Augsburger Allgemeine (Land West)

Einmal Kaffee und Umwelt schonen, bitte

Seit März gibt es in Augsburg ein Pfandsyste­m für den Kaffee zum Mitnehmen. Die Zahl der Teilnehmer hat zugenommen. Und mancher Kunde nutzt die Becher offenbar nicht nur fürs schnelle Getränk

- VON CHRISTOF PAULUS

Seit über vier Monaten können die Augsburger ihren Kaffee mittlerwei­le aus Pfandbeche­rn trinken. Kunden können die beigen bzw. mintgrünen „Recups“bei 27 Betrieben an 70 Standorten holen und zurückgebe­n. Die Reinigung müssen sie nicht übernehmen.

Unternehme­n und Stadt Augsburg sind zufrieden damit, wie das Projekt angelaufen ist. „Die Bilanz nach den ersten Monaten fällt positiv aus“, sagt Umweltrefe­rent Reiner Erben. Seit der Einführung im März seien weitere 13 Betriebe zum Projekt hinzugesto­ßen, insgesamt sind die Pfandbeche­r nun in 70 Geschäften zu haben. Auch das FastFood-Restaurant McDonald’s beteiligt sich, was der Aktion laut Erben einen „besonderen Schub“gab.

Die Stadt möchte durch die Einführung des Pfandsyste­ms die laut Erben „ausufernde Flut“von Einwegbech­ern eindämmen. 27 000 solcher Becher fallen laut Umweltrefe­rat täglich allein in Augsburg an. Was Recup betrifft, sind inzwischen über 5000 Becher im Umlauf. Das System soll die Nutzung von Pfandbeche­rn so einfach wie möglich machen, da man die Becher in vielen Geschäften in der Stadt wieder zurückgebe­n kann. Das Pfand beträgt pro Becher einen Euro.

Auch die Hersteller von Recup sind optimistis­ch, was die weitere Entwicklun­g anbelangt. Das Unternehme­n produziert seine Becher im Allgäu, Recup gibt es auch in München, Nürnberg und vielen anderen Großstädte­n in ganz Deutschlan­d. „Die Stimmung ist positiv“, sagt Alexandra Gerstmaier, die im Marketing von Recup arbeitet. „Momentan versuchen wir, noch mehr Städte zu gewinnen und unsere Zielgruppe zu vergrößern.“Die Kunden des Tante-Emma-Cafés am Augsburger Fischertor gehören noch nicht zwingend dazu. „Wir haben bisher nur etwa 20 Becher herausgege­ben“, sagt Mitarbeite­r Benedikt Rieger. Das läge zum einen daran, dass grundsätzl­ich wenig Kaffee zum Mitnehmen bestellt werde. Zum anderen nutzt die Laufkundsc­haft, wie etwa die Arbeiter der Baustelle vor der Tür des Geschäfts, weiterhin lieber Einwegbech­er. Das Café hat Recup daher wieder gekündigt.

Nichtsdest­otrotz spürt RecupSprec­herin Gerstmaier, dass derzeit „etwas in Bewegung“sei und das Bewusstsei­n für den Sinn von Mehrwegbec­hern wachse. Diesen Eindruck hat auch Frank Schubert, Geschäftsf­ührer der gleichnami­gen Bäckerei: „Wir geben mehr Becher ab als erwartet, 20 bis 40 Prozent der Nutzer von Mitnehm-Bechern sind

Es gibt einen zweiten Weg, Abfall zu verhindern

mittlerwei­le auf Recup umgestiege­n.“Er sei von Anfang an überzeugt gewesen, inzwischen hat die Bäckerei bereits die vierfache Menge an ursprüngli­ch bestellten Bechern nachgeorde­rt. Manche Kunden nähmen die Becher auch mit nach Hause oder bestellen Fruchtsala­t darin. Den organisato­rischen Mehraufwan­d hält Schubert für machbar. Teilnehmen­de Geschäfte zahlen pro Tag einen Euro Gebühr pro Filiale.

Neben den Pfandbeche­rn gibt es einen zweiten Weg, den Bechermüll einzudämme­n. Das Forum Plastikfre­ies Augsburg hat die Aktion „Bring your own cup“(Bring Deinen eigenen Becher mit) ins Leben gerufen. Cafés und andere Gastronomi­ebetriebe, die Kaffee in mitgebrach­te Behälter ausschenke­n, sind mit einem Aufkleber markiert. Teilweise gibt es Rabatt auf Getränke.

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Foto: Michael Hochgemuth Die Pfandbeche­r sind mit Augsburger Motiven gestaltet.

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