Augsburger Allgemeine (Land West)
Keiner will auf der Tribüne sitzen
Der TSV Gersthofen startet mit neuem Trainerduo und sieben Neuzugängen. Als Erstes muss die gescheiterte Relegation aus den Köpfen
Gersthofen „Ich habe alle Spiele der Rückrunde und in der Relegation gesehen“, sagt Florian Fischer und lacht: „Für mich hätte sich eine Dauerkarte wirklich rentiert.“Bereits kurz nach dem Jahreswechsel stand fest, dass Fischer zusammen mit Mario Schmidt vom VfL Ecknach nach Gersthofen kommen wird. Dort soll das SpielertrainerDuo mit höheren Fußball-Weihen die Aufbauarbeit von Eddi Keil fortführen. Zunächst aber müssen sie die Köpfe ihrer Schützlinge wieder freibekommen, die in der Relegation zur Landesliga nur ganz knapp gescheitert sind.
● Hin und weg
Mit den beiden Ex-Profis Florian Fischer, 33, und Mario Schmidt, 32, hat man zwei gestandene Spieler hinzubekommen, die mit allen Regionalund Bayernwassern gewaschen sind. Der 1,98 Meter große Stefan Smolka (TSV Offingen) soll die Abwehr verstärken, Sebastian Lux vom Landesligisten TuS Feuchtwangen die rechte Außenbahn besetzen und Raphael Schwerthöffer (DJK Lechhausen) für die nötigen Tore sorgen. Dazu kommen Tim Wilde, Donovan An- wander und Alexander Storzer aus der eigenen Jugend. Trotz der fünf externen Neuen sagt Fischer: „Es gibt wenig Bezirksligisten, wo so extrem viele Eigengewächse im Kader stehen.“Gegangen sind Kapitän Mark Huckle (TSV Meitingen), Michal Korenik (TSV Pöttmes), Marco Baur (TSV Rehling) sowie über ein Dutzend Spieler aus der zweiten Mannschaft, die daraufhin sogar abgemeldet werden musste.
● Coach und Co.
Florian Fischer und Mario Schmidt sind ein eingespieltes Duo. Während Fischer für die Spielbeobachtung und das Zuschneiden der Taktik auf den Gegner zuständig ist, feilt Schmidt an den Feinheiten, die verbessert werden sollten. Meist telefonieren sie schon am frühen Morgen, um die Trainingsarbeit zu besprechen. „Wir denken sehr ähnlich“, kommt es wie aus einem Munde. Spielen wollen sie eigentlich nicht mehr unbedingt. „Unser Ziel ist es, dass die Mannschaft unabhängig von uns funktioniert.“Unterstützung erhalten sie von Torwarttrainer Richard Kozurek, Betreuerin Sonja Heigemeir und Physiotherapeut Leo Löffler.
● Glücks und Sorgenkinder
Die Nachwehen aus der Relegation sind noch zu spüren. Zum Beispiel bei Manuel Lippe, der sich den Zeh gebrochen hat. Auf der Verletztenliste stehen auch der heftig vom Bayernligisten Schwaben Augsburg umworbene Stefan Schnurrer, der sich in der Vorbereitung verletzt hat, Max Leicht und Nico Rehm, die sich noch immer mit Schambeinentzündungen herumplagen, oder Neuzugang Raphael Schwerthöffer (Achillessehne). Nachdem Rehm und Robert Senft (Rückenprobleme) ausgefallen sind, steht momentan mit Michael Finkert nur ein Torhüter zur Verfügung, sodass Jürgen Engelleiter aus der A-Jugend aushelfen muss. Einen guten Eindruck haben bisher Neuzugang Stefan Smolka oder Youngster Alexander Storzer hinterlassen. „Die jungen Spieler machen ihre Sache ordentlich, müssen aber noch viel lernen“, sagt Florian Fischer.
● Plus und Minus
Nachdem Florian Fischer zahlreiche Gersthofer Spiele gesehen hat, könnte er eine Abhandlung über Stärken und Schwächen des TSV verfassen. Tut er aber nicht. „Das sollen die Gegner selbst herausfinden.“Zu den Pfunden, mit denen der TSV wuchern kann, gehört auf jeden Fall der Teamgeist. „Die junge Mannschaft muss aber lernen, die Ruhe zu bewahren, und auch mal mit einem 1:0 zufrieden sein“, sagt Mario Schmidt. Der eingespielten Truppe fehlt ein Knipser. Das dickste Minuszeichen steht hinter der zweiten Mannschaft, die vom Spielbetrieb abgemeldet wurde. „Das ist sehr schade“, sagen Fischer und Schmidt, „darüber haben wir uns schon Gedenken gemacht.“In Pokal- und Freundschaftsspielen wollen sie die überzähligen Spieler aus dem 26-Mann-Kader beschäftigen. „Ziel muss es sein, nächstes Jahr wieder eine zweite Mannschaft zu melden!“ ● Test und Taktik
„Wir haben schon unseren eigenen Plan im Kopf“, sagt Fischer, der zuletzt selbst im Abwehrzentrum mitgewirkt hat, um neue Formationen einzuspielen. „Wir sind sehr variabel, können hinten Dreier- oder Viererkette spielen. Das System werden wir von Fall zu Fall an den Gegner und unsere Möglichkeiten anpassen“, so Fischer. „Die Vorbereitung war alles in allem durchwachsen, trotzdem haben wir unseren Plan durchgebracht“, ergänzt Mario Schmid. „Die ersten drei Spieltage werden zeigen, wo wir stehen, wie frei die Birne ist.“
● Wunsch und Wirklichkeit
Nach dem erfolgreichen Jahr mit der Vizemeisterschaft sind die Erwartungen im Umfeld natürlich hoch. Das wissen auch Fischer und Schmidt: „Jeder geht davon aus, dass es wieder so wird. Doch das ist ist nicht selbstverständlich. Die Bezirksliga ist in der Breite stärker geworden.“Nach der verpassten Relegation habe sich zudem eine Leere eingestellt. „Wir wollen natürlich eine gute Rolle spielen und so lange es geht den Anschluss nach oben halten. Doch dazu müssen wir zuerst das letzte Jahr abhaken. Im März werden wir dann sehen, ob wir noch richtig angreifen können.“
AL Prognose Der TSV Gersthofen gehört erneut zu den Spitzenmannschaften der Liga. Ob es jedoch für ganz oben reicht? Ob man wieder einen derart glanzvollen Start hinlegen kann? Dazu gehört viel Spielglück und Verletzungsfreiheit.