Augsburger Allgemeine (Land West)
Botanischer Garten setzt auf Sicherheitskräfte
250000 Besucher kommen jedes Jahr auf das zehn Hektar große Areal. Weil sich manche nicht benehmen, ergreift die Stadt nun Gegenmaßnahmen
Der Botanische Garten Augsburg gehört zu den großen Attraktionen der Stadt. Jährlich kommen rund 250000 Besucher auf das Areal mit seinen zehn Hektar Fläche. Die meisten wollen sich einfach nur an der Vielfalt von Blumen, Gräsern, Kräutern und Sträuchern erfreuen. Doch es gibt auch „Besucher“, die über die Stränge schlagen. Darauf hat die Einrichtung nun reagiert.
Zum ersten Mal hat Gartenleiter Bernhard Winzenhörlein drei sogenannte Gartenaufsichten eingestellt. Tatsächlich handelt es sich dabei um Sicherheitskräfte, die von April bis Oktober auf dem Gelände für Ordnung sorgen sollen. Hintergrund: „Zwischen all den Flaneuren finden sich mittlerweile zwischen drei bis fünf Prozent Besucher, die den Botanischen Garten nicht als Einrichtung mit Bezug auf Umweltbildung und Pflanzensammlung wahrnehmen“, sagt Winzenhörlein. Diese Menschen zahlen an der Kasse 3,50 Euro Eintritt, „sie meinen dann, wie in einer Freizeiteinrichtung machen zu können, was sie wollen“.
Die Gartenaufsichten führen nun Protokoll über die Missstände in der Einrichtung. Ein Problem hat der Garten laut Gartenbau-Ingenieurin Renate Hudak demnach mit Fotografen. Immer auf der Suche nach einem Motiv, nähmen sie oft keine Rücksicht auf Beete und Blumen. Andere beliebte „Protokolldelikte“, sind Fußballspielen vor Blumenbeeten, Baden im See, freilaufende Hunde oder Blumenpflücken. Sogar „Yoga in Unterwäsche auf der Wiese“ist vermerkt. Den Ausschlag, dieses Jahr Aufsichten einzustellen, gaben allerdings Besucher, die sich im angeheiterten Zustand weigerten, am Abend den Garten wieder zu verlassen. Besonders streng sind Hudak und Winzenhörlein beim Japangarten. „Es ist der Garten der Städtepartnerschaft von Nagahama, Amagasaki und Augsburg. Dort dulden wir weder Picknicks noch Wasserspiele.“
Winzenhörlein glaubt, dass die Mischung aus Botanik und publikumswirksamen Veranstaltungen das Verhalten mancher Besucher beeinflusst. „Es ist eine Gratwanderung, die zu Missverständnissen bei der Nutzung des Gartens führen kann“, sagt er. Denn der Botanische Garten ist nicht nur zum Schauen da, er ist längst auch ein Veranstaltungsort. Die Augsburger ShowBand „Team 70“fragte einst als erstes an, ob man im Garten vor Publikum spielen dürfe, erinnert sich Winzenhörlein. Mittlerweile ist daraus ein stattlicher Veranstaltungskalender mit vielen Musik- und Aufführungsformaten geworden. Das bekannteste Event ist wohl der „Augsburger Jazzsommer“, der dieses Jahr zum 26. Mal stattfindet. Auch der Pavillon der Schmetterlinge ist bei Besuchern sehr beliebt.
Der Botanische Garten Augsburg übrigens ist ein klassischer „Bürgergarten“. 1985, im Jahr, als Augsburg sein 2000-jähriges Bestehen feierte, bekam er seine heutige Größe von nahezu elf Fußballfeldern. Für sechs Monate fand dort außerdem die Landesgartenschau mit 1,3 Millionen Besuchern statt. Dies war eine Art Initialzündung dafür, das Gelände auch für andere Dinge als nur die Vermittlung von Pflanzenwissen zu nutzen.