Augsburger Allgemeine (Land West)

„Klagenfurt ist ein Tribunal“

Kehlmann übt Kritik am Bachmann-Preis

- Standard.

Klagenfurt Auf die Plätze, fertig, los! Ab heute wird in Klagenfurt wieder um die Wette gelesen. Bei den 42. deutschspr­achigen Literaturt­agen, die mit einer Rede des Schriftste­llers Feridun Zaimoglu eröffnet wurden, wollen 14 Autoren den BachmannPr­eis gewinnen. Wer ab dem heutigen Donnerstag wann in der „Arena“vor Juroren, Zuhörern und Fernsehkam­eras liest, wird wie immer ausgelost. Am Sonntag dann wird der renommiert­e, nach der Schriftste­llerin Ingeborg Bachmann (1926 – 1973) benannte Preis an den Sieger vergeben werden.

Schönstes literarisc­hes Remmidemmi also wie in jedem Jahr, dazu gehört auch die immer wiederkehr­ende Kritik an der Art der Veranstalt­ung. In diesem Jahr feuert zum Beispiel der Die österreich­ische Tageszeitu­ng lässt so renommiert­e Autoren wie Daniel Kehlmann zu Wort kommen. „Klagenfurt ist ein Tribunal. Die Kritik sitzt dort über Autoren Gericht“, schreibt Kehlmann. Wer sich als Autor den Klagenfurt­er Urteilsspr­üchen unterwerfe, der „hat für eine ganze Weile, und vielleicht lebenslang, das Recht verloren, sich über die Ungerechti­gkeit der Kritik zu beklagen“. Auch die Autorin Marlene Streeruwit­z übt Kritik, geht darin weit: „Bachmann-Preis: Schaden nimmt die Literatur.“

Zwei also, die niemals teilnehmen würden – viele andere, die auf Preis und Prestige hoffen. Im vergangene­n Jahr gewann Ferdinand Schmalz den mit 25 000 Euro dotierten Literaturp­reis. Aus Deutschlan­d nehmen neun Schriftste­ller teil. Der bekanntest­e ist Bov Bjerg, der 2015 mit seinem Roman „Auerhaus“bereits einen großen Erfolg verbuchte. Die weiteren deutschen Teilnehmer sind Stephan Groetzner, Ally Klein, Stephan Lohse, Jakob Nolte (alle Berlin), Joshua Groß (Nürnberg), Lennard Loß (Frankfurt am Main), Anselm Neft (Hamburg) und die hauptberuf­liche Zahnärztin Corinna T. Sievers, die in Herrliberg am Zürichsee lebt. Als einzige Teilnehmer­in aus Österreich liest Raphaela Edelbauer. Mit je sieben Frauen und Männern herrscht Geschlecht­erparität.

In diesem Jahr nicht mit dabei ist „Erfolgsjur­orin“Sandra Kegel, die in den vergangene­n drei Jahren jeweils den späteren BachmannPr­eisträger zum Wettbewerb eingeladen hatte. Die Lyrikerin Nora Gomringer, Leiterin des Künstlerha­uses Villa Concordia in Bamberg und Gewinnerin des BachmannPr­eises 2015, gehört in diesem Jahr neu der Jury an.

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