Augsburger Allgemeine (Land West)
Einmal Kaffee und Umwelt schonen, bitte
Seit März gibt es in Augsburg ein Pfandsystem für den Kaffee zum Mitnehmen. Die Zahl der Teilnehmer hat zugenommen. Und mancher Kunde nutzt die Becher offenbar nicht nur fürs schnelle Getränk
Seit über vier Monaten können die Augsburger ihren Kaffee mittlerweile aus Pfandbechern trinken. Kunden können die beigen bzw. mintgrünen „Recups“bei 27 Betrieben an 70 Standorten holen und zurückgeben. Die Reinigung müssen sie nicht übernehmen.
Unternehmen und Stadt Augsburg sind zufrieden damit, wie das Projekt angelaufen ist. „Die Bilanz nach den ersten Monaten fällt positiv aus“, sagt Umweltreferent Reiner Erben. Seit der Einführung im März seien weitere 13 Betriebe zum Projekt hinzugestoßen, insgesamt sind die Pfandbecher nun in 70 Geschäften zu haben. Auch das FastFood-Restaurant McDonald’s beteiligt sich, was der Aktion laut Erben einen „besonderen Schub“gab.
Die Stadt möchte durch die Einführung des Pfandsystems die laut Erben „ausufernde Flut“von Einwegbechern eindämmen. 27 000 solcher Becher fallen laut Umweltreferat täglich allein in Augsburg an. Was Recup betrifft, sind inzwischen über 5000 Becher im Umlauf. Das System soll die Nutzung von Pfandbechern so einfach wie möglich machen, da man die Becher in vielen Geschäften in der Stadt wieder zurückgeben kann. Das Pfand beträgt pro Becher einen Euro.
Auch die Hersteller von Recup sind optimistisch, was die weitere Entwicklung anbelangt. Das Unternehmen produziert seine Becher im Allgäu, Recup gibt es auch in München, Nürnberg und vielen anderen Großstädten in ganz Deutschland. „Die Stimmung ist positiv“, sagt Alexandra Gerstmaier, die im Marketing von Recup arbeitet. „Momentan versuchen wir, noch mehr Städte zu gewinnen und unsere Zielgruppe zu vergrößern.“Die Kunden des Tante-Emma-Cafés am Augsburger Fischertor gehören noch nicht zwingend dazu. „Wir haben bisher nur etwa 20 Becher herausgegeben“, sagt Mitarbeiter Benedikt Rieger. Das läge zum einen daran, dass grundsätzlich wenig Kaffee zum Mitnehmen bestellt werde. Zum anderen nutzt die Laufkundschaft, wie etwa die Arbeiter der Baustelle vor der Tür des Geschäfts, weiterhin lieber Einwegbecher. Das Café hat Recup daher wieder gekündigt.
Nichtsdestotrotz spürt RecupSprecherin Gerstmaier, dass derzeit „etwas in Bewegung“sei und das Bewusstsein für den Sinn von Mehrwegbechern wachse. Diesen Eindruck hat auch Frank Schubert, Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei: „Wir geben mehr Becher ab als erwartet, 20 bis 40 Prozent der Nutzer von Mitnehm-Bechern sind
Es gibt einen zweiten Weg, Abfall zu verhindern
mittlerweile auf Recup umgestiegen.“Er sei von Anfang an überzeugt gewesen, inzwischen hat die Bäckerei bereits die vierfache Menge an ursprünglich bestellten Bechern nachgeordert. Manche Kunden nähmen die Becher auch mit nach Hause oder bestellen Fruchtsalat darin. Den organisatorischen Mehraufwand hält Schubert für machbar. Teilnehmende Geschäfte zahlen pro Tag einen Euro Gebühr pro Filiale.
Neben den Pfandbechern gibt es einen zweiten Weg, den Bechermüll einzudämmen. Das Forum Plastikfreies Augsburg hat die Aktion „Bring your own cup“(Bring Deinen eigenen Becher mit) ins Leben gerufen. Cafés und andere Gastronomiebetriebe, die Kaffee in mitgebrachte Behälter ausschenken, sind mit einem Aufkleber markiert. Teilweise gibt es Rabatt auf Getränke.