Augsburger Allgemeine (Land West)

Bauern verdienen wieder besser

Nach mehreren schlechter­en Jahren können Bayerns Landwirte positiv in die Zukunft blicken. Das gilt aber nicht für alle. Viele kleine Höfe stehen unter Druck

- VON HENRY STERN

München Verbessert­e Einkommen, ein anhaltende­r Trend zu größeren Betrieben und ein leicht gebremstes Tempo bei den Betriebsau­fgaben: Bayerns neue Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) sieht stabile Rahmenbedi­ngungen für die Landwirtsc­haft im Freistaat. „Das ist ein Erfolg unserer Agrarpolit­ik, die auch kleineren Betrieben Perspektiv­en bietet“, sagte die Ministerin bei der Vorstellun­g des aktuellen Agrarberic­hts im Landtag.

Allerdings gibt pro Jahr noch immer einer von 100 Landwirten auf – seit 2010 sank die Zahl der bewirtscha­fteten Höfe um rund 10 000 auf zuletzt noch 106 700. Besonders unter Druck sind mit einem Minus von mehr als fünf Prozent Betriebe mit einer landwirtsc­haftlichen Nutzfläche zwischen zehn und 50 Hektar. Die Zahl der Großbetrie­be über 100 Hektar stieg dagegen seit 2010 um mehr als sieben Prozent auf 5200.

Unter Druck sind zudem viele der gut 60 Prozent Nebenerwer­bsbetriebe, wie der SPD-Agrarexper­te Horst Arnold bemängelte: Von 2015 bis 2017 verloren die Nebenerwer­bsbauern im Schnitt fast ein Viertel ihres landwirtsc­haftlichen Der Anteil der Landwirtsc­haft am Gesamteink­ommen sank von gut 40 auf nur noch 34,7 Prozent. „Beim Nebenerwer­b geht es steil bergab“, klagte Arnold. Dies gefährde auch „die landwirtsc­haftliche Vielfalt Bayerns“.

Während die Opposition deshalb eine bessere staatliche Förderung für Kleinbetri­ebe oder auch den Öko-Landbau fordert, lobte die Mi- nisterin die wirtschaft­liche Kreativitä­t der Nebenerwer­bsbauern: „Zusätzlich­e Einkommens­standbeine machen unsere Betriebe auch widerstand­sfähiger gegenüber Marktkrise­n“, glaubt sie. Zur Unterstütz­ung kündigte Kaniber staatliche Initiative­n für „mehr Kooperatio­n im ländlichen Raum“an: Regionale Erzeuger sollen enger mit örtlichen Metzgern, Bäckern und Gastwirten verEinkomm­ens. netzt werden – auch im Rahmen erweiterte­r Öko-Modellregi­onen. „Dadurch können neue Unternehmu­ngen entstehen, die von der Bevölkerun­g mitgetrage­n werden“, hofft sie.

Zumal sich die Einkommens­situation in der Landwirtsc­haft insgesamt nach mehreren Jahren der Einbußen laut der Ministerin wieder positiv entwickelt: Im Schnitt stieg der Gewinn je Betrieb im Jahr 2017 um fast ein Drittel auf rund 52600 Euro. Vor allem bessere Preise für Milch und Schweine trugen demnach zu dieser Entwicklun­g bei. Mit einem Durchschni­ttsgewinn von

885 Euro pro Hektar liegt Bayern im Bundesverg­leich nun hinter Nordrhein-Westfalen und RheinlandP­falz auf dem dritten Platz.

Beim Weinbau gingen die Gewinne 2017 gegen den Trend um stolze

14 Prozent nach unten – was laut Agrarberic­ht neben „ungünstige­n Traubenmos­terträgen aus früheren Jahren“auch an höheren Abschreibu­ngen und Betriebsau­fwendungen lag. Gleichzeit­ig zeigt der Bericht auch im Weinbau den anhaltende­n Trend zur Größe: Bei stabiler Rebfläche sank die Zahl der Winzer-Betriebe binnen zehn Jahren von 5200 auf zuletzt noch knapp 3600.

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Foto: Philipp Schulze, dpa Jedes Jahr hört im Schnitt einer von 100 Landwirten auf – besonders schwer haben es Höfe, die nur kleine Flächen bewirtscha­ften.

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