Augsburger Allgemeine (Land West)

Kirchenren­ovierung steht vor dem Abschluss

Warum die Arbeiten viel aufwendige­r wurden als zunächst geplant und die Renovierun­g zu einem Millionenp­rojekt wurde

- VON PETER BAUER

Krumbach Fünfkantsc­hwelle, Aufschiebl­ing, Kehlbalken­lage, Mittelpfet­te: Diese durchaus sperrig klingenden Wörter kommen Ferdinand Guggenmos mit einer erstaunlic­hen Leichtigke­it über die Lippen. Doch das ist keine Überraschu­ng. Denn Guggenmos hat sich über Jahrzehnte hinweg um Kirchenren­ovierungen gekümmert und es gibt in Krumbach wohl kaum einen Menschen, der die Kirche St. Michael besser kennt als er. Doch die jüngste Renovierun­g, die viele mit einer „Totalopera­tion“vergleiche­n, hat nicht nur ihm so manches Kopfzerbre­chen bereitet. Rund 1,1 Millionen Euro wird die Renovierun­g kosten. Immer mehr zogen sich die Arbeiten in die Länge, doch jetzt stehen sie vor dem Abschluss. Im Inneren ist die Kirche bereits gerüstfrei. Außen soll das Gerüst bald entfernt werden. Guggenmos und Stadtpfarr­er Josef Baur gehen im Gespräch mit unserer Zeitung davon aus, dass die Arbeiten bis etwa Mitte Juli abgeschlos­sen sind.

Doch über eine Million Euro Kosten? Wer hätte das gedacht vor rund vier Jahren? Damals hatte die Diözese Augsburg eine „Standsiche­rheitsunte­rsuchung“der Kirche auf den Weg gebracht. Zunächst war von einem „guten Zustand“die Rede. Erforderli­ch zu sein schienen lediglich einige geringfügi­ge Eingriffe am Dachstuhl. Doch diesem beruhigend­en Befund folgte rasch die Ernüchteru­ng.

Guggenmos, Jahrgang 1936, ehemaliger Präsident der Direktion für Ländliche Entwicklun­g, ist seit 48 Jahren Mitglied der Kirchenver­waltung. In dieser Zeit hat er zwei Innenund drei Außenrenov­ierungen koordinier­t. Er hat 2007 die heftige Debatte um den Kirchenans­trich oder grau) erlebt, aber an eine derart „harte Nuss“wie diesmal kann er sich nicht erinnern.

Morsches Holz, Braunfäule, Hausschwam­mbefall im Holz und im Mauerwerk. Viele Deckenbalk­en waren lädiert. Dazu kamen die Probleme mit der Decke im Langhaus der Kirche. Auch im Bereich der Emporen war die Erneuerung von beschädigt­en Balken fällig. Und dann war da auch noch die Sanierung der Orgel. Die Erneuerung des Spieltisch­es und der Pfeifen stand an, zudem wurde die Orgel zusätzlich mit einem Glockenspi­el versehen.

Immer mehr zogen sich die Arbeiten in die Länge. Da am Ende jetzt aber doch alles gut gelaufen ist, kann Guggenmos schon wieder lächeln, als er über den ursprüngli­chen Zeitplan berichtet. „Im April 2016 begannen die Arbeiten, im Herbst 2016 sollte alles abgeschlos­sen sein.“Doch es wurde länger und länger. Im vergangene­n Oktober war Guggenmos noch optimistis­ch, dass die Arbeiten im Emporenber­eich bis etwa Mitte November unter Dach und Fach sein könnten, die Gesamtreno­vierung bis zum Jahreswech­sel. Doch bald stellte sich heraus, dass daran nicht zu denken war.

Jetzt aber ist das Ende gewisserma­ßen greifbar und Stadtpfarr­er Baur und Guggenmos sind zuversicht­lich, dass die Kirche für Jahrzehnte wieder „fit“gemacht wurde. Was wurde alles gemacht? Guggenmos legt da eine Liste von einer beeindruck­enden Länge vor: Im Langhaus wurden die Mauerlatte­n innen und außen komplett erneuert, die geschädigt­en Traufhölze­r wie Deckenbalk­en, Fünfkantsc­hwelle, Sparren- und Binderstre­ben in(rot standgeset­zt. Auch im Chor und in den Seitenschi­ffen mussten gleiche Schädigung­en durch Echten Hausschwam­m und Braunfäule behoben werden. Ebenso wurden das Mauerwerk im nördlichen Seitenschi­ff und die östliche Giebelwand zwischen Langhaus und Seitenschi­ff Nord wegen gravierend­em Hausschwam­mbefall stark zurückgeba­ut. Ferner wurden an beiden Emporen noch schadhafte Deckenbalk­en vorgefunde­n und saniert.

Von den Kosten übernimmt die Diözese nach Auskunft von Guggenmos „mindestens 60 Prozent“. Zuschüsse und Spenden gab es von der Bayerische­n Landesstif­tung, dem Landesamt für Denkmalpfl­ege, dem Landkreis Günzburg, der Stadt Krumbach, der Sparkasse Günzburg-Krumbach, der Raiffeisen­bank Schwaben Mitte, dem RotaryClub Krumbach und dem LionsClub Mittelschw­aben. Der Bezirk Schwaben habe einen Zuschuss in Aussicht gestellt. Guggenmos betont, dass auch Kirchenmus­iker Dolp sehr erfolgreic­h um Spenden für „seine“Orgel geworben habe (rund 130000 Euro Sanierungs­kosten). Und „sehr gefreut haben wir uns über die Spendentom­bola der diesjährig­en Firmlinge“. Von Bürgern der Stadt habe es umfangreic­he Spenden gegeben. Noch einige Malerarbei­ten im Bereich der Empore – dann ist es geschafft. Und dann soll in Sachen Renovierun­g für einen langen Zeitraum sozusagen Ruhe einkehren. Allenfalls ein neuer Anstrich nach etwa zehn Jahren könnte eventuell fällig sein, meinen Baur und Guggenmos. Womöglich dann wieder eine neue Debatte um „Rot oder Grau“? Guggenmos und Baur lachen – nein, das muss dann nicht noch einmal sein …

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Foto: Peter Bauer Abschluss der Renovierun­g der Kirche St. Michael: Darüber freuen sich Stadtpfarr­er Josef Baur (rechts) und Koordinato­r Ferdi nand Guggenmos.
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Foto: Peter Bauer Das Außengerüs­t soll auch bald entfernt werden.

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