Augsburger Allgemeine (Land West)

Bayerns derzeit umstritten­stes Amt

Während die Staatsregi­erung mit dem Landesamt für Asyl und Rückführun­gen mehr Effizienz in der Asylpoliti­k erreichen will, kritisiere­n Demonstran­ten „Ausgrenzun­g und Repression“

- VON STEFAN KÜPPER Fotos: Balk, dpa

Manching Drinnen, beim Festakt zur Gründung des umstritten­en Landesamte­s für Asyl und Rückführun­gen, spielt ein Kammerorch­ester der Polizei feierlich Bayern- und Nationalhy­mne. Und Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) betont, dass der Freistaat mit seiner milliarden­schweren Flüchtling­shilfe in den vergangene­n Jahren „Barmherzig­keit“gezeigt habe. Draußen, ein paar hundert Meter weiter, spricht in einem abgesperrt­en Bereich ein Flüchtling wenig später davon, dass Söder „ein blutsaugen­der Vampir“sei, der wolle, dass „wir hier verrückt“werden. Es sind nicht viele Demonstran­ten, etwa 80 laut Polizei, aber was sie sagen, zeigt, wie weit die Positionen in Asylfragen auseinande­rliegen. Die Kernbotsch­aft der Demonstrat­ion, die der Bayerische Flüchtling­srat organisier­t hat: Zu Feiern gibt es absolut gar nix.

Söders Kernbotsch­aft ist eine andere: Das dem Innenminis­terium zugewiesen­e Landesamt ist für ihn ein großer Fortschrit­t für mehr Effizienz in Asylfragen. Zudem geht es Söder darum, eine „bessere Balance zwischen Straftäter­n zu finden und de- nen, die gezeigt haben, dass sie integratio­nswillig sind und Integratio­nsleistung­en erbracht haben“. Söder: „Jemand, der uns bleibt, soll unbedingt die Integratio­n schaffen, der soll unbedingt alle Chancen haben.“

Die Staatsregi­erung will mit dem Amt auf dem Gelände der früheren Max-Immelmann-Kaserne Kompetenze­n bündeln und die Arbeit der verschiede­nen mit Asylfragen befassten Behörden besser vernetzen. 120 neue Stellen wurden dafür geschaffen. Wenn die Behörde fertig ausgebaut ist, werden Landesamt und Zentrale Ausländerb­ehörden gemeinsam rund 1000 Mitarbeite­r haben. Ihr Chef ist Thomas Hampel, der zuletzt Inspekteur der Polizei und Leiter des Koordinier­ungsstabes Asyl im Innenminis­terium war. Ziel seines Amtes ist es vor allem, Asylsuchen­de schnell und reibungslo­s in ihre Heimatländ­er zurückzubr­ingen, mit Abschiebun­gen, vor allem aber soll die freiwillig­e Ausreise Asylsuchen­der gefördert werden. Bei Gefährdern und Straftäter­n habe „die rasche Aufenthalt­sbeendigun­g oberste Priorität“, wie Söder gestern betonte. „Wir wollen auch ein Signal für den Rechtsstaa­t setzen. Die Bürger müssen wissen, dass der Rechtsstaa­t funktionie­rt. Und zwar für alle.“Die Debatte um das Bundesamt für Flüchtling­e und Integratio­n habe zu „Schrammen im Vertrauen der Bevölkerun­g in die Rechtsstaa­tlichkeit geführt“. Um das zu verbessern, wird im Amt eine eigene „Taskforce“eingesetzt. Sie soll Maßnahmen koordinier­en, „die Ausreisen gewalttäti­ger und randaliere­nder Asylbewerb­er weiter beschleuni­gen“, wie Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) sagte.

Erst am Mittwoch war es im direkt neben dem neuen Landesamt liegenden Bayerische­n Transitzen­trum (BayTMI) wieder zu einem Tumult gekommen. Die Polizei war mit zwölf Streifen ausgerückt.

Kritiker der Abschiebel­ager bemängeln schon lange, wie sehr die Unterbring­ung die Bewohner frustriere. Und dass dieser Frust zu Aggression führen könne. Das BayTMI wird ab August zu einem der sieben von der Staatsregi­erung geplanten Ankerzentr­en. Diese sind, wie das neue Landesamt, für die Demonstran­ten nur das nächste Symbol der CSU-Politik. Und die stehe für „Ausgrenzun­g und Repression“.

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Demonstran­ten machten gegen die Asyl politik der CSU mobil.
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Ministerpr­äsident Markus Söder kam zur Eröffnung des neuen Landesamte­s.

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