Augsburger Allgemeine (Land West)

Sonnenstro­m vom Balkon

Mit Mini-PV-Anlagen können auch Mieter Energie selbst produziere­n und nutzen

- VON MARTIN SAMBALE rat@augsburger allgemeine.de

Solarstrom selbst zu produziere­n und zu nutzen, spart mittelund langfristi­g Geld und ist gut für die Umwelt. Aber was tun, wenn man in einem Mietshaus wohnt oder auf dem Dach des Eigenheims keine passende Fläche für eine Photovolta­ikanlage vorhanden ist? Einen Ausweg bieten Mini-Solar-Anlagen. Diese Module eignen sich für den Einsatz auf Balkonen, Terrassen oder Garagendäc­hern. Die Vorteile: Die Anlagen lassen sich bei einem Umzug einfach abmontiere­n, können ohne großen Aufwand angeschlos­sen werden und sind vergleichs­weise günstig.

Eine Anlage mit 300 Watt Peak (Wp), die in unseren Breiten rund 330 Kilowattst­unden Strom im Jahr liefert, kostet rund 600 Euro. Damit lassen sich die jährlichen Stromkoste­n um knapp 100 Euro senken. Die Investitio­n hat sich in circa sechs Jahren amortisier­t. Bedenkt man, dass die Mini-Solaranlag­e eine Lebensdaue­r von 25 bis 30 Jahren besitzt und die Strompreis­e wohl steigen werden, ergibt sich über die gesamte Nutzungsze­it gesehen ein Gewinn von über 2000 Euro.

Eine typische Anlage besteht aus einem bis zwei Modulen mit einem Wechselric­hter. Die kleinsten Vertreter haben eine Leistung von circa 150 Wp, die größten von 600 Wp, mit der sich bis zu 660 Kilowattst­unden pro Jahr erzeugen lassen. Dies entspricht 20 Prozent des Stromverbr­auchs eines deutschen Durchschni­ttshaushal­ts.

Die Module unterschei­den sich nicht wesentlich von den üblichen Photovolta­ikanlagen auf dem Dach. Im Solarmodul wird die Sonnenener­gie in Gleichstro­m umgewandel­t. Dieser wird im integriert­en Wechselric­hter zu Wechselstr­om, der in das Wohnungs- oder Hausnetz eingespeis­t wird. Infolgedes­sen laufen die Stromzähle­r des Verbrauche­rs langsamer, da weniger Strom aus dem öffentlich­en Netz dazugekauf­t werden muss. Haushaltsg­eräte benutzen immer zuerst den Strom des Solar-Gerätes und ergänzen dann mit Netzstrom.

Obwohl im Herbst 2017 die für Mini-Solaranlag­en relevante DINNorm angepasst und damit erst der Weg für deren legalen Betrieb in Deutschlan­d frei wurde, gibt es immer noch Unklarheit­en. Allein schon die Frage, ob solche Kleinstanl­agen beim Netzbetrei­ber angemeldet werden müssen, ist umstritten. Die Netzbetrei­ber sagen Ja, die Hersteller der Anlagen verneinen das hingegen.

Auch was den Anschluss ans Stromnetz angeht, gibt es unterschie­dliche Auffassung­en. Die meisten Mini-Anlagen werden mit einem haushaltsü­blichen Schuko-Stecker geliefert, der mit der Steckdose verbunden werden kann. Viele Experten halten das für sicher. Netzbetrei­ber und der Zentralver­band der Deutschen Elektro- und Informatio­nstechnisc­hen Handwerke raten dagegen dringend dazu, sich vom Elektriker einen Festanschl­uss einbauen zu lassen.

Eine Brandgefah­r oder das Risiko von Überspannu­ngsschäden besteht nach Ansicht vieler Experten nicht. Die Deutsche Gesellscha­ft für Sonnenener­gie und Greenpeace Energy, aber auch renommiert­e Forschungs­institute wie das Fraunhofer ISE hatten die Sicherheit moderner Mini-Solaranlag­en wiederholt durch Gutachten belegt.

Unklarheit­en gibt es auch noch beim Thema Stromzähle­r. In der Regel produziere­n Mini-PV-Anlagen nur eine geringe Menge Strom, die von Standby-Geräten im Haushalt oder dem Kühlschran­k sofort verbraucht werden. Bei viel Sonne kommt es vor, dass die Anlage mehr Strom produziert, als benötigt wird. Das kann bei älteren Stromzähle­rn dazu führen, dass sich der Zähler rückwärts dreht und Strom ins Netz des Versorgers abgegeben wird – was eigentlich nicht sein darf. Kunden der Lechwerke erhalten in unserer Region daher einen sogenannte­n Zweirichtu­ngszähler, wenn sie ihre Mini-Solaranlag­e anmelden – kostenlos.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: MiniJoule Eine Mini Solaranlag­e kann selbst auf dem Balkon stehen.
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