Augsburger Allgemeine (Land West)
Sohn wollte Vater mit Brecheisen erschlagen
Das Opfer überlebt die nächtliche Attacke schwer verletzt, weil die 96-jährige Großmutter laut um Hilfe schrie. Ihren Enkel nahm die Polizei eine Stunde später fest. Der Vorwurf der Ermittler: Mordversuch
Diedorf Blutiges Familiendrama in Diedorf im Landkreis Augsburg: Dort soll ein Mann im Alter von 32 Jahren versucht haben, seinen schlafenden Vater mit einem Brecheisen zu erschlagen. Die 96-jährige Großmutter rettete dem Opfer wahrscheinlich das Leben.
Die drei lebten laut Staatsanwaltschaft zusammen in einem Mehrfamilienhaus in Diedorf. Dort spielte sich das Drama nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft in der Nacht zum Dienstag ab. Gegen 3.40 Uhr soll sich der 32-Jährige der Polizei zufolge zu seinem schlafenden Vater geschlichen haben und auf ihn losgegangen sein. Nach Angaben der Ermittler schlug der Beschuldigte den 70-Jährigen mit einem Brecheisen auf den Kopf und würgte ihn anschließend massiv. Das Opfer erlitt dabei Platzwunden am Kopf und weist laut Polizei Verletzungen am Hals und im Bereich des Kehlkopfes auf.
Angreifer ließ anscheinend erst von seinem Opfer ab, als die 96-jährige Großmutter im Schlafzimmer auftauchte und laut um Hilfe rief. Der 32-Jährige flüchtete vom Tatort. Die Polizei spürte ihn rund eine Stunde später im Landkreis Aichach-Friedberg auf und nahm in fest.
Die Staatsanwaltschaft geht derzeit von einem versuchten Mord und gefährlicher Körperverletzung aus. Wird der Mann tatsächlich deswegen verurteilt, droht im eine mehrjährige Haftstrafe. Ein Ermittlungsrichter erließ im Verlauf des gestrigen Mittwoch einen Haftbefehl gegen den 32-jährigen Diedorfer. Er sitzt jetzt in der JVA Gablingen in Untersuchungshaft.
Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu dem Fall dauern noch an. Derzeit könnten keine weiteren Details bekannt gegeben werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft. So machen die Ermittler derzeit keine Angaben zum möglichen Motiv des Verdächtigen. Offen lassen sie auch, ob der Mann betrunken war oder unter Drogen stand. Sein 70-jähriger Vater wurde im Klinikum ärztlich versorgt und untersucht. Er konnte das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen.
Die blutige Attacke mit dem Brecheisen ist der zweite Mordversuch im Familienkreis, der sich innerhalb weniger Wochen in dem 10 000-Einwohner-Ort Diedorf zugetragen hat. Der erste Fall stand allerdings unter anderen Vorzeichen: Am Vatertag soll ein 84-Jähriger versucht haben, seinen Sohn mit einem Küchenmesser zu erstechen.
Der Senior sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft, die Ermittlungen gegen ihn seien noch nicht abgeschlossen, teilte die StaatsanwaltDer schaft gestern auf Anfrage unserer Zeitung mit. So warten die Behörden unter anderem noch auf ein Gutachten.
Der Fall hatte damals in Diedorf großes Aufsehen erregt, weil am helllichten Tag ein Rettungshubschrauber und ein Polizeihelikopter über Diedorf kreisten beziehungsweise landeten. Zudem fanden sich auf offener Straße Blutspuren, die vom Opfer stammen sollen und von der Spurensicherung der Kripo unter die Lupe genommen wurden.
Im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses soll der 84-Jährige am Vatertag gegen 11.30 Uhr mit einem Küchenmesser auf seinen Sohn eingestochen und ihn verletzt haben. Über die Art der Verletzungen schweigen die Ermittler, ebenso über das mutmaßliche Motiv. Allerdings seien die Verletzungen nicht lebensbedrohlich gewesen.
Das 58-jährige Opfer hatte sich am Vatertag offenbar noch aus dem Haus geschleppt, wo der Rettungsdienst den Mann fand. Die Retter waren von der Ehefrau des 58-Jährigen verständigt worden, die ihn beim Besuch bei seinem Vater begleitet hatte. Dutzende rote Flecken auf dem Gehweg vor dem Haus verschafften Mitte Mai einen Eindruck davon, wie schwer die Verletzungen des 58-Jährigen gewesen sein müssen, der dann im Klinikum Augsburg versorgt wurde.
Es ist der zweite blutige Familienstreit innerhalb kurzer Zeit in Diedorf