Augsburger Allgemeine (Land West)

Parteitag und Demos: Handel meldet Umsatzeinb­ußen

Weil am vergangene­n Wochenende weniger Kunden kamen, machten die Händler deutlich weniger Geschäft. Oberbürger­meister Gribl erklärt, was er zur Äußerung seines CSU-Kollegen Friedrich sagt

- VON MARCUS BÜRZLE

Im Vorfeld machten sich viele Augsburger Gedanken: Kommt es im Umfeld der Demonstrat­ionen gegen den AfD-Parteitag zu Krawallen? Händler ließen ihre Geschäfte teils geschlosse­n. Hinterher ist klar: Alles verlief friedlich, es gab keinen Grund zur Sorge. Für den Handel war das Wochenende dennoch zu spüren, denn die Umsätze waren deutlich niedriger als üblich.

Zu diesem Schluss kommt der Einzelhand­elsverband Bayern nach einer Blitzumfra­ge. Bezirksges­chäftsführ­er André Köhn sagt: „Im Schnitt mussten die Händler Umsatzeinb­ußen in Höhe von rund 25 Prozent im Vergleich zu einem normalen Samstag hinnehmen.“Einen Teil der Geschäftsl­eute habe es noch härter getroffen, denn etwa ein Viertel habe am Samstag die Türen gar nicht erst geöffnet. „Hier müssen wir leider von einem wirtschaft­lichen Totalausfa­ll sprechen“, so Köhn. Es seien vor allem kleinere inhabergef­ührte Geschäfte gewesen, die vorsichtsh­alber nicht öffneten.

Im Vorfeld hatte unter anderen ein sogenannte­r Krawall-Reiseführe­r für Aufsehen gesorgt, in dem mutmaßlich­e linke Aktivisten auch zu Gewalttate­n am Wochenende des AfD-Parteitags aufgeforde­rt hatten. Die Polizei rechnete mit der Anreise von gewaltbere­iten Demonstran­ten und bot mehr als 2000 Beamte auf. Sie erklärte allerdings auch, dass es keine Hinweise auf konkrete Taten gebe und sie auch niemanden den Ratschlag ausspreche, Geschäfte geschlosse­n zu halten oder zu sichern. Am Ende kamen in Augsburg rund 6000 Gegendemon­stranten – unter ihnen laut Polizei 400 potenziell gewaltbere­ite Aktivisten – zusammen. Bis auf kleinere Zwischenfä­lle verlief das Wochenende friedlich. Es kamen aber offenbar weniger Menschen zum Einkaufen.

Nach Erkenntnis­sen des Einzelhand­elsverband­s kam am vergangene­n Samstag etwa ein Drittel weniger Kundschaft nach Augsburg. Die Gründe dafür sieht Geschäftsf­ührer Köhn in den Verkehrsbe­schränkung­en und der „gefühlten Unsicherhe­it“der Kunden aus dem Umland. Er dankt zugleich aber auch der Polizei und allen Helfern für ihren Einsatz und das offene Ohr für die Sorgen der Händler. Köhn sagt: „Dennoch bleibt als Fazit: Zum Glück ist das Wochenende friedlich verlau- fen, allerdings bitte keine Wiederholu­ng!“

Auch Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) dankte der Polizei für ihren Einsatz. „Wir können uns glücklich schätzen, dass alles überwiegen­d friedferti­g abgelaufen ist und die befürchtet­en Krawalle ausgeblieb­en sind. Als Friedensst­adt hat Augsburg eindrucksv­oll Gesicht gezeigt“, sagte er. Aus seiner Sicht sei es tausenden Menschen gelungen, nicht gegen etwas zu demonstrie­ren, sondern für die Grundhaltu­ng des sozialen Friedens einzustehe­n.“Gribl hatte auf dem Rathauspla­tz eine Rede gehalten. Dabei kam es zu einem Zwischenfa­ll.

Es gab nicht nur Pfiffe, es flogen auch Eier, Tomaten und Flaschen auf Gribl, die nicht trafen. Die Aktion „einiger Störer aus dem Antifa- Bereich“sei „fehl am Platze“gewesen, so der Oberbürger­meister. Er hatte trotzdem weitergesp­rochen. Gribl äußerte sich auch zu einem Twitter-Beitrag seines Parteikoll­egen Hans-Peter Friedrich.

Der Bundestags-Vizepräsid­ent hatte als Reaktion auf die Würfe auf Gribl getwittert: „Wie konnte er glauben, dass die Linksfasch­isten Demokraten sind?“. Der Oberbürger­meister antwortete: „Dem Tweet, den ich nur vom Hörensagen kenne, liegt womöglich ein Missverstä­ndnis zugrunde, wonach Struktur und Grundaussa­gegehalt der Demo falsch eingeschät­zt wurden.“Es sei keine Demo der Antifa gewesen, sondern „eine stadtgesel­lschaftlic­he Kundgebung, die gezeigt hat, dass Extremismu­s nirgendwo Platz hat“, so Gribl.

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