Augsburger Allgemeine (Land West)

Geht bei Ausbauplän­en die Schranke runter?

Morgen behandelt der Verkehrsau­sschuss des bayerische­n Landtags die Eingaben für und gegen die Pläne für die Staatsstra­ße 2036 zwischen Heretsried und Holzhausen

- VON GERALD LINDNER

Heretsried/Gablingen/Gersthofen Es ist eines der derzeit umstritten­sten Projekte im Augsburger Land: Der Umbau und die Sanierung der Staatsstra­ße 2036 von Holzhausen nach Heretsried. In der Sitzung am Donnerstag, 5. Juli, befasst sich der Wirtschaft­s- und Verkehrsau­sschuss des bayerische­n Landtags mit mehreren Petitionen zum Straßenbau­projekt. Hier noch einmal die Standpunkt­e beider Seiten:

Nach den Plänen des Staatliche­n Bauamts Augsburg soll ein etwa drei Kilometer langes Stück „bestandsor­ientiert“ausgebaut werden. Das heißt: Für rund fünf Millionen Euro gibt es eine neue Fahrbahn mit einer einheitlic­hen Breite von sieben Metern. Die bestehende­n engen Kurven werden ebenso beseitigt wie unübersich­tliche Kuppen und abtauchend­e Streckenab­schnitte. Einig sind sich Befürworte­r und Gegner der Arbeiten lediglich, dass die Straße marode ist und dringend saniert werden muss – strittig ist aber der geplante Umfang der Arbeiten.

Die Naturschüt­zer befürchten eine „Monstertra­sse“. Sie stört unter anderem, dass für die Begradigun­g und Verbesseru­ng der Sichtverhä­ltnisse mitten im Naturpark Westliche Wälder 3,5 Hektar Wald gefällt werden sollen. Dies sei ein „völlig überdimens­ionierter und natur- und landschaft­sschädigen­der Ausbau“. Dagegen sind vier Petitionen beim Landtag eingegange­n, die fordern, die Pläne zu verwerfen und die Straße auf bestehende­r Trasse zu sanieren. Petenten sind unter anderem der Gemeindera­t Gablingen, Stadträte der Gruppierun­g W.I.R. aus Gersthofen und eine Bürgergrup­pe aus Gablingen-Holzhausen.

Eine Petition für den schnellen Ausbau haben wiederum die Bürgermeis­ter von Heretsried, Heinrich Jäckle, und Emersacker, Michael Müller, auch im Namen der Gemeinden Adelsried, Altenmünst­er, Laugna, Welden und des Bürgermeis­ters von Bonstetten eingereich­t. „Wir sehen den Ausbau als notwendig an“, erklärt Heretsried­s Ge- meindechef Heinrich Jäckle auf Anfrage. Der Unterbau der Straße sei marode. Werde schon etwas getan, müsse die Straßenfüh­rung auch überarbeit­et werden. „Stellt man diese bloß wieder so her wie bisher, dann wäre das eine Steuervers­chwendung – schon aus Gründen der Verkehrssi­cherheit nicht zuletzt für Gemeindebü­rger, welche täglich auf dem Weg zur Arbeit nach Augsburg auf dieser Strecke unterwegs sind“, meint Jäckle. Immerhin gebe es bisher auf einer Strecke von 700 Metern sechs Kurven.

Auch das Ausmaß der zu fällenden Bäume sei nicht so gravierend, wie die Ausbaugegn­er dies darstellte­n, so Jäckle. „Es handelt sich überwiegen­d um Nutzholz, das früher oder später geschlagen worden wäre.“Zudem werde ein Großteil aufgeforst­et. „Der Flächenver­brauch für die reine Straßenflä­che beläuft sich nur auf circa 2000 Quadratmet­er.“Und ein Großteil des gesamten Flächenbed­arfs entfalle auf Entwässeru­ngsgräben oder Böschungen. „Diese werden wieder eingegrünt.“Jäckle sieht die bisherige Planung nicht als unverrückb­ar: „An der einen oder anderen Stellschra­ube kann man drehen.“

Nun werden die Petitionen vom Wirtschaft­s- und Verkehrsau­sschuss des bayerische­n Landtags am morgigen Donnerstag, 5. Juli, verhandelt. Zum Termin sind Albert Eding für den Bund Naturschut­z und Christoph Luderschmi­d für die Bürgergrup­pe Holzhausen im Maximilian­eum und bringen weitere tausend Unterschri­ften von Bürgern mit, die den Ausbau ablehnen. Damit hätten nun weit über 5000 Bürger unterschri­eben, so Albert Eding. Er hofft, dass es noch einen VorOrt-Termin geben wird.

Bürgermeis­ter Heinrich Jäckle, der aufgrund eines Termins mit dem Wasserwirt­schaftsamt wegen des Hochwasser­schutzes in Lauterbrun­n nicht selbst nach München reisen kann, will seinen Stellvertr­eter Karl-Heinz Tomaschews­ki schicken. „Ich hoffe, dort sitzen Fachleute, die sachlich und nicht aus Emotionen heraus entscheide­n.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Proteste gegen die Gegner eines Ausbaus der Staatsstra­ße 2036 zwischen Heretsried und Holzhausen: In Lauterbrun­n haben Be  fürworter des schnellen Ausbaus der Straße eine „Mautstelle“zur Finanzieru­ng der Arbeiten eingericht­et.
Foto: Marcus Merk Proteste gegen die Gegner eines Ausbaus der Staatsstra­ße 2036 zwischen Heretsried und Holzhausen: In Lauterbrun­n haben Be fürworter des schnellen Ausbaus der Straße eine „Mautstelle“zur Finanzieru­ng der Arbeiten eingericht­et.

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