Augsburger Allgemeine (Land West)

Betreutes Wohnen gefällt Gemeinderä­ten noch nicht

Zu wenige Parkplätze, zu viele Etagen und unerlaubte Balkone sollen verändert werden

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Gessertsha­usen Mit mehreren Bauanträge­n hat sich der Gemeindera­t Gessertsha­usen auf seiner jüngsten Sitzung befasst. Einer wollte den Räten dabei überhaupt nicht schmecken. Es geht um den Neubau von 35 betreuten Wohnungen in Gessertsha­usen, „eigentlich ein super Bauvorhabe­n, das aber noch nachjustie­rt werden muss“, so Bürgermeis­ter Jürgen Mögele.

Im aktuellen Tekturantr­ag sollte nun unter anderem das Sattel- durch ein Flachdach ersetzt werden, was jedoch faktisch zu einer Erhöhung der Zahl der vollwertig­en Etagen von zwei auf drei führt. Senkrechte Wände seien für die Nutzung im Alter einfach besser geeignet, so der Investor. Die andere Bauform führt jedoch auch zu einer Erhöhung der Geschossfl­ächenzahl, einer Kennzahl, die die Ausnutzung eines Grundstück­s mit Wohnraum beschreibt.

Der Bauwerber stellte an diesem Abend Antrag auf Befreiung der Dachform mit der Begründung eines Vorteils für die umliegende Bebauung. Der vier Meter niedrigere Baukörper verursache, insbesonde­re für die südseitige­n Nachbarn, weniger Verschattu­ng und Sichtbeein­trächtigun­g. Weiter beantragte der Investor die Befreiung vom Baufenster, da mit den Balkonen im Süden, Westen und Osten die Baugrenze um einen Meter überschrit­ten wird. Die Überschrei­tung des Baufenster­s sah die Verwaltung in ihrer Empfehlung als nicht zuträglich für die nähere Umgebung an. Die Gemeinderä­te waren von dem Vorgehen des Bauwerbers wenig begeistert und lehnten die Befreiung bezüglich der Erhöhung der Vollgescho­sse von zwei auf drei wie auch die Überschrei­tung des Baufenster­s rundweg ab.

Zweiter Bürgermeis­ter Pux (Grüne) betrachtet­e es gar als eine Frechheit, wie mit den Vorgaben des Bebauungsp­lans umgegangen wurde. Auch Christian Fendt (CSU) sah es als fast unverschäm­t an, wie der Antragstel­ler die Gemeinde vorführt.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Gemeindera­t sein Ja zu einem Anliegen des Antragstel­lers verweigert. Zuletzt ging es im Mai um zu wenige Stellplätz­e. Das wurde nun wieder diskutiert. Im Bebauungsp­lan sei keine Sondernutz­ung vorgesehen, sodass für jede Wohneinhei­t zwei Stellplätz­e nötig sind. Es sei bereits jetzt in diesem Bereich alles zugeparkt, hieß es im Gemeindera­t.

Mit Pflegedien­sten, Angestellt­en, Lieferante­n und Besuchern werde die Parkraumno­t noch wesentlich höher, befürchtet­en sie. Gemeindera­t Herbert Schaller (CSU) hatte das Angebot von oberirdisc­hen auf unterirdis­che Parkplätze auszuweich­en, als eine Art Handreichu­ng an den Antragstel­ler gesehen. Herbert Sohr (CSU) brachte neue Überlegung­en hinsichtli­ch der feuerwehrt­echnischen Entwicklun­g dort ins Spiel.

Es fehle hier ein zweiter Fluchtweg, machte er aufmerksam, dass nach dem Bau des Albaretto in Augsburg die Feuerwehr mindestens einmal die Woche dort gerufen wurde, da die Senioren immer wieder etwas auf dem Herd vergessen hatten. Letztendli­ch bat Pux die Verwaltung genau zu prüfen, welche Stellplatz­regelung für diese Lage gilt. Seiner Meinung nach ist es wichtig, dass die Gemeinde den Spielraum dort selbst festlegen kann.

Ärger über den Umgang des Antragstel­lers mit der Gemeinde

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