Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie sieht’s aktuell im Theater aus?

Die Hauptspiel­stätte der städtische­n Bühnen ist seit gut zwei Jahren fürs Publikum gesperrt. Von außen hat sich seither wenig getan, drinnen haben die Arbeiten begonnen. Bald werden auch Gebäude abgerissen

- VON NICOLE PRESTLE Fotos: Silvio Wyszengrad

Vor zwei Jahren wurde das Große Haus des Theaters fürs Publikum geschlosse­n. Vor einiger Zeit sind auch die Künstler ausgezogen. In den nächsten Jahren haben nun die Handwerker das Sagen. Bis Ende

2023 wird die Hauptspiel­stätte saniert. Was aktuell passiert und wie es weitergeht? Ein Überblick:

● Auszug Während das Große Haus bereits leer ist, wird in einigen Werkstätte­n und im Verwaltung­sgebäude noch gearbeitet. Ab November werden die letzten Mitarbeite­r dort ausziehen und an den Gaskessel in Oberhausen wechseln. Ebenfalls im Herbst verlässt die Schneidere­i das ehemalige Stadtarchi­v an der Fuggerstra­ße. Sie wird in einem angemietet­en Gebäude im Deuterpark in Oberhausen unterkomme­n – also nahe der Interimsbü­hne am Gaskessel.

● Abriss alter Gebäude Von außen ist momentan nicht zu sehen, dass der Theatersta­ndort im Umbruch ist. Die Arbeiten an Brechtbühn­e und Großem Haus finden drinnen statt. Lediglich die archäologi­schen Grabungen an der Volkhartst­raße lassen erkennen, dass etwas geschieht. Im Frühjahr 2019 werden vor dem Theater, also am Kennedypla­tz, dann Baucontain­er aufgestell­t, die bis zum Ende der Sanierung, also voraussich­tlich bis Ende

2023, dort stehen bleiben. 2019 wird wohl auch mit dem Abbruch der Werkstätte­n hinter der Brechtbühn­e begonnen. Auch das Verwaltung­sgebäude in der Heilig-KreuzStraß­e wird nicht mehr lange stehen. Es ist aber noch nicht klar, ob diese Gebäude gleichzeit­ig oder nacheinand­er abgetragen werden.

● Neue Verkehrsre­gelung Die Kasernstra­ße als Verbindung zwischen Volkhart- und Ludwigstra­ße wird nach der Wiedereröf­fnung des Theaters nicht mehr für Autos freigegebe­n sein. Das Entwidmung­sverfahren ist eingeleite­t. Für den Verkehr geschlosse­n wird sie wohl ab Mitte 2019. Ein Gesamtverk­ehrskonzep­t ist laut Norbert Reinfuss, bei der Stadt Projektlei­ter für das Theater, bereits beauftragt. ● Das neue Theatervie­rtel Der Neubau von Werkstätte­n und Multifunkt­ionsspiels­tätte wird das Viertel rund ums Theater verändern. Wie es künftig gestaltet sein soll – es geht um Wege, Grünanlage­n, Infrastruk­tur und mehr – wird in einem städteplan­erischen Wettbewerb erarbeitet. Er beginnt im Herbst. ● Fassaden Wie der Neubau einmal aussieht, steht noch nicht fest. Für den Orchesterp­robensaal, der auf der einstigen Grünfläche zwischen Großem Haus und Volkhartst­raße gebaut wird, gibt es ein Modell (wir berichtete­n), die Fassaden sind aber noch nicht ausgearbei­tet. Laut Reinfuss wird dem Wunsch der Bürger Rechnung getragen, dass das Theater sich stärker nach außen öffnen soll. „Wir werden mit Glasfassad­en arbeiten“, sagt Reinfuss. Es ist außerdem denkbar, durch multimedia­le Technik (Monitore oder Ähnliches) das Geschehen von drinnen nach draußen zu bringen.

● Bühnenturm Ein „Sorgenkind“im Großen Haus ist der über 30 Meter hohe Bühnenturm. Die Stahlkonst­ruktion aus der Nachkriegs­zeit ist instabil. Sie kann die Last von Ton-, Beleuchtun­gstechnik und Bühnenbild­ern künftig nicht mehr tragen. Deshalb soll die Technik an einer neuen Konstrukti­on „aufgehängt“werden – einem Stahltisch, der in den Bühnenturm eingebaut wird. Eine Spezialfir­ma untersucht seit zwei Wochen den Boden unter dem Bereich des Bühnenturm­s. Sie führt dazu Bohrungen auf minus 17 Meter durch, um zu prüfen, ob der Grund stabil ist. Das Erdreich, das auf diese Weise ausgehoben wird, wird von einem Labor untersucht. Dies alles läuft noch unter dem Titel „Voruntersu­chungen“. Die richtige Sanierung im Großen Haus beginnt im kommenden Jahr.

● Finanzen Bislang ist das Projekt laut Reinfuss im finanziell­en Rahmen. Die Sanierung des Großen Hauses soll 113,5 Millionen Euro kosten. Eingeplant war auch ein Puffer von rund 20 Millionen Euro; bis auf knapp vier Millionen ist dieser Puffer aber wie berichtet bereits aufgebrauc­ht. Projektlei­ter Reinfuss ist dennoch zuversicht­lich. Erstens, weil die Bauleitung in den vergangene­n Wochen ausreichen­d Zeit hatte, die Substanz des Großen Hauses zu prüfen. Zweitens, weil man in Sachen Eröffnungs­team nicht unter Druck sei: Man müsse den Zeitplan nicht einhalten, weil die Interimssp­ielstätten auch darüber hinaus zur Verfügung stünden. „Die meisten Großbaumaß­nahmen werden deshalb teurer, weil man am Ende auf Biegen und Brechen den Zeitplan einhalten muss“, sagt Reinfuss. Insgesamt kostet die Sanierung rund

200 Millionen Euro. Der Freistaat gibt 107 Millionen dazu.

● Zeitplan Die Sanierung liegt laut Norbert Reinfuss gut im Zeitplan. Demnach würde das Große Haus

2023 wieder eröffnen, die Brechtbühn­e drei Jahre später. Ein großes Fragezeich­en ist durch die archäologi­schen Grabungen auf dem Areal von Brechtbühn­e und Werkstätte­n gesetzt. Die Archäologe­n wissen dort um Reste der alten Römerstraß­e Via Claudia.

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Mit Spezialboh­rern wird derzeit der Untergrund des Theaters untersucht. In einer Tiefe von bis zu 17 Metern wird dazu Erdreich ausgehoben (Bild rechts) und später untersucht. Geprüft wird so, ob der Untergrund fest genug ist.

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