Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Stent erhält die Sehkraft
Neues, schonendes Operationsverfahren bei Grünem Star an der Augenklinik Augsburg Forsterpark
Rund eine Million Menschen in Deutschland sind von der Augenkrankheit Grüner Star (Glaukom) betroffen. Sie führt zu 30000 Neuerblindungen jährlich und ist damit die zweithäufigste Ursache für Erblindungen nach der Makuladegeneration.
„In der modernen Augenmedizin gibt es inzwischen verschiedene Möglichkeiten die chronische, unheilbare Krankheit aufzuhalten. Standard ist jedoch noch immer eine in der Nachsorge aufwendige und nicht ungefährliche OP aus den 50er Jahren“, berichtet Dr. Felix Rombold, Augenarzt und Gesellschafter der Augenklinik Augsburg im Forsterpark. „Besonders im Raum Augsburg fehlen die modernsten Operationsangebote, sodass die Patienten dafür nach München oder weiter ausweichen müssen“, ergänzt Mitgesellschafter und Augenarzt Dr. Christoph Niederdellmann.
Um diese Versorgungslücke zu schließen, bietet die Augenklinik Augsburg künftig ein neues Verfahren an: die Implantation eines XENStents zur Augendrucksenkung. Ein erhöhter Augeninnendruck ist nämlich in den meisten Fällen die Ursache für ein Glaukom. Er entsteht dadurch, dass das Kammerwasser, welches das Auge mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, nicht mehr richtig abfließen kann. Die Folge: Die Durchblutung der Netzhaut und des Sehnervs verschlechtern sich, letzterer wird unwiederbringlich zerstört. Die Patienten sehen dann in den Randbereichen des Gesichtsfeldes nicht mehr deutlich, in der Bildmitte zeigen sich „blinde Flecken“. Das fatale daran ist, dass Betroffene lange Zeit nichts merken, weil sie keine Schmerzen haben und das gesunde Auge den Ausfall beim anderen eine Weile ausgleicht. So wird die Krankheit oft erst entdeckt, wenn bereits ein großer Teil der Sehkraft verloren gegangen ist. Je früher das Glaukom jedoch erkannt wird, desto weniger vom Sehnerv wird zerstört.
„Die Patienten haben einen hohen Leidensdruck, weil sie um ihr Augenlicht fürchten“, erklärt Dr. Rombold. Er wird deshalb nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, wie wichtig regelmäßige Früherkennungs-Untersuchungen des Augeninnendrucks und – ganz wichtig – des Sehnervs durch modernste, bildgebende Verfahren beim Augenarzt sind. Denn der Wert des Augeninnendrucks allein sagt noch nichts darüber aus, ob dieser bereits den Sehnerv geschädigt hat oder nicht. „Der Augeninnendruck wirkt sich ganz individuell bei jedem Menschen aus“, weiß Dr. Rombold.
Leider sind die inzwischen sehr genauen Untersuchungen zur Glaukomfrüherkennung noch immer individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), die von den Kassen nicht übernommen werden, weil sie nicht wissenschaftlich belegt seien. Es kursiert sogar das Gerücht, sie könnten schädlich sein. Das stimme allerdings nicht, wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) mitteilt.
Wird bei den Untersuchungen Grüner Star diagnostiziert, bietet die Augenklinik Augsburg sämtliche Behandlungsmöglichkeiten. Welche zum Einsatz kommt, ist dabei ganz individuell und richtet sich nach dem Fortschritt der Erkrankung, dem allgemeinen Zustand und Alter des Patienten. „Üblicherweise geht man zuerst medikamentös mit Tropfen gegen den zu hohen Augeninnendruck vor“, so Dr. Rombold. „Allerdings tun sich fast ein Drittel der zumeist älteren Patienten schwer mit den Medikamenten, weil sie sie nicht vertragen, die regelmäßige Anwendung vergessen oder ihnen das Einträufeln schwer fällt.“ Geeigneter ist deshalb oft die Selektive Laser Trabekuloplastik (SLT). Dabei werden kleinste Öffnungen ins Maschenwerk des Kammerwinkels im Auge gelasert, über die das Kammerwasser abfließen kann. Solch eine ambulante OP kann den Augendruck um bis zu 20 Prozent senken. Sie ist schmerzfrei und nachsorgearm. „Allerdings schließen sich die Löcher manchmal wieder, so dass es keine dauerhafte Lösung ist. Sie ist auch nicht für jeden Patienten geeignet“, sagt Dr. Niederdellmann.
Deshalb kommt man oft nicht umhin, den Abfluss des Kammerwassers langfristig zu verbessern und damit den Augeninnendruck dauerhaft zu senken. Das kann über eine Kanaloplastik geschehen. Bei der minimal-invasiven Technik wird der 0,25 Millimeter dünne Abflusskanal des Auges mit einem Mikro-Katheter aufgedehnt, sodass er wieder funktioniert. Der Eingriff gilt als besonders schonend. Beim I-STENT, einer weiteren Möglichkeit, wird der natürliche Abfluss verbessert, indem ein kleines Titanröhrchen ins Maschenwerk platziert wird. „Kombiniert man diesen Eingriff mit einer Operation des häufig auftretenden Grauen Stars bei den Patienten, kann der Druck um bis zu 30 Prozent gesenkt werden. Danach müssen Augentropfen gelegentlich weiter verabreicht werden. Neuestes Verfahren, das jetzt auch in der Augenklinik durchgeführt wird, ist der Einsatz eines XEN-Stents. Dabei schiebt der Operateur mittels Injektion ein Collagenröhrchen unter die Bindehaut, über welches das Wasser abfließen kann. Es wird sozusagen ein neuer, künstlicher Abfluss geschaffen ähnlich wie bei der Trabekulektomie, die als Standardoperation beim chronischen oder Offenwinkelglaukom gilt. Dr. Rombold: „Das neue Verfahren ist anspruchsvoll in der Nachsorge, senkt den Druck aber um bis zu 50 Prozent.“
„Die Patienten haben einen hohen Leidens druck, weil sie um ihr Augenlicht fürchten.“
Dr. Felix Rombold
Ein solcher Eingriff kann ambulant in der Augenklinik oder auf Wunsch auch stationär im Vincentinum durchgeführt werden und dauert maximal 30 Minuten. Die Kosten für eine ambulante OP übernehmen in den meisten Fällen die Krankenkassen.
In der Augenklinik Augsburg führen Dr. Margit Kreilinger und Dr. Matthias Rohleder die Implantation eines XENStents durch. Bereits gestern haben sie die ersten Patienten operiert – unter Beisein von Prof. Dr. Christoph Hirneiß von der Uniklinik München, der an der Entwicklung der neuen Methode in den letzten fünf Jahren maßgeblich beteiligt war.
IWeitere Infos im Internet www.augen augsburg.de https://augen augsburg.de/aktuell/ xen stent.html
„Lasern ist gut, aber nicht für jeden Patienten geeignet.“
Dr. Christoph Niederdellmann
„Das neue Verfahren senkt den Druck um bis zu 50 Prozent.“
Dr. Felix Rombold