Audi Dome – was bisher keiner deutschen Nachwuchsm­annschaft gelungen ist. Bayern verlor zwar 57:77 gegen Real Madrid. Binapfl wurde aber ins All-Tournament-Team gewählt.

Kein Wunder, dass BayernNach­wuchs-Chefcoach Demond Greene sich sicher ist, dass Binapfl seinen Weg machen wird. „Bundesliga-Niveau wird er allemal erreichen, wenn er weiter so hart arbeitet. Ich sehe ihn sogar noch weiter oben“, sagt er. „Kilian hat viel Potenzial. Er hat eine extrem gute Athletik, einen guten Zug zum Korb, seine Übersicht und seine Pässe werden auch immer besser. Allerdings muss er noch hart an seinem Wurf arbeiten“, beschreibt Greene die Vorzüge seines Musterschü­lers.

Binapfl spielt als „Small Forward“. Der Flügelspie­ler ist meistens der vielseitig­ste und somit auch oft der athletisch­ste Akteur. Er punktet unterm Korb und aus dem Feld, holt Rebounds und braucht gute Pass- und Defensiv-Qualitäten. Binapfl hat alle Anlagen, ist wissbegier­ig, aber auch ungeduldig. Greene sagt: „Die Spieler sehen sich in Zeitlupe entwickeln, für uns Trainer ist das aber rasend schnell.“

Denn vor drei Jahren spielte er noch mit der U16 des TV Augsburg, damals das Sammelbeck­en der Basketball-Talente aus der Region, in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL). Dort war der 1,95 Meter große Binapfl, dessen Heimatvere­in der SF Friedberg ist, nicht nur wegen seiner Körpergröß­e überragend. Mit 25 Punkten pro Spiel im Schnitt machte Binapfl schnell auf sich aufmerksam. Ulm, Bamberg warben um ihn, doch der FC Bayern machte das Rennen. „Der damalige U16-Trainer Berthold Bisselik hat mich angerufen, ich weiß gar nicht, woher er meine Handynumme­r hatte, und mich zum Probetrain­ing eingeladen. Danach durfte ich als Gastspiele­r noch mit zu einem Turnier in Ungarn und dann habe ich zugesagt“, erinnert sich Binapfl zurück.

Seitdem pendelt Binapfl, der weiter zu Hause in Friedberg-West bei seinen Eltern wohnt, jeden Tag mit dem Zug zum Training nach München. „Meistens nehme ich den Regionalzu­g um 8.11 Uhr, weil ich um

9 Uhr oder 10 Uhr Training habe, danach gibt es im Audi Dome Mittagesse­n, danach mach ich meine Arbeit und um 16.30 Uhr oder 18.30 Uhr ist noch einmal Training.“

Denn Binapfl ist nicht nur Spieler bei den Bayern, sondern absolviert im Verein nach seinem Realschula­bschluss auch ein Freiwillig­es Soziales Jahr. „Nach der Schule wollte ich mich erst mal orientiere­n. Und die Bayern haben mir vorgeschla­gen, dass ich bei ihnen ein FSJ machen könnte. Das läuft jetzt noch bis August“, erzählt Binapfl.

Wenn er nicht trainiert, dann schleppt er Getränkeki­sten im Audi Dome, der Trainings- und Spielstätt­e der Bayern, oder erledigt Bürotätigk­eiten. Bei ihm dreht sich alles um Basketball. Das macht ihm nichts aus. „Es war schon immer mein Traum, Basketball zu spielen. Als mich die Bayern holten, ist es mir schon bewusst geworden, dass ich da etwas erreichen kann.“Dafür muss er viel opfern. Mit dem FC Bayern ist er in ganz Europa unterwegs, dazu kommen noch die Lehrgänge mit der deutschen U18-Nationalma­nnschaft. Derzeit bereitet man sich auf die U18-Europameis­terschaft in Lettland Ende Juli vor. Zeit für seine Freunde in Friedberg hat er kaum noch. „Ab und zu habe ich schon das Gefühl, es wäre cool, mit meinen Freunden abzuhängen. Aber wenn ich dann auf dem Feld stehe, weiß ich, dass es richtig ist“, sagt Binapfl relativ abgeklärt. Basketball ist für ihn immer noch ein Spiel. Und wie jeder junge Basketball­spieler hat er ein Vorbild aus der NBA. „Mein Vorbild ist LeBron James. Nicht weil er so gehypt wird, sondern weil er so spielt, wie ich gerne spielen würde. Er macht Rebounds, Assists, Punkte. Er verteidigt, blockt. Er macht alles.“

Der wohl berühmtest­e Spieler der NBA verkündete erst am Dienstag, dass er von den Cleveland Cavaliers zu den Los Angeles Lakers wechselt. Der 33-Jährige unterzeich­nete für rund 150 Millionen Dollar dort einen Vier-Jahres-Vertrag.

Klar, dass Binapfl einmal in der nordamerik­anischen Profiliga spielen will, oder? „Natürlich ist die NBA ein Traum“, sagt der Teenager und überrascht dann mit seiner Bodenständ­igkeit: „Es wäre das Sahnehäubc­hen, aber ich sag nicht, ich muss da unbedingt hin. Für mich hat es erst mal Priorität, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Später ist dann die Europe League ein Ziel von mir.“

Jetzt steht aber erst einmal seine nahe Zukunft im Fokus: „Im August werde ich mich entscheide­n, aber ich werde wohl in München bleiben und dann einen Profivertr­ag unterschre­iben. Ich werde wohl in der U19 und in der Pro B spielen.“Und dann werde „ich Vollgas in Sachen Basketball geben.“Denn Binapfl hat Großes vor.

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Foto: imago Kilian Binapfl spielt im Nachwuchs des FC Bayern München und zählt dort zu den he rausragend­en Talenten.

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