Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Rennen gegen die Zeit

Warum sich nicht nur die Teams im Eiskanal bei der Augsburger Stadtmeist­erschaft beeilen mussten, sondern auch der Veranstalt­er unter Druck stand. Dazu kam ein Selbstvers­uch

- VON MORITZ WEIBERG

Rafting mit der deutschen Nationalma­nnschaft also. Das Gefühl beim Einsteigen in das Boot ist leicht mulmig, doch viel Zeit zum Überlegen bleibt nicht, schon starten die Männer, Christian Lechelmayr brüllt die Kommandos „Vor, vor, vor!“Mit hoher Geschwindi­gkeit rauscht die Nationalma­nnschaft, fünfmalige­r Rafting-Weltmeiste­r, durch den Eiskanal. Es fühlt sich an wie auf einer Wasserbahn im Freizeitpa­rk, vor allem an der Bogenbrück­e, die alle Rafter rückwärts durchfahre­n. Das Wasser klatscht ins Gesicht, das Adrenalin schießt in den Körper, kurz vor dem Ziel noch die Kuhglocke abschlagen, und dann, so schnell, wie sie begonnen hatte, ist die Fahrt schon wieder vorbei. „Gut gemacht“, heißt es danach. „Nur die Kuhglocke anschlagen, das wäre auch lauter gegangen.“

Bereits zum zwölften Mal veranstalt­ete das Raft Team von Kanu Schwaben Augsburg am vergangene­n Samstag das größte Hobby-Raft-Event Bayerns. 115 Teams stürzten sich in den Eiskanal, um in den Kategorien Frauen, Mixed und Männer den Augsburger Stadtmeist­er zu ermitteln. Siegfried Baier organisier­t das Event seit drei Jahren: „Es ist eine coole Veranstalt­ung für Augsburg“, sagte er. Und fügte hinzu: „Hier kann jeder den Eiskanal selbst erleben, und ist nicht nur aufs Zuschauen begrenzt.“Die „Paddelfreu­nde Augsburg“, sie gewannen die Rafting Challenge im vergangene­n Jahr, sind alle Kanuten von Schwaben Augsburg. „Es macht Spaß, mit den Kumpels zusammen zu fahren“, sagte Robert Kraus. Die Strecke kennen sie auswendig, „mit Kajak- oder Kanufahren hat Rafting aber gar nichts zu tun“, erklärte Thomas Griebel. In diesem Jahr konnten sie ihren Titel nicht verteidige­n, das Team „mahagoni bar raft“gewann mit sechs Sekunden Vorsprung die Männerkonk­urrenz.

Jedes Boot wurde von einem profession­ellen Guide gesteuert, 17 Guides begleitete­n die insgesamt 230 Starts. Einer der Guides war Pe- ter Micheler. Er rief vor dreißig Jahren die Rafting Tours Augsburg ins Leben und begründete so das Rafting in Augsburg. Für ihn ist es der Teamgedank­e, der beim Rafting im Vordergrun­d steht: „Es sitzen wortwörtli­ch alle in einem Boot. Und jeder kann selbst erleben, wie der Eiskanal von innen aussieht.“Durch die Weltcups und vielen Events am Eiskanal sei die Olympiastr­ecke von 1972 in den Blickpunkt gerückt, betonte Organisato­r Baier. Das spiegele sich in den Anmeldunge­n für die Rafting Challenge: Bereits fünf Wochen vor Start waren alle Plätze vergeben. „Das war ganz ungewohnt für uns, wir mussten einigen absagen, weil wir schon voll waren“, so Baier.

Frühzeitig angemeldet hatten sich die „FORUM Wasserratz­n“. Die Arbeitskol­legen starteten zum ersten Mal bei der Challenge und waren vor ihrem Start sichtlich nervös. „Da kommt das Adrenalin hoch“, sagte Nadine und betonte: „Es macht hier mit dem Team total Spaß.“Voller Vorfreude stürzten sie sich in den Eiskanal und stiegen wenige Minuten später im Ziel freudestra­hlend aus ihrem Boot. „Es war super“, meinte Stefanie und fügte lachend hinzu: „Wir sind alle im Boot geblieben, keiner ist rausgefall­en. Und das bei beiden Läufen!“

Am Ende landeten die „FORUM Wasserratz­n“im Mixed-Wettbewerb auf dem 35. Platz. In dieser Konkurrenz gewannen die „Zwergwittc­hen“vor der „Wilden 13 SWA“. Die „Schwäbchen­schleuder“holten sich den Stadtmeist­ertitel bei den Frauen, gefolgt von den „Schlauchbo­otlippen“.

Am Ende lief die Veranstalt­ung glatt über die Bühne, dabei stand die Augsburger Rafting Challenge noch vor wenigen Wochen auf der Kippe, weil der Eiskanal zurzeit kein Wasser führt. Am Forggensee, aus dem der Eiskanal sein Wasser bezieht, wird derzeit der Staudamm saniert. „Wir haben hier nur bis 17 Uhr Wasser, dann ist Schluss“, erklärte Baier. „Bis dahin müssen wir fertig werden.“Die 17-Uhr-Marke überschrit­ten sie nicht, und kurz vor der Siegerehru­ng hörte sogar der Regen auf, der sich den ganzen Tag in Strömen über dem Eiskanal ergossen hatte.

„Es sitzen wortwörtli­ch alle in einem Boot. Und jeder kann selbst erleben, wie der Eiskanal von innen aussieht.“ Rafting Guide Peter Micheler

 ?? Fotos (2): Siegfried Kerpf ?? Selbstvers­uch: Der Autor dieses Textes, Moritz Weiberg (roter Helm), raste mit der deutschen Nationalma­nnschaft den Eiskanal hinunter.
Fotos (2): Siegfried Kerpf Selbstvers­uch: Der Autor dieses Textes, Moritz Weiberg (roter Helm), raste mit der deutschen Nationalma­nnschaft den Eiskanal hinunter.
 ??  ?? Moritz Weiberg
Moritz Weiberg

Newspapers in German

Newspapers from Germany