Augsburger Allgemeine (Land West)

Kerosinabl­ass verunsiche­rt die Menschen in der Region

Ruf nach besserer Aufklärung wird auch von der Lokalpolit­ik gestützt. Welche Maßnahmen ergriffen werden

- VON STEFAN REINBOLD

Landkreis Dass ein Frachtflug­zeug am vergangene­n Sonntag mehrfach über Krumbach und den südlichen Landkreis Günzburg kreiste und dabei rund 50 Tonnen Kerosin durch einen sogenannte­n Treibstoff­schnellabl­ass versprühte, hat viele unserer Leser verunsiche­rt. Neben sarkastisc­hen Bemerkunge­n war auch die Frage zu hören, ob man die Bevölkerun­g nicht warnen müsse, wenn ein Flugzeug Treibstoff versprüht. Bislang ist das nicht der Fall. Ein sogenannte­r Fuel Dump geschieht ausschließ­lich in Notsituati­onen, wenn beispielsw­eise nach dem Start technische Probleme auftreten, die einen sicheren Weiterflug nicht gewährleis­ten; oder ein Passagier einen Herzinfark­t erleidet. Ob ein solcher Notfall vorliegt, entscheide­t allein der Pilot. Vor allem bei größeren Maschinen – im aktuellen Fall handelt es sich um eine Boeing 747 – ist das Gewicht mit den noch vollen Treibstoff­tanks deutlich zu groß, um sicher landen zu können. Daher wird tonnenweis­e Kerosin über einem Gebiet, das die Flugsicher­ung zuweist, abgelassen. In den vergangene­n Jahren war das häufiger der Luftraum über Mittelschw­aben.

Stellvertr­etende Landrätin Monika Wiesmüller-Schwab zeigte sich „entsetzt“angesichts des aktuellen Vorfalls. Nachdem bereits im vergangene­n Sommer bekannt wurde, dass in den Jahren 2010, 2015 und 2016 insgesamt 101 Tonnen Kerosin im Luftraum über Thannhause­n abgelassen wurden, habe sie damals an das Umweltmini­sterium geschriebe­n, um ein Verbot zu erwirken.

„Es kann doch nicht sein, dass immer die gleiche Region aufgesucht wird“, ärgert sich die Kreispolit­ikerin. „Das finde ich in Anbetracht der fehlenden Studien zu den Auswirkung­en auf die betroffene Bevölkerun­g mehr als bedenklich.“Wiesmüller-Schwab will sich erneut ans Umweltmini­sterium wenden, um wenigstens Messstelle­n einzuricht­en und zu „klären, was das eigentlich für die Menschen bedeutet“.

Ein weiterer Punkt, der sie stört, ist, dass der Grund für einen sogenannte­n Fuel Dump nicht schriftlic­h dokumentie­rt werden müsse. Sie werde ihr Anliegen auch beim Verkehrsmi­nisterium vorbringen und die Angelegenh­eit noch einmal mit dem Landrat besprechen.

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Foto: Screenshot/Flightrada­r24 Auf dem Portal Flightrada­r24 kann die Flugroute des betreffend­en Fliegers nachver folgt werden. Mehrfach kreiste demnach der Frachtflie­ger über dem Raum Krum bach.

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