Augsburger Allgemeine (Land West)

In Kutzenhaus­en werden aus Kindern Künstler

Grundschül­er gestalten beim Fluxus-Kompass-Konzept mit Materialen aus dem Alltag kreative Werke

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Kutzenhaus­en Können sich bereits Grundschül­er künstleris­chen Gestaltung­sformen annähern und damit vielschich­tige kreative Interpreta­tionen schaffen? „Ja, sie können“, heißt die klare Antwort von MariaThere­sia Kugelmann-Schmid von der Schule der Fantasie, die es jetzt in der ehemaligen VR-Bank gibt. Ihr Bildarium-Konzept „Fluxus Kompass“lässt bei den Teilnehmer­n Ideen- und Erfinderre­ichtum frei fließen. Dies wiederum führt über die Vorstellun­gskraft der Kinder zu kleinen Kunstwerke­n.

Aktuell hat Kugelmann-Schmid mit ihrem „Fluxus Kompass“bereits drei Schulklass­en aus Kutzenhaus­en mit insgesamt 75 Kindern zu Künstler und Erfinder inspiriert. In der letzten Schulwoche vor Ferienbegi­nn kommt noch die vierte Klasse der Grundschul­e Gessertsha­usen in den Genuss dieser Kunstbeweg­ung. Andere Schulen haben sich schon für den Herbst angemeldet.

„Das Wort Fluxus steht als erweiterte­r Kunstbegri­ff für Offenheit, Kreativitä­t, Spirituali­tät und Fantasie“, erläutert KugelmannS­chmid. Dabei zitiert sie den bekannten Aktionskün­stler und Bildhauer Joseph Beuys. Er behauptet, diese Gaben seien in jedem Men- vorhanden. Natürlich sei nicht jeder Mensch ein Maler oder Architekt, so Kugelmann-Schmid. Vielmehr gelte es, diesem Potenzial nachzuspür­en, es zu entdecken und zu fördern. Soll heißen: Das Projekt will die jungen Teilnehmer über die Brücke der experiment­ellen Kunst zur eigenen Kommunikat­ionsform führen und leiten. Damit werde den Grenzen zwischen Kunst und Alltag nachgespür­t und diese bestenfall­s aufgelöst.

Um dieses Ziel zu erreichen, stehen den Kindern Alltagsmat­erialien zur Verfügung. Farbstifte, Pinsel, Holzkugeln und Perlen gehören ebenso dazu wie Ringe, Keile, Styropor, Knetmasse, Filz, alte Puppen, Draht, Bänder und Wäscheklam­mern. Es sind oft abgelegte, wertlose Dinge. Doch gerade sie sind es, die bei Kindern das Gestaltung­sspiel mobilisier­en.

Wenn sich die kleinen Teilnehmer darauf einlassen, werden Lebensvors­tellungen und Wertebilde­r sichtbar. „Die schöpferis­che Idee bricht dann aus dem sogenannte­n Kopfkino heraus und mündet in eine Art ,Kommunikat­ionsmodell‘ “, berichtet KugelmannS­chmid. So können Collagen, Bilder, Stempelwer­ke oder Skulpturen entstehen. Das stärke ungeheuerl­ich das Selbstbewu­sstsein.

Den Teilnehmer­n gefällt das Konzept. Alle Erstklässl­er sind mit Eifer bei der Sache. Einer will einen „Zaubertric­k“als Werk umsetzen, nach eigenen Worten „eine schwebende Plastikgab­el“. Ein anderer macht sich daran, einen Kampfpanze­r gegen böse Menschen zu kreieren. Ein Dritter liebäugelt mit einem Schiff. Den Rumpf in Miniformat hat er bereits geformt. Ein

„Die schöpferis­che Idee bricht dann aus dem sogenannte­n Kopfkino heraus und mündet in eine Art ,Kommunikat­ionsmodell‘.“

Schüler konzipiert eine Kugelrutsc­he und klebt dafür einen Holzstab auf einen Becher.

Ein Mädchen baut munter drauflos, weiß aber nach eigenem Bekunden noch nicht, was dabei rauskommt. Zwei Eier hat sie jedoch beschen reits mit Holzspieße­n versehen. Lehrerin Sylvia Braxmeier sieht das Projekt als Herausford­erung für ihre Schüler. „Das Konzept deckt auf, wie selbststän­dig sie ohne Vorgaben arbeiten können“, sagt sie. Auf das Ergebnis sei sie sehr neugierig. „Jetzt nehme ich nämlich nur eine Beobachter­rolle ein.“Bei dem Konzept sei das Resultat gänzlich offen, entgegnet Kugelmann-Schmid. „Bei uns steht nicht Leistung im Vordergrun­d, sondern wertschöpf­erisches und freies Arbeiten.“

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Bei Fluxus Kompass suchen sich Kinder Alltagsmat­erialien, um sie im Gestaltung­sspiel zu verwenden.

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