Augsburger Allgemeine (Land West)

„Der Eiskanal ist immer eine herrliche Adresse“

DKV-Bundestrai­ner Michael Trummer hofft beim Weltcup am Wochenende auf gute Ergebnisse, weiß aber, wie unberechen­bar das Wildwasser ist. Sogar der Heimvortei­l für die Augsburger Starter könnte da belastend sein

- Beim zweiten Weltcup in Krakau haben Sie auf das 18-jährige Augsburger So kommt es wohl darauf an, wie schwer die Tore gesteckt sind ... Interview: Andrea Bogenreuth­er

Am Wochenende ist Augsburg die dritte Station der diesjährig­en Kanuslalom-Weltcup-Saison. Wie bewerten Sie die bisherigen Ergebnisse der deutschen Kanuten, zu denen mit Sideris Tasiadis, Hannes Aigner und Elena Apel auch drei Augsburger gehören?

Michael Trummer: Mit dem WeltcupAuf­takt vor zwei Wochen in der Slowakei waren wir Trainer sehr zufrieden. Sideris und Ricarda haben dort ihre Rennen gewonnen und zweimal Gold geholt, dazu kam die Bronzemeda­ille von Kajakfahre­r Sebastian Schubert. Das war schon ein grandioser Auftakt. In Krakau ging das leider nicht so weiter. Das lag aber an der sehr selektiven Strecke. Wir sind an ganz kleinen Torstab-Berührunge­n gescheiter­t. Aber die Ergebnisse liegen mittlerwei­le so eng zusammen, dass man sich Berührunge­n nicht leisten darf. Die Plätze eins bis sechs im Canadier-Einer beispielsw­eise innerhalb einer einzigen Sekunde. Das zeugt davon, wie eng die Spitzenfah­rer beinander liegen.

Was ziehen Sie daraus für Schlüsse?

Trummer: Zum einen, dass beim Kanuslalom eben nicht immer nur die Gleichen ganz vorne stehen und dass es nur noch um Nuancen geht. Das ist das Besondere an diesem Sport. Die Ergebnisse werden mit den Sportlern natürlich ausgewerte­t. Aber eigentlich wissen sie ganz genau, welche Fehler sie gemacht haben. Eine Woche später kann das schon wieder ganz anders sein.

Talent Elena Apel im Canadier-Einer der Frauen verzichtet. Wird die EMBronzeme­daillengew­innerin nun vor heimischem Publikum starten?

Trummer: Ja logisch fährt sie am Wochenende. Nach dem Weltcup in Augsburg wird sie aber gleich weiter zur U23-Weltmeiste­rschaft nach Italien reisen. So hat sie eine andere Belastung als die anderen Fahrer in der Leistungsk­lasse. Deswegen haben wir entschiede­n, dass es keinen Sinn macht, dass sie alle fünf Weltcup-Rennen absolviert. Wir wollten ihr Zeit geben, sich zu erholen, in Augsburg mit Ruhe zu trainieren und dann den Weltcup anzugehen. Für sie geht es jetzt erst mal darum, Erfahrung sammeln.

Der Augsburger Eiskanal hat sich für die Kanuten durch die Sanierungs­arbeiten im oberen Abschnitt verändert. Ist die Strecke schwerer geworden?

Trummer: Schwerer ist sie nicht geworden, aber das Wasser fließt anders durch den Kanal, der zuvor voller Algen war und Risse hatte. Wir sind froh, dass dieser erste Bauabschni­tt so reibungslo­s abgelaufen ist. Schon rein optisch steht der Kanal in diesem Abschnitt jetzt wieder so da, wie er früher war. Wie er sich aber fahren lässt, wenn er vollständi­g saniert ist, müssen wir abwarten. Trummer: Dafür sind der Brite Marc Delany und mein Kollege, Bundestrai­ner Thomas Apel, zuständig. Der Brite macht die Strecke und Thomas steht ihm beratend zur Sei- te. Das kann so oder so ausgehen. In Krakau war ein sehr eckiger Kurs gesteckt mit vielen schweren Aufwärtsto­rfahrten. Der ließ sich mit dem Wasser dann aber doch sehr schön fahren. Manchmal täuscht der erste Eindruck.

Können die Augsburger Fahrer auf dem Eiskanal trotzdem auf ihren Heimvortei­l bauen?

Trummer: Sie haben den Vorteil, das Wasser zu kennen, aber durchaus auch den Nachteil, zu Hause zu sein. Das heißt Druck von Medien, Fans, Eltern, Trainer und Umfeld. Dazu noch der Druck, den sich der Sportler selbst macht, weil er sich vor all denen nicht blamieren will. Das ist schon schwierig und kann störend sein. Ich sage immer, ein HeimWeltcu­p ist schwierige­r als ein Welt- cup im Ausland. Es ist nicht einfach, den Fokus auf den Wettkampf zu legen und sich nicht beispielsw­eise durch Äußerungen von Zuschauern an der Strecke ablenken zu lassen.

Trotzdem werden Ihre Erwartunge­n als Bundestrai­ner doch vor allem an die Gesamt-Weltcupsie­ger von 2017, Sideris Tasiadis und Ricarda Funk, hoch sein?

Trummer: Man muss ganz realistisc­h sagen, im Canadier-Einer der Männer, bei den Kajak Frauen und den Kajak Männern haben wir solche Athleten am Start, die in Form sind und die das Zeug dazu haben, vorne rein zu fahren. Es wäre schön, wenn wir am Ende auf dem Podest stehen, aber festlegen möchte ich mich da nicht. Es kann auch mal schief gehen. Den Franzosen ist es bei der WM in Pau so gegangen, dass kein einziger vorne dabei war. Heimstreck­e, großer Rummel, viel Druck – und am Ende klappte es eben nicht.

Was halten Sie persönlich von der Olympia-Anlage am Eiskanal?

Trummer: Man muss das Wasser hier gut lesen können. Es gibt harte Kehrwasser. Man muss hinter die Tore fahren und darf nicht zu dicht rankommen. Generell ist der Eiskanal immer eine herrliche Adresse für Training und Wettkampf. Mit all dem Grün drum rum. Ganz anders als die neuen künstliche­n Anlagen mit viel Beton. So eine schöne Umgebung mit so viel Natur haben wir Kanuten eher selten.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Bundestrai­ner Michael Trummer sieht dem Kanuslalom Weltcup am Wochenende in Augsburg mit großen Erwartunge­n entgegen.
Foto: Ulrich Wagner Bundestrai­ner Michael Trummer sieht dem Kanuslalom Weltcup am Wochenende in Augsburg mit großen Erwartunge­n entgegen.

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