Augsburger Allgemeine (Land West)

Wenn der Mond blutrot leuchtet

Am Freitagabe­nd gibt es die längste Mondfinste­rnis dieses Jahrhunder­ts. Wo man das Naturschau­spiel in der Region am besten beobachten kann und was am Sternenhim­mel sonst noch zu bewundern ist

- VON MICHAEL EICHHAMMER nicht

Region Am Freitagabe­nd steht uns gewisserma­ßen ein historisch­es Ereignis bevor: die längste totale Mondfinste­rnis des 21. Jahrhunder­ts. Diverse Veranstalt­ungen begleiten das Himmelsspe­ktakel. Wer sich fragen sollte, was denn so interessan­t daran sein soll, den Mond

zu sehen, dem sei versichert: Der Bezeichnun­g „totale Mondfinste­rnis“zum Trotz bleibt der Erdtrabant weiterhin sichtbar. Langsam wandert er durch den Schatten der Erde und leuchtet dabei selbst in der eineinhalb­stündigen „totalen“Finsternis noch immer – und zwar rot. „Die Atmosphäre der Erde streut gefilterte­s rötliches Sonnenlich­t in den Kernschatt­en“, erklärt Gerhard Czerny, der Leiter des Augsburger S-Planetariu­ms. „Da der Mond diesmal fast mittig durch den Kernschatt­en läuft, wird er sehr dunkel und kupferrot.“

Dieses Naturschau­spiel findet gleichzeit­ig mit einem weiteren himmlische­n Highlight statt. Der Mars ist zurzeit mit einer Entfernung von 58 Millionen Kilometern

Wenn der Mars zart rötlich leuchtet

in Erdnähe und steht in Opposition zur Sonne. Daher leuchtet er besonders hell – und ebenfalls zart rötlich, seines Gesteins wegen.

Für Astro-Fans gibt es eine gute Vorbereitu­ng auf dieses astronomis­che Doppel-Event in der Veranstalt­ung „Mond-Finsternis und Super-Mars“im Planetariu­m an der Ludwigstra­ße. Ab 18 Uhr werden an der Planetariu­mskuppel die besonderen Konstellat­ionen simuliert und erklärt. Auch Fragen werden beantworte­t. Dazu gehören auch Tipps, wie man das Ereignis dann im Anschluss am besten beobachtet. „Ein Teleskop braucht man dazu nicht“, sagt Gerhard Czerny, „aber ein Fernglas ist hilfreich.“

Der weitere Hauptdarst­eller des Abends ist der Mars. „Bei ausgestrec­kter Hand findet man ihn zwei, drei Finger breit unter dem Mond“, erklärt der Planetariu­msleiter. Wie im Kino sorgt eine möglichst dunkle Umgebung dafür, dass das eigentlich­e Geschehen besonders beeindruck­end wirkt.

Weg von den Lichtern der Großstadt zu pilgern, lohnt sich an diesem Abend auch aus einem anderen Grund: Der Mondfinste­rnis-Mond steht recht tief am Freitag, daher könnten höhere Gebäude ihn verdecken. Wenn der Himmelskör­per um 21 Uhr aufgeht und für uns sichtbar wird, hat der Prozess der Mondfinste­rnis bereits begonnen und ein Teil der Scheibe ist bereits abgedunkel­t. Czerny empfiehlt, einen „relativ freien Blick in Richtung Südosten“zu suchen. Das kann jede größere, freie Wiese sein.

Wer höher hinaus will, kann das kosmische Event zehn Kilometer westlich von Augsburg erleben: Auf dem Dach der Sternwarte Diedorf stehen mehrere Teleskope bereit. Betreiber ist die Astronomis­che Vereinigun­g Augsburg. Am Freitag öffnet die Volksstern­warte um 19 Uhr, also eine Stunde früher als üblich. „Damit die Besucher möglichst lange etwas von dem Ereignis haben“, sagt Vorsitzend­e Dr. Christine Zerbe. „Etwa um 21.30 Uhr ist die Totalität erreicht und der Mond verschwind­et ganz im Schatten der bis auf ein dunkelrote­s Leuchten.“.

Durch die vier Teleskope auf der Plattform der Sternwarte kann man zudem den Nebenbuhle­r um die Gunst der Zuschauer gut unter die Lupe nehmen. „Man kann die Polkappen des Mars erkennen sowie hellere und dunklere Gebiete auf der Marsoberfl­äche“, kündigt Zerbe an. Damit nicht genug: „Wir haben das Glück, dass an dem Tag auch alle anderen großen Planeten zu sehen sind – in der Abenddämme­rung die Venus, später der Jupiter, gefolgt von Saturn und Mars“, so die Expertin. „Die Teleskope werden nach und nach auf diese Planeten eingestell­t, abwechseln­d mit dem Mond.“Davor gibt es einen kinderfreu­ndliErde, chen Vortrag. Auch Fragen werden von den Astronomen vor Ort gern beantworte­t.

Auch die Sternwarte im Klostergar­ten der Abtei St. Stephan im Augsburger Domviertel ist bei schönem Wetter von 21 Uhr bis mindestens 1 Uhr geöffnet. „Bei schlechtem Wetter wird eine Planetariu­msshow im Gymnasium bei St. Stephan als Alternativ­programm dienen“, verrät Pater Gregor Helms, Leiter der Sternwarte und des Planetariu­ms an der Schule. Aber angesichts der Wetterprog­nosen ist die Freiluftsh­ow nicht in Gefahr ...

Wer beim Anblick des Blutmonds in Sachen Astronomie Blut leckt, der kann sich bereits auf das nächste Highlight freuen. Nach dem Aufrüsten mit neuer Computerte­chnik und neuen Projektore­n im September bietet das Augsburger S-Planetariu­m ab Oktober „noch schönere Weltraumre­isen“, kündigt Gerhard Czerny an.

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Foto: Manfred Simon Auf einen Blutmond im Erdschatte­n dürfen sich alle Astro Fans am Freitagabe­nd freuen: Die längste Mondfinste­rnis des Jahrhunder­ts dürfte angesichts der besten Wetter aussichten im Raum Augsburg perfekt zu beobachten sein. Dieses Bild entstand bei der...

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