Augsburger Allgemeine (Land West)
Kitas: Stadt setzt auf Übergangslösungen
In Augsburg fehlen 3100 Plätze – und der Grund, auf dem man die dafür nötigen Einrichtungen errichten könnte. Ein Ansatz sind Modul-Bauten, die nur zehn Jahre vor Ort sein werden. Und danach?
Um schnell neue Betreuungsplätze für Kinder bereitzustellen, setzt die Stadt nun verstärkt auf Modulbauten, die nur für etwa zehn Jahre an einem Standort bleiben. Sechs Standorte für Fertigbauten sollen baldmöglichst umgesetzt werden, insgesamt soll es an 17 Standorten übers ganze Stadtgebiet verteilt neue Kitas geben (siehe Infokasten). Die Plätze werden dringend gebraucht: In den kommenden Jahren wird mit einem zusätzlichen Bedarf von etwa 3100 Plätzen gerechnet.
Eltern haben bereits jetzt das Problem, dass sie für einen Kindergartenplatz teils längere Wege in Kauf nehmen müssen, weil die Einrichtungen im eigenen Viertel voll sind. Beim Abgleich von Anmeldungen und freien Plätzen fürs kommende Kindergartenjahr zeichnet sich ab, dass etwa 400 Kindern
(300 im Kindergarten, 100 in der Krippe) bisher kein Platz vermittelt werden konnte. Die Zahl bewegte sich in den Vorjahren auf etwas geringerem Niveau. Eine Klage von Eltern gegen die Stadt wegen fehlender Kindergartenplätze gab es bisher noch nicht, für die kommenden Jahre ist angesichts steigender Geburtenzahlen aber mit mehr Bedarf zu rechnen.
Kurzfristig, sagt Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU), wolle man Räume für Übergangslösungen mieten oder sogenannte Großtagespflegen (ein Modell wie bei einer Tagesmutter, nur in größerem Maßstab) einrichten, um Spitzen abzufangen. „Klar ist, dass sich neue Plätze so schnell nicht aus dem Ärmel schütteln lassen.“Trotzdem versuche die Stadt, Gas zu geben.
Eine große Rolle spielt bei der Schaffung neuer Plätze, dass bestehende Einrichtungen ihre Kapazitäten erweitern und in Neubaugebieten ohnehin Kita-Standorte mitgeplant werden. Im Lauf des kommenden Jahres sollen insgesamt 700 neue Betreuungsplätze geschaffen werden, in 2020 rund 1000 Plätze. Aktuell gibt es in Augsburg rund
12800 Betreuungsplätze (Krippe für die unter Dreijährigen, Kindergarten ab drei Jahre und Hort als Nachmittagsangebot für Schulkinder). Den Betrieb der Kitas wird nicht automatisch die Stadt übernehmen. Freie Träger können sich für den Bau gibt es Fördermittel.
Am schwierigsten zu lösen ist die Kita-Versorgung in bestehenden Wohnvierteln. Vereinzelt gibt es neue Überlegungen wie die Integration von Kitas in Gewerbe-Neubauten, doch das löst die Probleme nicht im Großen. Vor einem Jahr rief die Stadt intern eine bereichsübergreifende Arbeitsgruppe („Taskforce Kita“) ein, um freie Grundstücke für neue Kitas ausfindig zu machen. Seitdem wurden 35 Orte in Augsburg geprüft. An 17 können neue Einrichtungen entstehen, die anderen Standorte wurden als ungeeignet aussortiert, weil etwa Spielplätze oder Naturflächen verschwinden müssten, Archäologen Probleme sehen oder die Stadtplanung nicht einverstanden ist. Allerdings, so Gribl, seien auch die 17 verbliebenen Standorte nicht unumstritten.
In der Tat passt das Konzept nicht jedem. Stadtrat Volker Schafitel (FW) spricht angesichts des Konzepts, das der Stadtrat nun gegen drei Stimmen (Freie Wähler und ÖDP) verabschiedete, von einem „städtebaulichen Wühltisch“. Die Überlegungen, am BourgesPlatz nahe des Wertachbrucker Tors eine Kita zu bauen, seien „übermütig“, so Schafitel. Sozialbürgermeister Stefan Kiefer (SPD) hält dagegen. „Es darf sich dann gern jemand mit den Eltern unterhalten, die sich darüber beklagen, dass sie ihre Kinder nicht untergebracht bekommen“, so Kiefer. Man sei bei dem Thema lange nicht vorangekommen, „weil irgendwo immer jemand dagegen ist“. Inzwischen seien deutliche Fortschritte erkennbar.
Um weiterzukommen, will die Stadt einen Teil der Plätze in Modulbauten umsetzen, die nach zehn Jahren wieder verschwinden. Nur so, sagt Stadtdirektor Hermann Weber, der die Arbeitsgruppe leitete, seien manche Ämter bereit gewesen, einem Standort zuzustimmen. „Zubewerben, dem lassen sich Module schneller errichten. Und ein Vorteil ist, dass sie sich später einmal bedarfsabhängig versetzen lassen.“In manchen überalterten Stadtvierteln sei ein Austausch der Bevölkerung durch junge Familien absehbar. Das erhöhe dann den Bedarf kurzfristig. Sind die Kinder dem Kindergartenalter entwachsen, könne man derartige Module in andere Stadtteile versetzen. Ihre Lebensdauer liegt bei etwa 25 Jahren. Einen Unterschied zu Gebäuden in Massivbauweise merke man den Modulen auf den ersten Blick nicht an, so Weber. Statt Container sei die Bezeichnung „Fertighaus“zutreffender.