Augsburger Allgemeine (Land West)
Jubelstürme auf Kommando
Der Bayerische Fußball-Verband dreht beim TSV Steppach mit Spielern und Fans einen Werbefilm für Fairness im Sport. Keine Pöbeleien mehr gegen Schiedsrichter
Steppach Eigentlich ist es ja nicht ungewöhnlich, wenn auf einem Fußballplatz viel los ist. Die Nachbarn der Felder des TSV Steppach müssen sich trotzdem gewundert haben, als am Freitag, 20. April, eine Reihe Kombis am Platz vorfuhr und Kameras, Mikrofone und Beleuchtungsequipment ausgeladen wurden. Die Felder waren die Kulisse für eine neue Kampagne für Fairness im Sport und gegenüber Schiedsrichtern, die der Bayerische Fußball-Verband in diesem Jahr veröffentlichen will. Hauptakteure waren große Teile der Fußballabteilung des TSV Steppach.
Begeistert zeigt Abteilungsleiter Werner Igelspacher die ersten Aufnahmen. Jüngere und ältere Spielerinnen und Spieler sind zu sehen. „Es wurden unzählige Motive aufgenommen, alle auf unserem Platz“, sagt Igelspacher stolz. Natürlich geht es vor allem um die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, die auf den meisten Fotos freundlich, aber selbstbewusst in Szene gesetzt sind.
Igelspachers Lieblingsfoto ist allerdings eines, in dem Eltern, Trainer und Funktionäre der Abteilung empört aufspringen. „Das ist Wahnsinn, es sieht alles andere als gestellt aus“, sagt der Abteilungsleiter. Anschließend musste die Truppe für einen Videoclip auch noch eine Schiedsrichterin beleidigen.
Jürgen Igelspacher, der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes und Bruder des Abteilungsleiters, erklärt, worum es in der Kampagne konkret geht: Der Verband wolle „das Thema ‚Schiedsrichter im Amateurfußball‘ in ein positives Licht rücken“. Es gehe darum, Klischees abzubauen und Schiedsrichtern den Rücken zu stärken. Die Kampagne soll allen Beteiligten klarmachen, „dass die Begeisterung für den Amateurfußball das verbindende Element ist, sich daraus aber auch die Notwendigkeit des respektvollen Umgangs miteinander ergibt“, erklärt der Verbandspräsident. Werner Igelspacher hofft, dass die Kampagne Wirkung zeigt und sich wieder mehr junge Fußballer dafür entscheiden, Schiedsrichter zu werden. „Uns fehlt der Nach- sagt er und ergänzt: „Ohne Schiedsrichter geht es nicht, die Spieler prügeln sich auf dem Platz.“
Für den Abteilungsleiter und seine „Vereinsfamilie“war die Produktion der Filme und Fotos ein großes Event. Etwa 80 Helfer vom TSV Steppach waren von mittags an bis in die Abendstunden auf dem Platz aktiv, ließen sich professionell schminken, hielten Beleuchtungsrequisiten und waren Darsteller in unterschiedlichen Szenen. „Auf dem Platz ist es zugegangen“, betont Werner Igelspacher und ergänzt: „So professionell habe ich das noch nie gesehen.“
Jürgen Igelspacher sagt: „Bessere Darsteller hätten wir nicht finden können.“Es sei den Verantwortliwuchs“, chen vor allem um die Authentizität der Darstellung gegangen. Es habe aus Sicht des Verbandes keinen Sinn gemacht, Schauspieler zu engagieren. „Die Basis ist authentischer“, so der Präsident.
Natürlich war das Event auch eine Herausforderung für die Fußballer vom TSV Steppach. Der Verein sorgte für die Verpflegung. „Unsere Mitglieder haben zum Beispiel 25 Kuchen gebacken“, betont der Abteilungsleiter. Als dann die Kombis mit der Technik anrückten, hatte er allerdings nur noch einen Gedanken: „Hoffentlich bringen wir genügend Strom her.“
Alles in allem war die Produktion der Imagekampagne „ein tolles Event, das den Leuten im Gedächtnis bleibt“, sagt Werner Igelspacher. Es habe für ihn wieder einmal gezeigt, worum es im Fußball eigentlich geht. Er stimmt seinem Bruder zu, wenn er sagt: „Der Fußball und der Verband leben eigentlich von den Leuten.“
Dabei denkt er nicht nur an die aktiven Spieler, sondern auch an alle anderen, die im Verein mitanpacken und dem TSV die Treue halten. „Diesen Anspruch habe ich allerdings nicht nur für den TSV Steppach.“Auch in anderen Vereinen laufe es so.
„Ohne Schiedsrichter geht es nicht, die Spieler prügeln sich auf dem Platz.“Abteilungsleiter Werner Igelspacher