Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Zoll zieht nicht nur Plagiate aus dem Verkehr
In Augsburg ist der Sitz einer großen Behörde. Daneben gibt es vier weitere Standorte im Stadtgebiet. Dies ändert sich jedoch im kommenden Jahr, weil ein markantes Gebäude in Lechhausen angemietet wird
Augsburg Wenn das Wort Zoll fällt, denkt man sicherlich zuerst an Ländergrenzen. Dass sich die Arbeit zudem an ganz vielen anderen Orten abspielt, zeigt das Beispiel der Stadt Augsburg. Am Prinzregentenplatz, der nicht weit entfernt vom Hauptbahnhof liegt, ist der Sitz des Hauptzollamts Augsburg. Hier sind Mitarbeiter seit den 1950er Jahren in einem fünfgeschossigen Gebäude tätig. Auch Hans-Henning Kühne, Leiter des Hauptzollamtes, hat hier seinen Arbeitsplatz. Der 56-Jährige ist seit zehn Jahren Chef der „modernen Wirtschaftsverwaltung des Bundes“, wie sich der Zoll selbst sieht.
Der Standort der Behörde dürfte den meisten Augsburgern eher durch das benachbarte Finanzamt bekannt sein. Die räumliche Nähe kommt nicht von ungefähr: Finanzamt und Hauptzollamt arbeiten eng zusammen. Mittlerweile nehmen auch die Hauptzollämter die KfzSteuer ein, was in der Vergangenheit die Aufgabe der Finanzämter gewesen ist. Gut 250 Mitarbeiter sind im Stadtgebiet Augsburg für das Hauptzollamt tätig. Neben dem Verwaltungssitz gibt es vier weitere Standorte. Am bekanntesten dürfte das Zollamt in der Depotstraße in Göggingen sein. Hier werden eingeführte Waren kontrolliert. In der Stadtjägerstraße sitzt die Kfz-Stelle, Beschäftigte in der Hofrat-RöhrerStraße kümmern sich um Finanzkontrolle und Schwarzarbeit. In der Langenmantelstraße sitzt die Ahndungsstelle.
Die Aufteilung auf so viele Standorte im Stadtgebiet wird sich jedoch bald ändern. Es ist vorgesehen, dass drei Abteilungen künftig in einem Gebäude zusammengelegt werden, sagt Kühne. Bei der Suche nach einer passenden Immobilie sei man fündig geworden. Der Zoll geht in ein Gebäude des Weltbild-Verlags in Lechhausen. Der Umzug soll im Jahr 2019 über die Bühne gehen.
Nicht betroffen davon ist die Außenstelle in Göggingen. Das Zollamt bleibt in der Depotstraße, zumal hier die technischen Voraussetzungen für die Abwicklung der Tätigkeit ideal gegeben sind. Göggingen ist eines von sechs Zollämtern, die zum Hauptzollamt Augsburg gehören. Die anderen sind in Donauwörth, Ingolstadt, Kempten, Memmingen und Hörbranz-Autobahn (Lindau). Dies zeigt, wie groß der Einzugsbereich des Hauptzollamts Augsburg letztlich ist. 600 Mitarbeiter sind für die Behörde tätig.
Eine Arbeit des Zolls, die öffentlich stark wahrgenommen wird, ist die Kontrolle von Waren. Produktpiraterie lautet das Schlagwort. In der Jahresstatistik des Hauptzollamtes Augsburg wird deutlich, wie oft illegal eingeführte Waren aus dem Verkehr gezogen werden. Es gab etwas mehr als 600 Aufgriffe im Vorjahr. Der Warenwert liegt bei annähernd 930000 Euro. Am häufigsten sind es Schuhe, die unter falschen Voraussetzungen in Deutschland verkauft werden sollen. 300 Aufgriffe dieser Art zählte die Behörde im Jahr 2017. Ein Teil dieser Entdeckungen war in Göggingen.
Auf einem Tisch im Verwaltungsgebäude am Prinzregentenplatz liegen aufgereiht ein paar bunte Schuhe. Leiter Kühne verweist hier auf eine erfolgreich verlaufene Prüfung. Auch wenn Nike draufsteht, sind es eben keine Schuhe des Markenherstellers. Es handelt sich um Plagiate. Kühne geht davon aus, dass die Exemplare wohl auf einem Flohmarkt verkauft werden sollten.
Es sei davon auszugehen, dass ein Paket im Versandhandel von den Zollbeamten überprüft wurde. Interessant ist eine Statistik der Behörde, in der aufgeschlüsselt ist, aus welchen Ländern die Plagiate stammen. Mehr als Drittel der Fälschungen sind China zuzuordnen, prozentual sind es 68,5 Prozent, gefolgt von Türkei (5,3 Prozent), Hongkong und USA (jeweils 5,1 Prozent) sowie Singapur (3,5 Prozent).