Augsburger Allgemeine (Land West)
Ohne die Stadt gibt’s kein Historien-Fest
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es weiterhin historische Bürgerfeste in Augsburg gibt, dann an den Wallanlagen am Roten Tor. Diese Aussage kommt von offizieller Seite. Werner Kaufmann, der als Marktamtsleiter der Stadt Augsburg tätig ist, agiert zudem als städtischer Koordinator der Bürgerfeste. Kaufmann informierte zuletzt die Stadträte über die aktuelle Entwicklung bei den historischen Festen. Der Einfluss der Stadt bei der Organisation wird deshalb größer, weil es mit der IG eine Vereinbarung gibt, die die Austragung von Festen regelt. Demnach ist die Stadt bei einer etwaigen Neuauflage Mitveranstalter.
Kaufmann nennt klare Vorstellungen, wie der Festmodus aussehen könnte. Es würde demnach nichts dagegen sprechen, ein wiederkehrendes Bürgerfest, das dann alle zwei Jahre stattfindet, zu veranstalten. Es soll, wie gehabt, an die Renaissancezeit der Freien Reichsstadt Augsburg (15. und 16. Jahrhundert) erinnern. Denkbar wäre, dass sich die Stadt in der ProgrammkoordinaWenn tion stärker einbringt, sagt Kaufmann. Auch ein Name fällt in diesem Zusammenhang: Stefan Sieber, der bereits jetzt als Ansprechpartner für die historischen Vereine agiert. Sieber ist zudem städtischer Beauftragter für Veranstaltungen.
Die Stadt will abwarten, wie sich die neue Führung der IG positioniert. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) lässt durchblicken, warum ein Neustart im Jahr 2019 durchaus mit einem Fragezeichen zu versehen sei. In der Nachbarstadt Friedberg findet 2019 (12. bis 21. Juli) das historische Altstadtfest „Friedberger Zeit“statt, das Besucher von nah und fern anzieht. Es findet im dreijährigen Turnus statt. Das Bürgerfest in Augsburg unter neuer Führung würde 2019 kurz danach im August steigen. Wie zu hören ist, wird diese zeitliche Konstellation als Risiko gesehen, weil Augsburg bei einem Neustart gleich punkten müsse. Insofern wäre ein Jahr mehr Vorlaufzeit womöglich der bessere Weg.
Sollte im Jahr 2019 kein historisches Bürgerfest in Augsburg stattfinden, würden es wohl die wenigsten Menschen vermissen. Sollte ein historisches Bürgerfest allerdings dauerhaft in Augsburg fehlen, wäre dies durchaus ein Verlust. Veranstaltungen dieser Art, die speziell vom hohen Einsatz der Aktiven leben, ziehen Besucher an. Vor allem dann, wenn das Konzept stimmig ist und zudem die Eintrittspreise einigermaßen in die Landschaft passen.
Bei den zurückliegenden Festen in Augsburg gab es allerdings Probleme. Die Finanzen spielten dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Ständig steigende Sicherheitsauflagen machen es dem Veranstalter schwer, die Organisation zu stemmen. Hinzu kommt das Wetterrisiko. Dem schönsten historischen Fest fehlen Besucher, wenn es permanent regnet. Dies sind äußere Faktoren. Im Fall der Augsburger Feste gab es aber auch atmosphärische Spannungen unter den Beteiligten. Insofern spricht nunmehr vieles für einen Neuanfang der Bürgerfeste in Augsburg. Die Neuausrichtung in der Interessengemeinschaft Historisches Augsburg ist ein Schritt in diese Richtung.
Dass die Stadt künftig stärker in die Organisation und Programmkonzeption eingebunden werden möchte, ist verständlich. Denn lediglich dank der finanziellen Unterstützung der Stadt ist die Austragung der historischen Feste überhaupt möglich. Wer aber zahlt, darf mitreden und soll mitbestimmen. Die Botschaft aus dem Rathaus ist bereits deutlich zu vernehmen. Ein Neustart im Jahr 2019 ist nicht zwingend nötig. Man darf davon ausgehen, dass ab sofort die Planungen für 2020 starten.