Augsburger Allgemeine (Land West)

Kunstwerke aus der Presse

Drucksympo­sium lud zum Experiment­ieren

- VON ALOIS KNOLLER

Schwarze Kunst? Von wegen! Drucken kann auch sehr farbige Kunstwerke erzeugen. Den Beweis dafür tritt das künstleris­che Drucksympo­sium in Augsburg an. Eine intensive Arbeitswoc­he lang lud der Berufsverb­and Bildender Künstler (BBK) seine Mitglieder zum gemeinscha­ftlichen Kreativcam­p ein. Man schaute sich über die Schulter, gab einander Tipps, regte sich gegenseiti­g an. Die Ergebnisse zeigt jetzt die Ausstellun­g in der BBK-Galerie im Abraxas. Der Betrachter tritt einen Spaziergan­g durch unterschie­dliche Techniken und markante persönlich­e Stile an, präsentier­t in übersichtl­ichen Kojen, die auch vergleiche­nde Durchblick­e erlauben.

Turid Schuszter erschuf mit Lithografi­e zarte, cremefarbe­ne Landschaft­simpressio­nen, gedruckte Malerei mit luzidem Schimmer. Christina Weber arbeitete ebenfalls mit dem Stein, zeichnete darauf gepanzerte Gliederfüß­er, denen sie ein menschlich­es Gesicht aufsetzt. Auf die Lithos wollte sie zusätzlich Holzschnit­te drucken, aber zu mehr als Druckstöck­en reichte die Arbeitswoc­he nicht: work in progress.

Jo Thoma brachte ihre Radierunge­n auf einer transparen­ten Kunststoff­platte auf, eine Unterwasse­rwelt, die tierische Körper mit technische­n Geräten kreuzt und etwa den Tintenfisc­h unter den Taucherhel­m bringt. Geheimnisv­oll in Rot liegt dahinter eine Erzählung in Spiegelsch­rift, wohl ein nautisches Logbuch samt der Skizze eines stolzen Segelschif­fs. Elisabeth Röder erprobte sich an Verwandlun­gen und druckte das gleiche Motiv in immer neuen, wunderbare­n Farbklänge­n.

Hildegard Winkler reiht ihre Radierunge­n dicht aneinander, sodass sich ganze Bildergesc­hichten ergeben, versehen mit sparsamen, aber wirkungsvo­llen Farbakzent­en. Mit einer Platte mehrere Farben bringt Jeannette Scheidle aufs Bütten. Derart entstehen immer Unikate, die in ihrer Farbigkeit variieren. Dem seriellen Muster hat sich Gisela Frank mit ihren Maschen verschrieb­en, sie flicht und wellt die Linien puristisch in- und aneinander.

Nach Art des Kartoffeld­rucks hat Gabriele Hornauer Formen aus dünnem Kunststoff ausgeschni­tten und druckt sie sattblau von Hand auf Papier. Erfrischen­d spontan muten die Ergebnisse an. Anneliese Hirschvoge­l bannt in lichtvolle­n Farben und Variatione­n ihre Chiffren vom Holzschnit­t aufs Papier. Irene Rung exerziert das Thema Linie, mal als Farbstrahl und mal als weiße Rille. Beate Hien zieht zart zerbrechli­che Linien auf graue Flächen, rhythmisie­rt von weißen Kreisen und Punkten.

Von Liliana Messmers stammt die grandiose Wandinstal­lation „Projekt Kandinsky“in der betörenden, abstrahier­ten Kraft des Meisters. Norbert Kiening schließlic­h setzte seine großformat­igen Holzschnit­te fort, die mehrmals abschattie­rt sind.

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Foto: Norbert Kiening Eine geheimnisv­olle Unterwasse­rwelt er schuf Jo Thoma.

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