Augsburger Allgemeine (Land West)
Unbeobachtet in der Kabine
Bohrlöcher in den Umkleiden hatte ein Mann über Jahre ausgenutzt, um nackte Frauen zu filmen. Polizei und Schwimmbadbetreibern sind ansonsten seit Jahren im Landkreis Augsburg keine Fälle von Spannern bekannt
Landkreis Augsburg Die Bohrlöchlein in den Wänden der Umkleidekabinen im Schwimmbad kennen die meisten Badegäste. Ein dummer Jungenstreich, denken sich da manche Besucher. Mit ein paar Verrenkungen gelingt es schließlich doch noch, nicht direkt vor dem Spion in die Badehose zu schlüpfen.
Solche Bohrlöcher hat in Bobingen aber ein Badegast schamlos zum Spannen ausgenutzt. Er filmte im Schwimmbad mehr als 100 nackte Frauen beim Umziehen in den Kabinen mit seinem Handy (wir berichteten). Dafür hat das Amtsgericht den 27-jährigen Polizist zu einer sechsmonatigen Freiheitsstraße auf Bewährung verurteilt. Dem Beamten droht der Verlust des Arbeitsplatzes.
Ist das ein dramatischer Einzelfall oder müssen Badegäste im Landkreis Angst vor Spannern haben? Thomas Klingler von der Polizeiinspektion Gersthofen gibt Entwarnung: „Bei uns gab es schon sehr lange keine Fälle mehr. Einmal hatten wir mit einer exhibitionistischen Handlung zu tun. Aber das war vor zehn Jahren.“Auch sein Kollege Alfred Götz von der Polizeiinspektion Zusmarshausen kann sich an keinen aktuellen Fall erinnern: „Zum Glück gab es weder am Rothsee noch in den Freibädern Schwierigkeiten mit Spannern.“
Die Bohrlöcher an sich seien aber ein gewaltiges Problem, sagt Elfriede Mayer, Betriebsleiterin im Waldfreibad Dinkelscherben. „Das Bad gibt es seit 1964. Seit dem ersten Tag bohren die Gäste Gucklöcher in die Wände der Umkleidekabinen.“Das sei zwar ärgerlich, Spanner bereiten dem Badepersonal aber keine Sorgen. Alle paar Monate macht sich die Betriebsleiterin auf, um die Öff- nungen zuzuspachteln. Auch mit verstärkenden Metallplatten hat sie es im Bad schon versucht. „Aber keine Chance, die Leute bohren da auch durch. Wir bekommen das Problem nicht in den Griff.“Mit dem Handy habe Elfriede Mayer noch niemanden an den Umkleidekabinen ertappt. „Wenn dann schauen die Kinder unter den Trennwänden durch, weil sie ihre Mama suchen. Oder die Schulbuben, die ihre Klassenkameradinnen ärgern wollen.“
Dass Besucher im Schwimmbad mit dem Handy filmen, sei in der Gerfriedswelle, dem Gersthofer Freibad, manchmal ein Problem. Klara Simon von den Stadtwerken Gersthofen berichtet: „Ab und zu gibt es bei uns Diskussionen, wenn sich Gäste beim Bademeister beklagen. Mit Spannern haben wir aber keine Probleme.“Das Personal sei angewiesen, besonders auf Handyfilmer zu achten. Grundsätzlich verboten sei das Filmen mit dem Smartphone im Bad zwar nicht. Wenn Mama und Papa ihre Kinder beim Planschen im Wasser aufnehmen wollen, ist das natürlich in Ordnung. „Aber der Zwecke muss schon erkennbar sein. Sich an den Beckenrand stellen und einfach wild drauflosfilmen ist nicht erlaubt.“
Genauso sei es im Freibad SunSplash Meitingen geregelt, sagt Karl-Heinz Mayer von der Gemeinde. „Ein grundsätzliches Verbot gibt es nicht. Aber wenn Badegäste mit dem Handy andere Besucher belästigen, dann muss das Personal eingreifen.“Doch auch in Schwimmbad Meitingen können sich die Besucher unbesorgt auf dem Gelände bewegen. „Uns sind schon seit Jahren keine Fälle von Spannern mehr bekannt.“
In Augsburg ist das seit einigen Jahren sogar in der städtischen Badeordnung geregelt. Dort heißt es: „Das Fotografieren und Filmen fremder Personen und Gruppen ohne deren Einwilligung ist nicht gestattet.“