Augsburger Allgemeine (Land West)
„Der Eiskanal ist immer eine herrliche Adresse“
DKV-Bundestrainer Michael Trummer hofft beim Weltcup am Wochenende auf gute Ergebnisse, weiß aber, wie unberechenbar das Wildwasser ist. Sogar der Heimvorteil für die Augsburger Starter könnte da belastend sein
Am Wochenende ist Augsburg die dritte Station der diesjährigen Kanuslalom-Weltcup-Saison. Wie bewerten Sie die bisherigen Ergebnisse der deutschen Kanuten, zu denen mit Sideris Tasiadis, Hannes Aigner und Elena Apel auch drei Augsburger gehören?
Michael Trummer: Mit dem WeltcupAuftakt vor zwei Wochen in der Slowakei waren wir Trainer sehr zufrieden. Sideris und Ricarda haben dort ihre Rennen gewonnen und zweimal Gold geholt, dazu kam die Bronzemedaille von Kajakfahrer Sebastian Schubert. Das war schon ein grandioser Auftakt. In Krakau ging das leider nicht so weiter. Das lag aber an der sehr selektiven Strecke. Wir sind an ganz kleinen Torstab-Berührungen gescheitert. Aber die Ergebnisse liegen mittlerweile so eng zusammen, dass man sich Berührungen nicht leisten darf. Die Plätze eins bis sechs im Canadier-Einer beispielsweise innerhalb einer einzigen Sekunde. Das zeugt davon, wie eng die Spitzenfahrer beinander liegen.
Was ziehen Sie daraus für Schlüsse?
Trummer: Zum einen, dass beim Kanuslalom eben nicht immer nur die Gleichen ganz vorne stehen und dass es nur noch um Nuancen geht. Das ist das Besondere an diesem Sport. Die Ergebnisse werden mit den Sportlern natürlich ausgewertet. Aber eigentlich wissen sie ganz genau, welche Fehler sie gemacht haben. Eine Woche später kann das schon wieder ganz anders sein.
Talent Elena Apel im Canadier-Einer der Frauen verzichtet. Wird die EMBronzemedaillengewinnerin nun vor heimischem Publikum starten?
Trummer: Ja logisch fährt sie am Wochenende. Nach dem Weltcup in Augsburg wird sie aber gleich weiter zur U23-Weltmeisterschaft nach Italien reisen. So hat sie eine andere Belastung als die anderen Fahrer in der Leistungsklasse. Deswegen haben wir entschieden, dass es keinen Sinn macht, dass sie alle fünf Weltcup-Rennen absolviert. Wir wollten ihr Zeit geben, sich zu erholen, in Augsburg mit Ruhe zu trainieren und dann den Weltcup anzugehen. Für sie geht es jetzt erst mal darum, Erfahrung sammeln.
Der Augsburger Eiskanal hat sich für die Kanuten durch die Sanierungsarbeiten im oberen Abschnitt verändert. Ist die Strecke schwerer geworden?
Trummer: Schwerer ist sie nicht geworden, aber das Wasser fließt anders durch den Kanal, der zuvor voller Algen war und Risse hatte. Wir sind froh, dass dieser erste Bauabschnitt so reibungslos abgelaufen ist. Schon rein optisch steht der Kanal in diesem Abschnitt jetzt wieder so da, wie er früher war. Wie er sich aber fahren lässt, wenn er vollständig saniert ist, müssen wir abwarten. Trummer: Dafür sind der Brite Marc Delany und mein Kollege, Bundestrainer Thomas Apel, zuständig. Der Brite macht die Strecke und Thomas steht ihm beratend zur Sei- te. Das kann so oder so ausgehen. In Krakau war ein sehr eckiger Kurs gesteckt mit vielen schweren Aufwärtstorfahrten. Der ließ sich mit dem Wasser dann aber doch sehr schön fahren. Manchmal täuscht der erste Eindruck.
Können die Augsburger Fahrer auf dem Eiskanal trotzdem auf ihren Heimvorteil bauen?
Trummer: Sie haben den Vorteil, das Wasser zu kennen, aber durchaus auch den Nachteil, zu Hause zu sein. Das heißt Druck von Medien, Fans, Eltern, Trainer und Umfeld. Dazu noch der Druck, den sich der Sportler selbst macht, weil er sich vor all denen nicht blamieren will. Das ist schon schwierig und kann störend sein. Ich sage immer, ein HeimWeltcup ist schwieriger als ein Welt- cup im Ausland. Es ist nicht einfach, den Fokus auf den Wettkampf zu legen und sich nicht beispielsweise durch Äußerungen von Zuschauern an der Strecke ablenken zu lassen.
Trotzdem werden Ihre Erwartungen als Bundestrainer doch vor allem an die Gesamt-Weltcupsieger von 2017, Sideris Tasiadis und Ricarda Funk, hoch sein?
Trummer: Man muss ganz realistisch sagen, im Canadier-Einer der Männer, bei den Kajak Frauen und den Kajak Männern haben wir solche Athleten am Start, die in Form sind und die das Zeug dazu haben, vorne rein zu fahren. Es wäre schön, wenn wir am Ende auf dem Podest stehen, aber festlegen möchte ich mich da nicht. Es kann auch mal schief gehen. Den Franzosen ist es bei der WM in Pau so gegangen, dass kein einziger vorne dabei war. Heimstrecke, großer Rummel, viel Druck – und am Ende klappte es eben nicht.
Was halten Sie persönlich von der Olympia-Anlage am Eiskanal?
Trummer: Man muss das Wasser hier gut lesen können. Es gibt harte Kehrwasser. Man muss hinter die Tore fahren und darf nicht zu dicht rankommen. Generell ist der Eiskanal immer eine herrliche Adresse für Training und Wettkampf. Mit all dem Grün drum rum. Ganz anders als die neuen künstlichen Anlagen mit viel Beton. So eine schöne Umgebung mit so viel Natur haben wir Kanuten eher selten.