Augsburger Allgemeine (Land West)
Zum Feuer Rumpelpumpel!
Auf der Waldbühne Anhausen fordert der Drache Barzun Eukitea-Spielleiter Stephan Eckl heraus
Diedorf Anhausen Er ist witzig, frech und hat viel Herz. Und er spielt Tipp-Kick. Allerdings hat der kleine Drache Barzun auf der Waldbühne so seine Schwierigkeiten mit dem Mini-Fußball: „Der Bauch ist schuld“, sagt Schauspieler Giorgio Buraggi, der im Kostüm steckt und Theaterleiter Stephan Eckl herausfordert. Buraggi muss sich weit nach vorne beugen, um die kleine Spielfigur zu bewegen. Um seinen Gegnern zu verängstigen, faucht er ab und an wild. Das „Woooaahhh“kommt aus dem Innersten. Ein Glück, dass kein Feuerschwall seinem Maul entweicht – sonst wäre das Spiel schnell beendet. So bleibt es bei zweimal fünf Minuten, ganz nach dem offiziellen Reglement, das die Redaktion für das WM-Duell etwas abgewandelt hat. An ungewöhnlichen Orten sollen Menschen zusammenkommen und Fußball erleben – nur etwas anders als bei der Weltmeisterschaft in Russland.
In den Stadien in Moskau oder St. Petersburg gibt es jedenfalls nicht den einzigartigen Ausblick wie von der Waldbühne auf Anhausen und Diedorf. Dort hatte jüngst Barzun im Stück „Der Spiegel des Drachen“seinen großen Auftritt.
Der liebenswerte Drache trifft im Open-Air-Stück für Gäste ab fünf Jahren einen Käfer, der ihn immer wieder kitzelt. Barzun fragt sich, wie er „zum Feuer-Rumpelpumpel“den lästigen Zeitgenossen wieder loswird. Eine fantastische Reise durch Raum und Zeit beginnt. Beim Tipp-Kick hat Barzun dann ein ganz anderes Problem: Wie zum Feuer-Rumpelpumpel kann er den Theaterleiter Stephan Eckl bezwingen?
Schon nach den ersten beiden Spielzügen steht es 1:0. Dem Aus- gleich nach 42 Sekunden folgt eine Demonstration, die eigentlich einer Demontage gleichkommt: Eckl zieht auf 4:1 davon.
Vielleicht liegt’s daran, dass Eckl Tipp-Kick aus seiner Jugendzeit kennt. Damals, als Fußball mit seinen beiden Brüdern unter den Apfelbäumen angesagt war und mit den Ministranten von St. Franziskus in der Firnhaberau gekickt wurde, spielte er die Mischung aus Billard, Blitzschach und Tischtennis zeitweise sogar mit sich alleine. „In der einen Hand hatte ich den Feldspieler, in der anderen den gegnerischen Torwart“, erinnert sich Eckl. Auch Giorgio Buraggis Herz schlägt für den Sport mit dem runden Leder, der ja irgendwie auch etwas mit der Schauspielkunst zu tun hat. „Die Torrituale haben heutzutage ja oft etwas sehr Künstlerisches“, meint Eckl. Außerdem seien die Profis Trendsetter in Sachen Frisuren. Apropos Frisuren: Baruggi, der seit zehn Jahren im Eukitea-Team mitwirkt und so etwas wie die gute Seele ist, spielte bereits in der Eukitea-Produktion „Ronaldo, Pink und Superlocke“, einem rasanten Stück über Freundschaft, Fußball und die Freude an der Bewegung, mit. Doch mit der Freude ist es jetzt vorbei.
Nach der Pause zieht Eckl auf 7:1 davon. „Jetzt weiß ich, wie sich Brasilien fühlen muss“, sagt Baruggi. Als das 8:1 fällt, meint er weinerlich: „Bitte sagt allen, dass ich in den Drachenhandschuhen gespielt habe.“Die sind nämlich dick und unhandlich.
Zur Ehrenrettung gelingt dem Drachen noch das 2:8, ehe Eckl schließlich fünf Sekunden vor Abpfiff den alten Abstand wieder herstellt. 9:2 heißt das Endergebnis. Baruggi im Drachentrikot ist demoralisiert: „Und das nur, weil er der Regisseur ist.“Dazu kommt, dass er als Italiener und AC-Milan-Fan oh- nehin keinen leichten Stand hat. Trotzdem spendet er Trost: Italien ist auch schon einmal bei der WM gegen Schweden und Südkorea ausgeschieden. In Zukunft will er aber lieber wieder einen Sport treiben, dem seine Artgenossen schon seit Tausenden von Jahren nachgehen: Wie eine Katze dem eigenen Schwanz nachjagen.