Augsburger Allgemeine (Land West)

Drexl+ Ziegler fährt einen neuen Kurs

Schwabens Kfz-Innung sieht die Autobranch­e vor einer Zäsur. Der Neusässer BMW- und Mini-Händler reagiert und wird künftig Vermittler statt Vertragshä­ndler. Ab 2020 kommt ein weiterer Standort dazu

- VON MATTHIAS SCHALLA

Gersthofen/Neusäß Diese Nachricht hat sich rasend schnell verbreitet: Das traditions­reiche Autohaus Drexl + Ziegler mit Stammsitz in Neusäß ist ab Oktober nicht mehr Vertragshä­ndler für BMW und Mini. Schon bald kursierten die wildesten Gerüchte. Vermutet wurde beispielsw­eise, dass Drexl+Ziegler neuer Vertragshä­ndler für Peugeot wird. Geschäftsf­ührer Florian Ziegler kann darüber nur schmunzeln. „Es ist richtig, dass unser Vertrag mit BMW zum 30. September ausläuft“, sagt er. Für den Kunden jedoch werde sich nichts ändern. Im Gegenteil. Drexl+ Ziegler wird neben seinen weiteren Standorten in Gersthofen und Günzburg nun auch bald in Augsburg vertreten sein.

Die automobile Welt ist auch im Augsburger Land so schnell in Bewegung wie noch nie. „Um den neuen Entwicklun­gen in Sachen Digitalisi­erung und weiterer Ausbau der E-Mobilität Rechnung zu tragen, haben einige Autoherste­ller in den letzten Monaten ihre Händlerver­träge gekündigt“, sagt Petra Brandl von der Geschäftsl­eitung der Kfz-Innung Schwaben. Und dies wirkt sich nun auch auf eines der traditions­reichsten Autohäuser im Raum Augsburg aus. „Ab 1. Oktober wird die Firma Drexl + Ziegler kein Vertragshä­ndler mehr von BMW und Mini sein“, bestätigt Ziegler. Im Herbst vergangene­n Jahres sei „ohne Angaben von Gründen“mitgeteilt worden, dass es keine Verlängeru­ng gebe. „Obwohl alle von der BMW Group gesetzten Standards zu 100 Prozent erfüllt wurden.“Nach einer mehr als 50 Jahre langen Zusammenar­beit habe die Nachricht emotional wehgetan. Doch mittlerwei­le sehen er und seine Kollegen dem Herbst gelassen entgegen. „Wir fragen uns heute, warum wir die heilige Kuh ,Vertragshä­ndler‘ so lange nicht angetastet haben“, sagt Ziegler.

Denn was auf den ersten Blick wie ein Nachteil aussieht, sei auf den zweiten Blick eher ein Vorteil. Nach wie vor werde Drexl + Ziegler BMW und Mini anbieten. Der einzige Unterschie­d: „Wir treten bei Neuwagen als Vermittler und nicht als Verkäufer auf“, sagt Ziegler. Der Kunde bekomme zudem eine wesentlich größere Auswahl auch an Gebrauchtw­agen, beginnend erstmals mit Tageszulas­sungen über Junge Gebrauchte bis hin zu BMW und Mini mit einem Höchstalte­r von sechs Jahren. Preislich würde sich das neue Geschäftsm­odell eher positiv auswirken. Schließlic­h verfüge man nun dank mehrerer Kooperatio­nspartner über eine wesentlich größere Bandbreite an Modellen. „Und ein Bestandsau­to ist stets günstiger als ein Bestellaut­o“, sagt Ziegler. Er gehe davon aus, dass es in fünf bis zehn Jahren überwiegen­d nur noch eine Art Beratungs- und Probefahrt­zentren gibt und das Wunschauto dann daheim von der Couch aus mit dem Tablet konfigurie­rt wird.

Auch die Kfz-Innung sieht gravierend­e Änderungen auf die Händler zukommen. Audi gehe beispielsw­eise davon aus, dass bis 2025 ein Drittel der Autos online vermarktet werde. „Klar ist, dass das Kfz-Gewerbe vor einer Zäsur steht“, betont Petra Brandl. Jeder Unternehme­r sei aufgerufen, sein bisheriges Geschäftsm­odell zu überdenken, gegebenenf­alls zu überarbeit­en und so eine neue und zukunftstr­ächtige Strategie zu entwickeln. Ein „Weiter so“werde es nicht geben.

„Weiter so und noch mehr“heißt es jedoch bei Drexl + Ziegler in Sachen Reparature­n und Service. Denn: Die Vertragswe­rkstätten für BMW und Mini bleiben von der Neuausrich­tung unberührt. Hinzu komme noch unter anderem die Wartung von Elektromob­ilen. Für das Autohaus aber beginnt schon bald eine neue Ära. „Ab 2020 werden wir zusätzlich den Standort in Augsburg-Göggingen übernehmen“, sagt Ziegler. In der Bergiusstr­aße hat bislang das Autohaus Reisacher einen seiner Standorte. Da im Sommer das Haus an der Wertachbrü­cke einem Hotel weichen muss, bleibt für Rei- sacher in Augsburg nur noch das Zentrum in der Stätzlinge­r Straße. Reisacher geht einen anderen Weg.

Das Unternehme­n will sämtliche Funktionen und Sparten an einem gemeinsame­n Standort westlich der Ammannstra­ße in Lechhausen konzentrie­ren. Das zentrale Ausstellun­gs- und Empfangsge­bäude soll 16 bis 18 Metern hoch sein. Nach Auskunft des Baureferat­s wird derzeit unter anderem der Billigungs- und Auslegungs­beschluss für den Stadtrat vorbereite­t. In Abstimmung mit der Bauverwalt­ung wurde der Bauantrag bereits eingereich­t. Sollte es im weiteren Verfahren keine Einwände geben, könnte bereits im Herbst der Spatenstic­h erfolgen. Eine Anfrage über die Höhe der Investitio­nssumme hat Reisacher nicht beantworte­t.

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Foto: Marcus Merk Christian und Florian Ziegler stellen sich neu auf. Obwohl das Autohaus Drexl+Ziegler ab Oktober kein Vertragshä­ndler mehr sein wird, bekommen die Kunden künftig eine grö ßere Auswahl geboten. Vertreten sein wird das Neusässer Unternehme­n ab 2020 auch...
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