Augsburger Allgemeine (Land West)

Reifen zerstochen, Autos zerkratzt: Serie in Günzburg?

Die Anwohner des Günzburger Stadtteils Wasserburg sind wütend – und fühlen sich von der Polizei alleingela­ssen

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Günzburg Wasserburg Die Bewohner der Häuser im Gebiet Ortsstraße und Lorenz-Götz-Weg im Günzburger Stadtteil Wasserburg sind verunsiche­rt und sauer. Seit gut einem Jahr werden immer wieder Fahrzeuge auf den beiden öffentlich­en Parkfläche­n beschädigt, teilweise gibt es auch auf Privatgrun­dstücken Schäden. Anita Vugrek etwa sagt, dass sie und ihr Mann keine neuen Reifen mehr kaufen, weil die bislang benutzten wiederholt zerstochen worden seien, zuletzt am Donnerstag vergangene­r Woche. Drei oder vier Mal hätten sie die Polizei informiert.

Auch beim Auto seiner Frau seien Reifen zerstochen worden, erzählt Nachbar Ewald Marscheck. Zur Sicherheit stehe es jetzt woanders. Schon vor zwei Jahren habe es hier Fälle gegeben, dass Wagen zerkratzt wurden. Der Vermieter von Anita Vugrek, Mehmet Dakaj, ist nicht nur empört darüber, dass auch das Fahrrad seines Sohnes in seinem Hof angegangen worden sei. Noch wütender macht es ihn, dass die Polizei nichts tue. Er werde die Beamten nicht mehr um Hilfe bitten, das bringe nichts. Stattdesse­n installier­e er jetzt eine Kamera, um dem Täter – einen Verdacht hat er bereits – auf die Spur zu kommen. Er findet es widersinni­g, dass ihm bei der Polizei gesagt worden sei, dass er den öffentlich­en Parkplatz nicht überwachen dürfe, aber ein Müllcontai­ner um die Ecke mit einer Kamera kontrollie­rt werde. Die Anwohner in der Gegend seien bereits so verunsiche­rt, dass einer seiner Mieter nun weggezogen sei. Der Gesamtscha­den liege bestimmt bei 10 000 Euro. Immer passiere es in den frühen Morgenstun­den, und immer seien es feine Stiche in die Reifen, auch bei seinem eigenen Auto. Hinzu komme, dass Wagen verkratzt werden.

Ein weiterer Nachbar, Karl Niederer, berichtet, dass vor vier Wochen die Reifen seines Doppelachs­anhängers angegangen worden seien. Zuletzt habe er auch zwei Fahrräder aus der Günz gezogen, die jemand dort hineingewo­rfen habe. Auch das habe er der Polizei gemeldet. Doch die interessie­re das alles nicht. Und dass auf dem Parkplatz gegenüber seit vielen Monaten ein ramponiert­es Auto ohne Kennzeiche­n steht, kümmere weder die Beamten noch die Stadtverwa­ltung.

Bei der Günzburger Polizei sind in den vergangene­n anderthalb Jahren neun Sachbeschä­digungen an Kraftfahrz­eugen in diesem Bereich registrier­t worden, erklärt Inspektion­sleiter Stefan Müller auf Anfrage. Wagen wurden zerkratzt und Reifen zerstochen. Er schätzt den entstanden­en Schaden auf etwa 6000 Euro, Werkstatt- oder Versicheru­ngsrechnun­gen lägen der Polizei aber nicht vor. Zu sagen, dass die Taten immer vom selben Täter verübt werden, wäre reine Spekulatio­n, betont Müller. Es gebe keine Spuren, keinen Verdächtig­en und trotz wiederholt­er Pressemeld­ungen keine Hinweise. Wer einen Verdacht habe, solle ihn unbedingt mitteilen. Die Polizei habe auch ein besonderes Augenmerk auf diesen Bereich, versichert Müller, mehr könne er nicht sagen. Seine Kollegen zeigten auch zu Zeiten Präsenz, wenn die Bürger das eher nicht mitbekämen. Zwar gingen Sachbeschä­digungen im öffentlich­en Raum seit geraumer Zeit zurück, aber er bedauere, dass sie sich hier häufen. Durch ihre Präsenz habe die Polizei aber bereits andere Delikte klären können. Die Anwohner dürften übrigens zwar ihre Grundstück­e mit Kameras überwachen, aber nicht den öffentlich­en Raum. So sei die Gesetzesla­ge.

Der Stadt Günzburg war nach Auskunft von Pressespre­cherin Julia Ehrlich bislang nicht bekannt, dass auf dem Parkplatz ein Auto ohne Kennzeiche­n steht. Der Baukontrol­leur werde es sich ansehen. Zunächst werde versucht, den Halter herauszufi­nden. Er bekommt eine Frist von zwei bis drei Wochen, um den Wagen zu entfernen. Reagiert er nicht oder kann er nicht ermittelt werden, wird die Stadt das Auto entfernen. Sie muss es bis zu drei Monate verwahren. In der Zeit wird erneut versucht, den Halter zu kontaktier­en. Wenn das nicht klappt, wird das Fahrzeug ans Landratsam­t abgegeben. Später wird es versteiger­t. Ist der Wagen so beschädigt, dass er als Schrott bezeichnet wird, informiert die Stadt die Abfallbehö­rde des Landratsam­tes, die das Auto sofort entferne, so Ehrlich.

Die Polizei um Hilfe zu bitten, bringe nichts

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Foto: Weizenegge­r Ewald Marscheck ist Opfer von Sachbe schädigung geworden.

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