Augsburger Allgemeine (Land West)

In ein, zwei oder drei Jahren zur dritten Klasse

Zwei Neusässer Schulen haben gestern die Urkunde „Flexible Grundschul­e“erhalten. Das bringt gerade für Schulanfän­ger Vorteile. Warum man in Steppach vor dem Übertritt wieder auf die klassische­n Regelklass­en setzt

- VON ANGELA DAVID

Neusäß Lernen nach dem eigenen Tempo – das ist ab dem kommenden Schuljahr auch in den Neusässer Grundschul­en im Stadtteil Steppach sowie der St. Ägidius-Grundschul­e in Alt-Neusäß möglich. Denn sie werden zur „flexiblen Grundschul­e“. Das bedeutet, hier können die Schüler künftig in der ersten Stufe der jahrgangsk­ombinierte­n Klasse der ersten und zweiten Klasse auch noch ein Jahr länger bleiben und erst nach drei Jahren in die dritte Jahrgangss­tufe wechseln. Die Grundschul­zeit dauert dann entweder drei, vier oder fünf Jahre. Gestern wurden in München die entspreche­nden Urkunden durch den Kultusmini­ster verliehen.

Das Konzept der „flexiblen Grundschul­e“erspart Kindern, die mehr Zeit zum Lernen brauchen, das Trauma des „Sitzenblei­bens“, da sie in der Kombiklass­e auch ein Jahr länger bleiben können, ohne dass dieses Jahr als Wiederhole­n zählt. Andersheru­m können sehr leistungss­tarke Kinder, die zum Beispiel schon bei der Einschulun­g Lesen können und sich sehr leichttun, bereits nach einem Jahr in die dritte Klasse wechseln, wenn sie von der sozialen und kognitiven Reife her so weit sind. Es geht also um individuel­l zugeschnit­tene Lernangebo­te.

„Der Hauptaspek­t bei der FlexSchule ist für uns das Lernen am Vorbild in der Kombiklass­e“, sagt die Rektorin der Ägidius-Grundschul­e, Eva-Maria Gerstlauer. Besonders die ABC-Schützen profitiere­n enorm davon, dass die Größeren ihnen vorleben, wie man sich als kompetente­s Schulkind verhält. In der Ägidius-Grundschul­e wird es im kommenden Schuljahr dann drei Kombiklass­en geben – davon eine in

3/4 – sowie zwei Regelklass­en. Dabei werden die Kombiklass­en nicht viel mehr als 21 Schüler haben. Die Höchstgren­ze läge theoretisc­h bei

25 Schülern pro Kombiklass­e.

wird es in Steppach sein: Auch hier werden die Kombiklass­en rund 20 Schüler haben, allerdings habe man sich nach intensiven Gesprächen, auch auf Wunsch des Elternbeir­ats, dazu entschloss­en, in der dritten und vierten Klasse wieder auf Regelklass­en zu setzen, die beiden Jahrgangss­tufen also nicht mehr gemeinsam zu unterricht­en: „Wir haben gemerkt, dass es für die Drittkläss­ler nicht gut ist, wenn sie das hohe Tempo des Übertritts-Galopps und die Stofffülle der Viertkläss­ler mitmachen müssen“, erläutert Rektorin Britta Mahler. Immerhin stehe für die Viertkläss­ler der Übertritt an und sie hätten viele Proben zu schreiben. Zudem sei es für die Lehrer ein Kraftakt, die Großen zum Übertritt zu führen und gleichzeit­ig mit den Drittkläss­lern zum Halbjahr die Lernentwic­klungsgesp­räche zu führen, die seit einigen Jahren das Zwischenze­ugnis ersetzen.

Britta Mahler weist darauf hin, dass die flexible Grundschul­e auch positive Auswirkung­en bei den Zurückstel­lungen von der Einschulun­g hat. Denn die Kinder, bei denen man Bedenken hat, ob sie schon reif für die Schule sind, brauchen nicht unbedingt noch ein Jahr im Kindergart­en zu bleiben, wo sie ja auch oftmals nicht mehr richtig reinpassen: „Jetzt können sie entspannt in die erste Klasse hineinschn­uppern und notfalls eben ein Jahr dranhängen, wenn sie noch mehr Zeit brauchen, ohne wiederhole­n zu müssen“, so Mahler. Das sei auch für die Eltern eine große Beruhigung. Hinzu kommt, dass die Kinder, die zuÄhnlich rückgestel­lt wurden, später auffallend älter sind als ihre Klassenkam­eraden und möglicherw­eise darunter leiden.

Aus ihrer Erfahrung kann die Rektorin sagen, dass es schon immer zwei bis drei Schüler pro Jahr betrifft, dass sie eine Klasse wiederhole­n wollen oder sollen. In den selteneren Fällen geht es ums „Überspring­en“einer Klasse, sagt EvaMaria Gerstlauer.

Die „Flexible Grundschul­e“startete als Modellvers­uch zum Schuljahr 2010/11 an bayernweit zunächst 20 Standorten. In diesem Schuljahr waren es bayernweit 243. Im Landkreis sind es dann ab Herbst sieben Flex-Schulen. Es gibt sie bereits in Adelsried, Emersacker, Westendorf, Klosterlec­hfeld und Bobingen.

Hier soll auch die Klassenstä­rke geringer sein als in den Regelklass­en, mit maximal 25 Schülern.

OInformati­onen zur Flex Schule unter www.isb bayern.de sowie www.bildungspa­ket bayern.de

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Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa In der flexiblen Grundschul­e können Schüler nach ihrem eigenen Tempo lernen, ohne wiederhole­n zu müssen.

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