Augsburger Allgemeine (Land West)

Zum Feuer Rumpelpump­el!

Auf der Waldbühne Anhausen fordert der Drache Barzun Eukitea-Spielleite­r Stephan Eckl heraus

- VON MAXIMILIAN CZYSZ Fotos: Marcus Merk

Diedorf Anhausen Er ist witzig, frech und hat viel Herz. Und er spielt Tipp-Kick. Allerdings hat der kleine Drache Barzun auf der Waldbühne so seine Schwierigk­eiten mit dem Mini-Fußball: „Der Bauch ist schuld“, sagt Schauspiel­er Giorgio Buraggi, der im Kostüm steckt und Theaterlei­ter Stephan Eckl herausford­ert. Buraggi muss sich weit nach vorne beugen, um die kleine Spielfigur zu bewegen. Um seinen Gegnern zu verängstig­en, faucht er ab und an wild. Das „Woooaahhh“kommt aus dem Innersten. Ein Glück, dass kein Feuerschwa­ll seinem Maul entweicht – sonst wäre das Spiel schnell beendet. So bleibt es bei zweimal fünf Minuten, ganz nach dem offizielle­n Reglement, das die Redaktion für das WM-Duell etwas abgewandel­t hat. An ungewöhnli­chen Orten sollen Menschen zusammenko­mmen und Fußball erleben – nur etwas anders als bei der Weltmeiste­rschaft in Russland.

In den Stadien in Moskau oder St. Petersburg gibt es jedenfalls nicht den einzigarti­gen Ausblick wie von der Waldbühne auf Anhausen und Diedorf. Dort hatte jüngst Barzun im Stück „Der Spiegel des Drachen“seinen großen Auftritt.

Der liebenswer­te Drache trifft im Open-Air-Stück für Gäste ab fünf Jahren einen Käfer, der ihn immer wieder kitzelt. Barzun fragt sich, wie er „zum Feuer-Rumpelpump­el“den lästigen Zeitgenoss­en wieder loswird. Eine fantastisc­he Reise durch Raum und Zeit beginnt. Beim Tipp-Kick hat Barzun dann ein ganz anderes Problem: Wie zum Feuer-Rumpelpump­el kann er den Theaterlei­ter Stephan Eckl bezwingen?

Schon nach den ersten beiden Spielzügen steht es 1:0. Dem Aus- gleich nach 42 Sekunden folgt eine Demonstrat­ion, die eigentlich einer Demontage gleichkomm­t: Eckl zieht auf 4:1 davon.

Vielleicht liegt’s daran, dass Eckl Tipp-Kick aus seiner Jugendzeit kennt. Damals, als Fußball mit seinen beiden Brüdern unter den Apfelbäume­n angesagt war und mit den Ministrant­en von St. Franziskus in der Firnhabera­u gekickt wurde, spielte er die Mischung aus Billard, Blitzschac­h und Tischtenni­s zeitweise sogar mit sich alleine. „In der einen Hand hatte ich den Feldspiele­r, in der anderen den gegnerisch­en Torwart“, erinnert sich Eckl. Auch Giorgio Buraggis Herz schlägt für den Sport mit dem runden Leder, der ja irgendwie auch etwas mit der Schauspiel­kunst zu tun hat. „Die Torrituale haben heutzutage ja oft etwas sehr Künstleris­ches“, meint Eckl. Außerdem seien die Profis Trendsette­r in Sachen Frisuren. Apropos Frisuren: Baruggi, der seit zehn Jahren im Eukitea-Team mitwirkt und so etwas wie die gute Seele ist, spielte bereits in der Eukitea-Produktion „Ronaldo, Pink und Superlocke“, einem rasanten Stück über Freundscha­ft, Fußball und die Freude an der Bewegung, mit. Doch mit der Freude ist es jetzt vorbei.

Nach der Pause zieht Eckl auf 7:1 davon. „Jetzt weiß ich, wie sich Brasilien fühlen muss“, sagt Baruggi. Als das 8:1 fällt, meint er weinerlich: „Bitte sagt allen, dass ich in den Drachenhan­dschuhen gespielt habe.“Die sind nämlich dick und unhandlich.

Zur Ehrenrettu­ng gelingt dem Drachen noch das 2:8, ehe Eckl schließlic­h fünf Sekunden vor Abpfiff den alten Abstand wieder herstellt. 9:2 heißt das Endergebni­s. Baruggi im Drachentri­kot ist demoralisi­ert: „Und das nur, weil er der Regisseur ist.“Dazu kommt, dass er als Italiener und AC-Milan-Fan oh- nehin keinen leichten Stand hat. Trotzdem spendet er Trost: Italien ist auch schon einmal bei der WM gegen Schweden und Südkorea ausgeschie­den. In Zukunft will er aber lieber wieder einen Sport treiben, dem seine Artgenosse­n schon seit Tausenden von Jahren nachgehen: Wie eine Katze dem eigenen Schwanz nachjagen.

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Auf der Waldbühne in Anhausen spiel Stephan Eckl gegen den Drachen Giorgio Buraggi.
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Zweimal hat auch der Dra che Grund zum Jubel über ei nen Torerfolg.

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