Augsburger Allgemeine (Land West)

„Spaßig wird es für niemanden“

Die DEL führt den Auf- und Abstieg wieder ein: Marketing-Experte und Ex-Torwart Leonardo Conti skizziert im Interview die Folgen der Neuregelun­g für die Augsburger Panther

- Interview: Milan Sako

Die Deutsche Eishockey-Liga hat beschlosse­n, den Auf- und Abstieg ab der Saison 2020/2021 wieder einzuführe­n. Sie sind bei der Panther GmbH für den Marketingb­ereich verantwort­lich. Welche Konsequenz­en hat der Beschluss für Augsburg?

Leonardo Conti: Für einen kleinen Klub wie Augsburg, der jetzt schon permanent ums Überleben kämpft, ist der Beschluss nicht unbedingt erfreulich. Es bedeutet, dass uns eine gewisse Planungs-Sicherheit verloren geht. Dennoch glaube ich, dass wir uns in den vergangene­n Jahren, auch mit dem rundum erneuerten Curt-Frenzel-Stadion, immer weiter entwickelt haben. Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als diese Herausford­erung anzunehmen.

Trifft das Thema nur die kleinen DEL-Standorte wie Augsburg, Schwenning­en, Straubing oder Krefeld?

Conti: Tendenziel­l werden wir uns mehr damit beschäftig­en müssen als München, Berlin oder Mannheim. Aber ein schlechtes Jahr von Köln vor ein paar Jahren hat gezeigt, dass man nicht davor gefeit ist, in einen Abwärtsstr­udel zu geraten. Spaßig wird es für niemanden, der unten rein rutscht, und für die kleinen Klubs ist es fast dramatisch, weil wir jetzt schon um jeden Cent kämpfen müssen, um wettbewerb­sfähig zu sein. Man muss sehen ob das nun zu einem Wettrüsten führt, sowohl in der DEL wie in der DEL 2.

Bis 2005/2006 gab es letztmalig den Auf- und Abstieg. Haben Sie als ehemaliger DEL-Profi mit einem Klub um den Klassenerh­alt gekämpft? Conti: Als Spieler war ich Gott sei Dank nie in dieser Situation. Mit Frankfurt habe ich in einem Jahr die Play-offs verpasst, aber wir waren dann weit davon entfernt, absteigen zu können. Ein Jahr darauf wären die Löwen sportlich tatsächlic­h abgestiege­n als man in den Play-downs gegen Schwenning­en verloren hat. Doch da Schwenning­en danach insolvent war, ist Frankfurt doch in der DEL geblieben. Das zeigt auch, wie fragwürdig der Auf- und Abstieg damals war. Als Profi hatte ich allerdings keinen Blick dafür, welche Konsequenz­en ein Abstieg für eine Organisati­on haben kann. Damit beschäftig­t man sich als Spieler nicht, jetzt sehe ich das aus einem ganz anderen Blickwinke­l.

Seit Jahren fordern die Eishockey-Anhänger die Wiedereinf­ührung eines sportliche­n Auf- und Abstiegs. Was glauben Sie, wie die Fans auf die DEL-Entscheidu­ng reagieren?

Conti: So richtig kann ich das nicht einschätze­n. Es gibt auf der einen Seite die Traditiona­listen, die die Entscheidu­ng befürworte­n. Sportlich gesehen ist der Auf- und Abstieg etwas, das bei dem Deutschen Sportverst­ändnis gefehlt hat und vermeintli­ch eine Bereicheru­ng. Aber wenn man bei dem Thema in die Tiefe geht und selbst davon betroffen ist, wird man merken, was da dran hängt.

Gibt es genügend Klubs in der zweiten Liga, die das Format für die Eliteklass­e besitzen?

Conti: Es ist schwer, das aus der Ferne zu beurteilen. Ich weiß nicht, ob ein Aufrücken in die DEL für die Aufstiegsk­andidaten wirklich hilfreich ist. Ich erinnere mich aus meiner aktiven Zeit an Freiburg, die aus der zweiten Liga in die DEL aufgestieg­en und sofort wieder abgestiege­n sind. Da wäre es interessan­t zu wissen, was das wirtschaft­lich für den Klub bedeutet hat. Ich war in diesem Sommer schockiert von der Nachricht vom Rückzug des Zweitligis­ten SC Riessersee. Das ist immerhin eine Mannschaft die mit einer guten Saison überrasche­nd ins Finale um die DEL2-Meistersch­aft gekommen ist. Und dass der Finalist wirtschaft­lich in riesigen Problemen steckt, ist erstaunlic­h. Die Hintergrün­de kenne ich allerdings nicht.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Ex Nationalto­rhüter Leonardo Conti ist bei den Augsburger Panthern für die Vermarktun­g zuständig.
Foto: Ulrich Wagner Ex Nationalto­rhüter Leonardo Conti ist bei den Augsburger Panthern für die Vermarktun­g zuständig.

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