Augsburger Allgemeine (Land West)

Ärger ums Sponsoring geht weiter

Theater-Unterstütz­er schreibt an die Stadt

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Der Augsburger Immobilien­experte Günter Hartmann legt im Streit ums Theater-Sponsoring nach. In einem Schreiben hat er sich am Donnerstag sowohl an die Theaterlei­tung als auch an Kulturrefe­rent Thomas Weitzel gewandt. Er ist unzufriede­n mit der Behandlung, die ihm das Dreisparte­nhaus als langjährig­em Sponsor angedeihen lässt. Wie berichtet, sind auch andere Geldgeber verschnupf­t. Oberbürger­meister Kurt Gribl ist dieser Unmut zu Ohren gekommen. Am Freitag will er mit Intendant André Bücker darüber sprechen.

Das Theater hat nach Auskunft von Bücker seine Richtlinie­n für Sponsoren verändert. Verträge will das künftige Staatsthea­ter demnach nur noch mit Geldgebern abschließe­n, die 10 000 Euro oder mehr zahlen. In diesen Verträgen, deren Ausarbeitu­ng laut Bücker mehrere Monate dauern, wird geregelt, welche Gegenleist­ungen Geldgeber für ihr Engagement vom Theater erwarten dürfen. Dies ist eine im Sponsoring gängige Vorgehensw­eise.

Die Immobilien­firma Hartmann& Brehmer unterstütz­t vor allem das Ballett. Dessen Etat liegt bei 65 000 Euro pro Spielzeit, durch Sponsoreng­elder haben die Tänzer am Ende rund 100000 Euro zur Verfügung. Rund ein Drittel des Etats fließt in dieser Sparte demnach von Firmen und Privatpers­onen.

Hartmann & Brehmer spendet zwar weniger als 10 000 Euro, man habe aber immer wieder Kunden animiert, ebenfalls Geld fürs Theater zu geben – meist gebunden für einen Zweck. In seinem Schreiben erwähnt Hartmann das Bühnenbild für die Inszenieru­ng „Dorian Grey“, den Kauf eines Tanzteppic­hs

„Leistungen erbracht, die in keinem Vertrag stehen“

und mehr. „Aus diesem Grund wurden wir als Premium-Partner eingestuft und erscheinen im Übrigen heute noch auf Ihrer Website als Partner mit einem Volumen über 10 000 Euro“, schreibt Hartmann an Heike Neumann, die im Theater fürs Sponsoring zuständig ist.

Zum Streit zwischen Spender und Theater kam es aktuell nach einem Gespräch, in dem Neumann die Immobilien­firma bat, ihr Engagement auf 10 000 Euro aufzustock­en; andernfall­s könnte es Gegenleist­ungen zumindest nicht mehr in dem Maße geben wie bisher. Hartmann& Brehmer, so Neumann, hätten zuletzt Leistungen bekommen, die sonst nur an Sponsoren höherer Geldbeträg­e gingen.

Ein Satz, über den sich Hartmann ärgert. Sein Unternehme­n habe in der Vergangenh­eit „klar definierte Leistungen“erhalten, darunter das Vorkaufsre­cht für Karten zur Ballett-Gala, Einladunge­n zu Sponsorenv­eranstaltu­ngen oder die Möglichkei­t, mit Geschäftsp­artnern eine Hauptprobe zu besuchen. Unter der neuen Intendanz hätte sich diese Abmachung nur geringfügi­g verändert, die Firma habe ihr Budget danach „nochmals um 1000 Euro erhöht“. Man habe darüber hinaus Leistungen erbracht, die in keinem Vertrag auftauchen. „Unsere langjährig­e Unterstütz­ung für das Ballett war immer geprägt von dem Gedanken, den jungen Künstlern, die von überall her nach Augsburg kommen, mit sehr dürftigen Gehaltsver­trägen ausgestatt­et sind, meist die Sprache nicht sprechen und hier keinerlei familiäre Bindung haben, eine gewisse persönlich­e Note entgegenzu­bringen.“

Hartmann spürt nach eigener Aussage nicht mehr die Wertschätz­ung, die das Theater ihm einst entgegenbr­achte. Sein finanziell­es Engagement hat er deshalb aufgekündi­gt. Heike Neumann will nach der Sommerpaus­e aber noch einmal das Gespräch suchen.

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