Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum musste Brych gehen?

Die Fifa schweigt zu den Gründen für das frühe Ausscheide­n des deutschen Top-Unparteiis­chen. Möglich, dass ihm ein einziger Pfiff die Enttäuschu­ng beschert hat

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Moskau Tief enttäuscht verabschie­dete sich Felix Brych eine Nacht nach seiner persönlich­en WM-Ausbootung aus Moskau. Als deutsche Fußball-Schiedsric­hter zum bislang letzten Mal mit nur einem Einsatz von der Weltmeiste­rschaft nach Hause geschickt wurden, hatte einer von ihnen zumindest noch für einen weltweiten Schmunzler gesorgt. Die Rückwärts-Rolle von Walter Eschweiler 1982 findet sich in jedem guten Rückblick.

Zum Lachen ist dem Deutschen Fußball-Bund nun allerdings keinesfall­s zu Mute. Nicht nur die Titelverte­idiger von Joachim Löw sind krachend gescheiter­t, auch das Schiedsric­hterwesen erlebt eine WM zum Vergessen. „Dies kommt einer Demütigung gleich“, bewertete der deutsche WM-Rekord-Referee Markus Merk bei Sky die Abreise für Brych. Die WM ist für den DFB gleich doppelt bitter: Im Gegensatz zur Bundesliga funktionie­rt der Videobewei­s auf der Weltbühne ohne die großen Aussetzer. Und Brych hatte sich als amtierende­r Weltschied­srichter eigentlich Hoffnungen auf das große Finale gemacht – anstatt schon vor den Viertelfin­als das Rückflug-Ticket zu erhalten.

„Eine seltene Perspektiv­e“habe sich durch das Scheitern der DFBElf ergeben, beklagte Lutz Michael Fröhlich, Vorsitzend­er der Schiedsric­hterkommis­sion Elite. „Natürlich ist es für Felix Brych persönlich und generell das deutsche Schiedsric­hterwesen ein Stück weit enttäusche­nd.“Zuletzt hatten Eschweiler und Adolf Prokop vor 36 Jahren jeweils nur einen WM-Auftritt gehabt, der bislang einzige deutsche Final-Schiedsric­hter bleibt Rudi Glöckner 1970. Zumindest Felix Zwayer und Bastian Dankert sind als deutscher Faktor weiter bei der WM in Russland dabei. Die beiden Referees schafften den Sprung unter die zehn verblieben­en Video-Assistente­n. Zwayer kam bislang 13 Mal zum Einsatz, Dankert war bei 14 Spielen im Video-Team.

Doch in der entscheide­nden Szene waren sie Brych offenbar keine Hilfe. Als der Münchner bei seinem einzigen Einsatz Serbien einen möglichen Elfmeter gegen die Schweiz verweigert­e, wurde keine Überprüfun­g am Spielfeldr­and eingeleite­t. „Offensicht­lich wurde Felix’ schwierige und strittige Entscheidu­ng (...) von der Fifa als so schwerwieg­end bewertet, dass es keine weiteren Ansetzunge­n mehr für ihn gab“, vermutet DFB-Vizepräsid­ent Ronny Zimmermann. Der Verband will das Spiel nun „in aller Ruhe“analysiere­n. Die Fifa-Schiedsric­hterkommis­sion schweigt auf Anfrage zu den Gründen für das Aus des Teams mit den Assistente­n Stefan Lupp und Mark Borsch. Ob der serbische Verband nach den wütenden Protesten gegen Brych seinen Einfluss beim ihm nahestehen­den WMGastgebe­r Russland geltend machte, wird öffentlich von keiner Seite kommentier­t. Der serbische Trainer Mladen Krstajic wollte Brych nach Den Haag schicken, das dort ansäs- sige UN-Kriegsverb­rechertrib­unal verurteilt­e zahlreiche Serben wegen Verbrechen während der Jugoslawie­n-Kriege.

Andere Referees wie der Niederländ­er Björn Kuipers oder Nestor Pitana aus Argentinie­n zeigten stärkere Leistungen als Brych, erhielten jedoch auch mehrere Bewährungs­proben. So geht der Fokus von Brych nun auf die kommenden Aufgaben: „Das Leben geht weiter und wir kommen wieder“, verkündete der 42 Jahre alte Fifa-Schiedsric­hter. » Randbemerk­ung

 ?? Foto: Getty Images ?? Der amtierende Weltschied­srichter Felix Brych hat bei der WM in Russland ausgedient. Der 42 Jährige darf keine weiteren Spiele pfeifen. „Das Leben geht weiter und wir kommen wieder“, sagte der Referee nach dem bitteren Aus.
Foto: Getty Images Der amtierende Weltschied­srichter Felix Brych hat bei der WM in Russland ausgedient. Der 42 Jährige darf keine weiteren Spiele pfeifen. „Das Leben geht weiter und wir kommen wieder“, sagte der Referee nach dem bitteren Aus.

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