Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie lange diesmal?
18 Vereine, allerhand Fragen. Wer kam, wer ging? Abstiegskampf oder internationales Geschäft? Heute: der Nürnberger Fahrstuhl-Club (Teil 1 von 18)
Nürnberg Acht Mal sind die Nürnberger in ihrer Geschichte aus der ersten Bundesliga abgestiegen, im Mai machten sie den achten Aufstieg ins Oberhaus perfekt.
Wer ist der Star beim Club?
Man könnte Kapitän Hanno Behrens nennen, der in der ZweitligaSaison häufig mit seinem Willen voranging und mit 14 Toren als Mittelfeldspieler bester Schütze war. Oder den schwedischen Mittelstürmer Mikael Ishak, der als Zielspieler so wichtig ist, auch wenn er 2018 noch in keinem Pflichtspiel getroffen ist. Aber eigentlich ist der Star die Mannschaft. Viele Spieler sind privat befreundet, der Teamgedanke soll auch im Oberhaus weiter im Vordergrund stehen.
Warum gibt es bisher kaum Neuzugänge?
Der Club hat sich in den letzten zwei Spielzeiten finanziell konsolidiert, aber nur vier Millionen für Transfers zur Verfügung. 500 000 Euro wurden in Christian Mathenia (Hamburger SV) investiert, der Fabian Bredlow den Platz im Kasten streitig macht. Ansonsten wartet man auf fallende Preise. „Die Tarife sind momentan nicht ganz unsere Preisklasse“, sagt Sportvorstand Andreas Bornemann und wundert sich über die Konkurrenz: „Drei Millionen scheinen das neue Ablösefrei zu sein.“Auf der Wunschliste steht Bundesliga-Erfahrung – im Detail ein Mittelfeldspieler, zwei offensive Außenbahnspieler und vielleicht ein zentraler Stürmer. „Wir können viel Vertrauen in unseren Aufstiegskader haben und müssen nichts überstürzen“, bleibt Trainer Michael Köllner ruhig.
Wer wird Nachfolger von Kevin Möhwald?
Eduard Löwen hätte gerne die zentrale Rolle des zu Werder Bremen gewechselten Mittelfeldspielers, der den FCN als einzige Stammkraft verließ. „Ich versuche zu zeigen, dass mir diese Position am besten liegt“, sagt der allseits gelobte Allrounder, dessen Vielseitigkeit der Trainer bisher mit zahlreichen Verschiebungen nutzte. U-21-Nationalspieler Löwen verlängerte seinen Vertrag auch mit Perspektive auf weniger Wechselspiele.
Wie reagieren die Fans darauf, dass der Club nach vier Jahren zurück in der Bundesliga ist?
Nach dem geschafften Aufstieg war die Euphorie in Franken sehr groß. Auch bei Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, einem gebürtigen Nürnberger und bekennenden Club-Fan, der im Wahlkampf gerne einen Staatsempfang für die Mannschaft ansetzte. Mittlerweile gibt es auch eine Portion Skepsis, ob es zum Überleben im Oberhaus reichen wird. Bisher sind für das Max-Morlock-Stadion immerhin schon 24 500 Dauerkarten verkauft.
Warum sorgt Trainer Michael Köllner in mehrfacher Hinsicht für Unterhaltungswert?
Einmal durch seine Persönlichkeit. Der 48-Jährige war Jugendkoordinator und ergriff mit vollem Engagement die späte Karrierechance, die ihm der Verein vor eineinhalb Jahren bot. Er ist bodenständig und medienaffin gleichzeitig, versucht seine Oberpfälzer Mundart nicht zu verstecken und haut schon gerne mal einen Spruch heraus. Nach dem
3:1-Sieg in Kiel etwa wünschte Köllner seinem Kollegen Markus Anfang viel Glück in der Relegation, obwohl noch gar nichts entschieden war. Unterhaltungswert hat aber auch der offensiv orientierte Fußball, den Köllner spielen lässt. Ihm war es wichtig, schon letzte Saison ein Spielsystem zu entwickeln, mit dem man auch in der Bundesliga bestehen kann.
Prognose der Sportredaktion Ein guter Trainer, kaum Abgänge, Ruhe im Umfeld – es lief schon mal schlechter in Nürnberg. Allerdings fehlen noch Verstärkungen des Kaders. Ansonsten fügt der FahrstuhlClub seiner Geschichte einen weiteren Abstieg zu.
Abgänge Möhwald (Werder Bremen, ab lösefrei), Kirschbaum (Bayer Leverkusen, ablösefrei), Brecko, Aluhsi, Sepsi (alle ver einslos), Werner (VfB Stuttgart, Leihende), Hufnagel (SC Freiburg, Leihende), Stefa niak (VfL Wolfsburg, Leihende), Garcia (Werder Bremen, Leihende).
Zugänge Mathenia (Hamburger SV,
500000 Euro), Klandt (SC Freiburg, ablö sefrei), Bauer (Werder Bremen, Leihe), Knöll (Hamburger SV II), Goden (1. FC Köln, U19), Tillmann (Bayern München II, Leihe), Celebi (eigene U19).