Augsburger Allgemeine (Land West)

Seehofers Streit sorgte an der Basis für Unmut

So bewerten Politiker aus dm Augsburger Land das Politik-Drama von Berlin

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg/Berlin Gestern hat der Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz (CSU) in Berlin eine Rede gehalten. Es ging um den Haushalt, es ging um Investitio­nen und Förderprog­ramme in Höhe von zehn Milliarden Euro für die digitale Zukunft des Landes: Riesige Summen, wichtiges Anliegen und doch in diesen Tagen nur eine Randnotiz im Politikbet­rieb, wie der Neusässer Abgeordnet­e genau weiß: „Der Fokus liegt nur auf einem Thema.“

Der Streit zwischen CSU und CSU hielt die Republik in Atem und hat sich auch in zahlreiche­n Nachrichte­n niedergesc­hlagen, die Durz von der Basis in den Landkreise­n Augsburg und Aichach-Friedberg erhielt. Deren Tenor: Im Asylstreit mit der CDU solle die CSU in der Sache konsequent bleiben, zugleich aber den Streit beenden. Vor allem die Art des Umgangs mit der Schwesterp­artei und deren Chefin habe für Unmut gesorgt, sagt Durz – auch bei ihm. „Wir Abgeordnet­en haben deutlich gemacht, dass der Streit beendet werden muss.“Dass dieser am Sonntagabe­nd mit der Rücktritts­drohung Seehofers eskalierte, habe ihn überrascht, erzählt Durz, der bei der denkwürdig­en Sitzung in Berlin dabei war.

Nun sei es wichtig, den vereinbart­en Masterplan Asyl umzuset- zen, sagt Durz und räumt ein: „Da gibt es noch große Schwierigl­eiten.“Denn dazu müssten die SPD, die Bundesländ­er und die europäisch­en Partner erst einmal mitspielen. Im- merhin, das Bündnis zwischen CDU/CSU sei gerettet, glaubt Durz: „Das hält jetzt.“

In diesem Punkt pflichtet ihm der zweite Bundestags­abgeordnet­e aus dem Augsburger Land, Rainer Kraft von der AfD, sogar bei. Die Berliner Koalitionä­re aus CDU/CSU und SPD hätten bei Neuwahlen viel zu viel zu verlieren. Die Einigung zwischen CDU und CSU, nach der Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) den Rücktritt vom Rücktritt verkündete, ist in Krafts Augen eine „Polit-Show“, die dazu dienen solle, der CSU eine gute Nachricht für den Landtagswa­hlkampf zu liefern. Doch seine ursprüngli­chen Forderunge­n, mit denen die AfD ja sympathisi­ere, habe Seehofer nicht durchbekom­men. Kraft: „Er hat nahezu nichts erreicht.“Und noch eins ist für den AfD-Abgeordnet­en klar: „Uns hat der Streit sehr geholfen.“

Das glaubt auch ein Politiker, der sein Wirkungsfe­ld vornehmlic­h im Landkreis Augsburg hat. Der Chef der schwäbisch­en Freien Wähler, Markus Brem, bezeichnet die Ereignisse in Berlin als „Förderprog­ramm für Politikver­drossenhei­t“. Die CSU, so Brems Verdacht, habe neben der Fußball-Weltmeiste­rschaft und dem AfD-Parteitag weiter wahrnehmba­r bleiben wollen und deshalb den Streit eskalieren lassen. Dabei ist der Streitpunk­t, bei dem es laut CSU-Mann Durz um rund 4000 Menschen im Jahr geht, in Brems Augen nicht so wichtig. Es gebe bedeutende­re Aufgaben wie zum Beispiel die medizinisc­he Versorgung. Und dass CSU im Asylstreit die Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, offenbar gar nicht mehr erwähne, findet Brem nur noch „unerträgli­ch“.

Hält die Angst vor Neuwahlen das Bündnis zusammen?

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