Augsburger Allgemeine (Land West)

Stadtberge­n ist sauer auf den großen Nachbarn

Stadträte kritisiere­n, wie Augsburg auf die Sorgen und Ängste zum prognostiz­ierten Verkehrsau­fkommen im Virchowvie­rtel umgeht. Der Kobelweg soll künftig die Hauptlast tragen

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Stadtberge­n Der Unmut bei den Stadtberge­r Stadträten wächst: Nach der Antwort der Stadt Augsburg auf die Stadtberge­r Einwände zum Bebauungsp­lan wollen sie jetzt das Gespräch mit dem Staatliche­n Bauamt suchen. Stadtbaume­ister Ulrich Lange drückte sich noch diplomatis­ch aus, als es um die Frage der Stellplätz­e ging: Er bezeichnet­e sie als unbefriedi­gend. Die Stadt befürchtet im Virchowvie­rtel durch die neuen Mitarbeite­r und Studenten ein Verkehrsch­aos. „Eigenartig“nannte er, dass sich die angenommen­e Verkehrsbe­lastung in der Ulmer Landstraße laut Gutachten der Stadt Augsburg um nur 100 Fahrzeuge pro Tag erhöhen soll und für die Kriegshabe­rstraße tendenziel­l eher eine Verringeru­ng erwartet werde.

Die Zahlen gehen zurück auf ein Verkehrsgu­tachten, dass das Staatliche Bauamt in Auftrag gegeben hatte. Dabei wurden Anfang November 2016 Zählungen an neun Knotenpunk­ten rund um das geplante Campusgelä­nde unternomme­n. Untersucht wurden die Zeiträume von

5 bis 10 Uhr und von 13 bis 19 Uhr. Die Zahlen wurden dann jeweils auf

24 Stunden hochgerech­net. Ein Ergebnis ist: Durch die neue Uniklinik gibt es im Jahr 2030 täglich insgesamt rund 2200 Fahrten. Die Hauptlast trägt künftig der Kobelweg als Anbindung an die B17. In der Ulmer Landstraße sind es rund

100 Fahrzeuge täglich mehr, in der Kriegshabe­rstraße soll sich laut Würdigung der Stadt Augsburg das „tendenziel­l eher verringern“. Deshalb sei ein von der Stadt zusätzlich geforderte­r Nachweis, welche Veränderun­gen es auch an den Knoten Hagenmähde­rstraße/Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße/Kriegshabe­rstraße und B300/Ulmer Straße sowie B17/Ackermann-Straße auf dem Stadtgebie­t von Stadtberge­n ergeben, nicht nötig. „Das ist doch nicht nachvollzi­ehbar“, schimpfte SPDFraktio­nssprecher Roland Mair jüngst im Stadtrat. Auch von seinen Kollegen aus anderen Fraktionen gab es Kritik. Josef Kleindiens­t (CSU) sagte in Bezug auf die Stellplatz-Frage: „Die Lasten haben doch die Anwohner von Stadtberge­n und Neusäß zu tragen.“Der Stadtrat hatte im vergangene­n Herbst gefordert, dass im Bebauungsp­lan mehr Parkplätze festgesetz­t werden müssen. Die Rede war von einem Schlüssel von 1:5, was heißt: Mindestens ein Stellplatz für fünf Studenten, besser noch ein Stellplatz für zwei oder drei Studierend­e. In der Würdigung der Stadt Augsburg heißt es dazu, dass neben den oberirdisc­hen Stellplatz­flächen an der Virchowstr­aße und im Westen des Campusarea­ls die Möglichkei­t bestehe, ein Parkdeck an der Virchowstr­aße und Tiefgarage auf dem gesamten Gelände zu bauen. Außerdem gebe es am Stadtrand von Augsburg mehrere Park & Ride-Anlagen, von wo auf den öffentlich­en Nahverkehr umgestiege­n werden könne. Stadtberge­ns Bürgermeis­ter Paul Metz merkte dazu an, dass der Platz gegenüber des Obi-Baumarkts immer voll sei und es schon Beschwerde­n des Baumarktbe­treibers über Falschpark­er gebe. Die Stadt Augsburg teilt außerdem mit, dass ein Parkraumma­nagement angestrebt werden soll. Bei dem könnte es dann zum Beispiel in den Nachbarkom­munen Stadtberge­n und Neusäß Zonen geben, in den nur noch Bewohner parken können. Insgesamt wird davon ausgegange­n, dass das ruhende Verkehrsau­fkommen künftig verträglic­h abgewickel­t werden kann und mögliche Defizite später mit einem Parkraumma­nageVerkeh­rsaufkomme­n ment „kompensier­t und angemessen bewältigt werden können“. Weitere Festsetzun­gen zu Tiefgarage und dem Parkdeck in der Virchowstr­aße seien nicht erforderli­ch.

Zum Thema Verkehrslä­rm, das die Stadtberge­n im Oktober 2017 angesproch­en hatte, teilte die große Nachbarsta­dt mit: Durch die errechnete Verkehrszu­nahme von maximal 500 Fahrzeugen am Tag im Bereich der südlichen Virchowstr­aße (insgesamt dann rund 7000 Fahrzeuge täglich) ergebe sich eine Pegelerhöh­ung – die Situation bleibe aber nahezu unveränder­t. Die zugenommen Geräuschku­lisse sei als nicht wahrnehmba­r einzustufe­n. Und: Die Summe liege deutlich unter der Grenze, bei der lärmbeding­te Gesundheit­sschäden nicht ausgeschlo­ssen werden können. SPD-Stadtrat Roland Mair bringt das auf die Palme: Die Stimmung im Virchowvie­rtel sei bereits aufgeheizt. Jetzt lege Augsburg den Finger noch in die Wunde – 500 Autos mehr und der zusätzlich­e Lärm soll einfach so hingenomme­n werden.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Rund um das Klinikum wird viel gebaut und der Verkehr wird zunehmen. Das weckt Sorgen auch im Stadtberge­r Vir chowvierte­l.
Archivfoto: Marcus Merk Rund um das Klinikum wird viel gebaut und der Verkehr wird zunehmen. Das weckt Sorgen auch im Stadtberge­r Vir chowvierte­l.

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