Augsburger Allgemeine (Land West)
Das blutige Ende der Romanows
Es passierte mitten in der
Nacht auf den 17. Juli in Jekaterinburg. Um etwa zwölf
Uhr wurde der Leibarzt der Zarenfamilie Romanow, Jewgeni Botkin, geweckt.
Die Bolschewiki, die Bewacher des Herrschergeschlechts, sagten ihm, in der
Stadt gebe es Unruhen. Der
Arzt weckte die Zarenfamilie. Oberhaupt Nikolaus II., seine Frau Alexandra Fjodorowna und ihre fünf Kinder suchten im Keller Schutz.
Doch die Bolschewiki hatten gelogen.
Anstelle von Sicherheit erwartete die Romanows im dunklen Gewölbe ein Erschießungskommando. Von mehreren Kugeln getroffen ging Zar Nikolaus II. als Erster zu Boden, danach seine Gattin und die Kinder. Mit Bajonetten stachen die Henker auf die Familienmitglieder ein. Sie wollten sichergehen. Es war ein blutiger Mord, aber letztendlich die logische Konsequenz all dessen, was in den Jahren davor in Russland passiert ist. Die Zarenfamilie, Regenten seit 1613, wurde von den aufständischen Bolschewiki entmachtet und gefangen genommen. Lenin übernahm die Führungsposition in der Sowjetrepublik. Wenige Tage vor der Mordnacht gründete er offiziell die Sowjetrepublik. Schnell wurde ihm klar, dass es schwierig sein wird, die Revolution zu verteidigen – gerade in Zeiten des Kriegs: „Die ganze Frage des Fortbestehens der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, die ganze sozialistische Revolution in Rußland läuft auf die militärische Frage hinaus“, sagte er im Juli 1918.