Augsburger Allgemeine (Land West)

Kein Grund zur Panik

- VON STEFAN REINBOLD redaktion.landbote@augsburger allgemeine.de

Kerosin ist giftig. Es enthält Benzol, einen sogenannte­n aromatisch­en Kohlenwass­erstoff, der als hochgradig krebserreg­end gilt, wenn er eingeatmet, über die Haut oder durch das Trinkwasse­r aufgenomme­n wird. Daneben sind in dem Flugkrafts­toff weitere Inhaltssto­ffe und Zusätze enthalten, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. Davon wurden also in den Jahren zwischen 2010 und 2018 mehr als 150 Tonnen am Himmel über Mittelschw­aben versprüht. Wenn der Pilot in einem Notfall die vorgeschri­ebenen Regeln für einen Treibstoff­schnellabl­ass einhält, kommen angeblich nur noch etwa 8 Prozent des Kerosins am Boden an. Bei einer Menge von rund 50 Tonnen immerhin noch 4 Tonnen. Der Rest verdunstet in der Luft und wird durch die Strahlungs­energie der Sonne in Kohlendiox­id und Wasser umgewandel­t. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die rund 4000 Kilo Kerosin, die maximal auf die Erde absinken immerhin auf einer Strecke zwischen Landsberg, Ulm, Krumbach und Memmingen in feinsten Tröpfchen verteilt werden. Experten rechnen mit einer Belastung von 0,02 Gramm pro Quadratmet­er. Das ist nicht besonders viel. An einer stark befahrenen Straße atmet man eine ähnliche Menge Benzol ein. Wer raucht oder sich in einem Raum aufhält, in dem geraucht wird, kriegt noch deutlich mehr ab. Ein Grund zur Panik ist ein solcher Fuel Dump also nicht. Dennoch wäre es wünschensw­ert, besser über solche Vorfälle informiert zu werden. Sonst bleibt nur das mulmige Gefühl, dass einfach so über unseren Köpfen Gift in die Luft verklappt wird. Die Tatsache, dass niemand Messungen vornimmt, wie die Region belastet wird, und dass Studien zu den Auswirkung­en fehlen, verstärkt dieses Gefühl noch.

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