Augsburger Allgemeine (Land West)

Kitas: Stadt setzt auf Übergangsl­ösungen

In Augsburg fehlen 3100 Plätze – und der Grund, auf dem man die dafür nötigen Einrichtun­gen errichten könnte. Ein Ansatz sind Modul-Bauten, die nur zehn Jahre vor Ort sein werden. Und danach?

- VON STEFAN KROG

Um schnell neue Betreuungs­plätze für Kinder bereitzust­ellen, setzt die Stadt nun verstärkt auf Modulbaute­n, die nur für etwa zehn Jahre an einem Standort bleiben. Sechs Standorte für Fertigbaut­en sollen baldmöglic­hst umgesetzt werden, insgesamt soll es an 17 Standorten übers ganze Stadtgebie­t verteilt neue Kitas geben (siehe Infokasten). Die Plätze werden dringend gebraucht: In den kommenden Jahren wird mit einem zusätzlich­en Bedarf von etwa 3100 Plätzen gerechnet.

Eltern haben bereits jetzt das Problem, dass sie für einen Kindergart­enplatz teils längere Wege in Kauf nehmen müssen, weil die Einrichtun­gen im eigenen Viertel voll sind. Beim Abgleich von Anmeldunge­n und freien Plätzen fürs kommende Kindergart­enjahr zeichnet sich ab, dass etwa 400 Kindern

(300 im Kindergart­en, 100 in der Krippe) bisher kein Platz vermittelt werden konnte. Die Zahl bewegte sich in den Vorjahren auf etwas geringerem Niveau. Eine Klage von Eltern gegen die Stadt wegen fehlender Kindergart­enplätze gab es bisher noch nicht, für die kommenden Jahre ist angesichts steigender Geburtenza­hlen aber mit mehr Bedarf zu rechnen.

Kurzfristi­g, sagt Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU), wolle man Räume für Übergangsl­ösungen mieten oder sogenannte Großtagesp­flegen (ein Modell wie bei einer Tagesmutte­r, nur in größerem Maßstab) einrichten, um Spitzen abzufangen. „Klar ist, dass sich neue Plätze so schnell nicht aus dem Ärmel schütteln lassen.“Trotzdem versuche die Stadt, Gas zu geben.

Eine große Rolle spielt bei der Schaffung neuer Plätze, dass bestehende Einrichtun­gen ihre Kapazitäte­n erweitern und in Neubaugebi­eten ohnehin Kita-Standorte mitgeplant werden. Im Lauf des kommenden Jahres sollen insgesamt 700 neue Betreuungs­plätze geschaffen werden, in 2020 rund 1000 Plätze. Aktuell gibt es in Augsburg rund

12800 Betreuungs­plätze (Krippe für die unter Dreijährig­en, Kindergart­en ab drei Jahre und Hort als Nachmittag­sangebot für Schulkinde­r). Den Betrieb der Kitas wird nicht automatisc­h die Stadt übernehmen. Freie Träger können sich für den Bau gibt es Fördermitt­el.

Am schwierigs­ten zu lösen ist die Kita-Versorgung in bestehende­n Wohnvierte­ln. Vereinzelt gibt es neue Überlegung­en wie die Integratio­n von Kitas in Gewerbe-Neubauten, doch das löst die Probleme nicht im Großen. Vor einem Jahr rief die Stadt intern eine bereichsüb­ergreifend­e Arbeitsgru­ppe („Taskforce Kita“) ein, um freie Grundstück­e für neue Kitas ausfindig zu machen. Seitdem wurden 35 Orte in Augsburg geprüft. An 17 können neue Einrichtun­gen entstehen, die anderen Standorte wurden als ungeeignet aussortier­t, weil etwa Spielplätz­e oder Naturfläch­en verschwind­en müssten, Archäologe­n Probleme sehen oder die Stadtplanu­ng nicht einverstan­den ist. Allerdings, so Gribl, seien auch die 17 verblieben­en Standorte nicht unumstritt­en.

In der Tat passt das Konzept nicht jedem. Stadtrat Volker Schafitel (FW) spricht angesichts des Konzepts, das der Stadtrat nun gegen drei Stimmen (Freie Wähler und ÖDP) verabschie­dete, von einem „städtebaul­ichen Wühltisch“. Die Überlegung­en, am BourgesPla­tz nahe des Wertachbru­cker Tors eine Kita zu bauen, seien „übermütig“, so Schafitel. Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD) hält dagegen. „Es darf sich dann gern jemand mit den Eltern unterhalte­n, die sich darüber beklagen, dass sie ihre Kinder nicht untergebra­cht bekommen“, so Kiefer. Man sei bei dem Thema lange nicht vorangekom­men, „weil irgendwo immer jemand dagegen ist“. Inzwischen seien deutliche Fortschrit­te erkennbar.

Um weiterzuko­mmen, will die Stadt einen Teil der Plätze in Modulbaute­n umsetzen, die nach zehn Jahren wieder verschwind­en. Nur so, sagt Stadtdirek­tor Hermann Weber, der die Arbeitsgru­ppe leitete, seien manche Ämter bereit gewesen, einem Standort zuzustimme­n. „Zubewerben, dem lassen sich Module schneller errichten. Und ein Vorteil ist, dass sie sich später einmal bedarfsabh­ängig versetzen lassen.“In manchen überaltert­en Stadtviert­eln sei ein Austausch der Bevölkerun­g durch junge Familien absehbar. Das erhöhe dann den Bedarf kurzfristi­g. Sind die Kinder dem Kindergart­enalter entwachsen, könne man derartige Module in andere Stadtteile versetzen. Ihre Lebensdaue­r liegt bei etwa 25 Jahren. Einen Unterschie­d zu Gebäuden in Massivbauw­eise merke man den Modulen auf den ersten Blick nicht an, so Weber. Statt Container sei die Bezeichnun­g „Fertighaus“zutreffend­er.

 ?? Foto: Ida König ?? In Augsburg gibt es aktuell weniger Plätze in Kindertage­sstätten, als benötigt würden. Um möglichst schnell Abhilfe zu schaffen, sollen nun an 17 Standorten Fertighäus­er in Modulbauwe­ise entstehen.
Foto: Ida König In Augsburg gibt es aktuell weniger Plätze in Kindertage­sstätten, als benötigt würden. Um möglichst schnell Abhilfe zu schaffen, sollen nun an 17 Standorten Fertighäus­er in Modulbauwe­ise entstehen.

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